The Midnight Flower

Bracken Man 2016

Bracken Man von Amouage
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8.0 / 10 443 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Amouage für Herren, erschienen im Jahr 2016. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von Sabco Group / Oman Perfumery vermarktet. Der Name bedeutet „Farnkraut”.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Grün
Fougère
Erdig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
provenzalischer Lavendelprovenzalischer Lavendel GewürznelkeGewürznelke ZypresseZypresse MuskatMuskat BergamotteBergamotte ZitroneZitrone
Herznote Herznote
ZimtZimt ZedernholzZedernholz RosengeranieRosengeranie SandelholzSandelholz
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli MoschusMoschus

Parfümeure

Bewertungen
Duft
8.0443 Bewertungen
Haltbarkeit
8.4405 Bewertungen
Sillage
7.9405 Bewertungen
Flakon
8.7395 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.9152 Bewertungen
Eingetragen von Michael, letzte Aktualisierung am 24.03.2024.
Wissenswertes
Das Parfum war Teil der Kollektion „The Midnight Flower”.

Rezensionen

17 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Achilles

88 Rezensionen
Achilles
Achilles
Top Rezension 36  
Fougere+Arabeske= Groteske?
Wieder einmal zuviel Dufteindruck für mich, dass ein Statement reichen könnte.
Eine Groteske vereint Gegensätze in ihrer Darstellungsweise, ob nun als Bild, Skulptur oder hier, dem Parfum. Fougere trifft auf das Morgenland, und Amouage hat in seinem Herrensektor bis auf einige wenige "hellere" Düfte wie Sunshine oder Reflection eher betont orientalische Parfums im Sortiment, was ja auch klar ist.

Schon die Farne auf dem Flakon und die Arabeske auf der Verpackung suggerieren Gegensätze, die erstmal neugierig machen, ob sie denn so vereinbar sein könnten, ohne gemeinsam komisch oder mißlungen zu wirken, wenn mal man so über die Duftkategorien nachdenkt. Ein Fougere zeichnet sich klassicherweise durch das Zusammenspiel von Lavendel, Eichenmoos und Cumarin aus, ein Orientale ist üblicherweise schwer, üppig, würzig, süß, balsamisch und auch rauchig.

Bracken vereint erstaunlicherweise beide Welten, und das nicht schlecht! Sogar gekonnt, subtil, elegant und klassisch maskulin, der gesamte Dufteindruck. Ein Sprüher reicht übrigens auch vollkommen aus, eine Duftwolke mit dem Wendekreis eines Panzers zu kreieren.
Der Auftakt ist Bergamotte und Patchouli, was anfangs eine gar scheußliche Fratze abbildet, wobei wir wieder bei der Groteske wären, der feuchte Kellerduft oder das eingepackte nasse Zelt, was vergessen wurde und wovor man schon irgendwie Angst hat, es auszupacken, ist hier leider nicht wegzudiskutieren. Alsbald legt sich dieses Trauerspiel aber und eine urtümlich starke Note von vertrautem, wohlwollendem und elegantem Lavendel (ohne die manchmal saure Eigennote) gesellt sich hinzu, welche flankierend Feuer von doppelt soviel starker Gewürznelke bekommt, so pikant-saftig wie in Tobacco Vanille - welche in Bracken besonders ölig-aromatisch und pfeffrig daherkommt.

Bis zur Herznote regiert dieses Triumvirat aus Lavendel, Gewürznelke und Patchouli mit eiserner Faust, und riecht einfach fantastisch. Soweit so schön, bis hierhin schon ein wirklich feiner, starker, markanter Duft, eine raffinierte Balance aus Orient und Okzident, feine Spuren von Zimt und Rosengeranie wie in Chanels Egoiste, wirklich ganz famos. Dann, in der Herznote noch eine schöne Überraschung: Orange! Aber keine frisch aufgeschnittene, sonnenscheindurchflutete Orange, sondern weihnachtlich kandiert. Diese bernsteinfarben- bis gülden schimmernde Früchte, oder auch die Orangenspalten, die im Glühwein zusammen mit Nelken schwimmen und ihr charmantes Aroma abgeben.

Die Basis ist eine abgeklungene Mischung aus allem, und Patchouli kommt wieder stärker durch, was dem ganzen eine noch maskulinere Nuance zum Ende hin vereiht. Auch Gewürzkuchen ist drinnen, und Muskat.
Also alles in allem eine überreiche Komposition einer Auswahl kräftiger Noten, welche vielen mit Sicherheit zu stark sein wird und röcheln lässt, wer aber noch was ausdrucksstarkes für den Winter sucht, könnte hier glücklich werden.
20 Antworten
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
DaveGahan101

535 Rezensionen
DaveGahan101
DaveGahan101
Top Rezension 34  
"Selection Who is who"
So da isser nun..der neue von Amouage..mit seinem etwas sperrigen Namen! Selbst die Parfumerie-Mitarbeiterin hat ihn als "Breaken Man" ausgesprochen..scheint fürs deutsche Ohr und Sprache noch etwas holprig zu sein. Amouage eine Marke, der ich zuletzt nicht mehr allzu große Beachtung geschenkt habe und doch hat sie mich jetzt zum dritten Mal in Folge überrascht mit Sunshine Man, Myth Man und jetzt mit Bracken Man. Alle 3 Düfte hätte ich so von Amouage nicht erwartet (am ehesten noch Myth Man) und so einen Duft wie Bracken Man in 100 Jahren schon gar nicht zugetraut. Quasi eine Gran Selezione europäischer Top-Düfte.
Erstmal großen Applaus für eine völlig andersartig angehauchte Marke, solch ein Weg bzw. Duftrichtung einzuschlagen. Ein mutiger und innovativer Weg, der sich vielleicht am typischen gutbetuchten 100ml-Flakon-Publikum, betriebswirtschaftlich nicht rechnen wird, da zu ungewohnt, zu unerwartet und vielleicht zu wenig an vergangenes angelehnt. Was den erfahrenen Parfumo zum Lechzen bringt, sorgt beim Stammpublikum vielleich für Irritationen.
Ich gehöre in beide Gruppen nicht so wirklich und doch hat er mich erstmal irritiert und fasziniert zugleich. Auch nach dem dritten Test, traue ich mir kein finales Urteil zu, bin noch zu sehr hin und her gerissen.
Bracken Man haut Dir beim ersten Sprüher erst mal Nase platt. Da kommt ne Wucht an ungewohnten Duftnoten, an Eindrücken..die musst Du erstmal sortieren. Heftig...stark..ätherisch scharf. Man steht vor einem Berg Grünzeugs, den man erstmal sortieren und auf sich wirken lassen muss. Lavendel in einer erstmal grün-krautigen Version, ähnlich wie in Sunshine Man, nur dreht er sich dort viel schneller ins süßliche. Hier besitzt er eine medizinische Schärfe, diese könnte aber auch von der Zypresse stammen. Mein erster Gedanke war ne Mischung aus Gris Clair und Italian Cypress. Ätherisch grüne Note, wie aus zerrieben Zypressen- und Thuja-Nadeln gewonnenes Extrakt. Bitter,herb, männlich...und herrlich zum Durchatmen..macht ri(e)chtig die Nebenhöhlen frei. Im Hintergrund wabbert eine wirklich ganz minimale süßliche Note..ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Nuance ebenfalls vom Lavendel stammt...oder der Einfluss vom ziemlich unsüßen Zimt stammen könnte.
Bracken Man wirkt "schlank"...übersichtlich und klar..und doch glaube ich, dass dieser Eindruck täuschen kann. Er ist alles andere als schlicht oder gar dünn, auf mich wirkt er vielmehr dicht und komplex..auch wenn er neue Nuancen nur ganz spärlich und mit großer Zeitverzögerung und Geduld, aus sich rauskitzeln lässt. Mal wieder eher kein Duft für den Schnelldurchlauf von Amouage. Hier und da blitzen kleine Nuance von Acqua Sextius auf, ohne dass Bracken Man einen maritimen oder salzigen Touch besitzt, eher die würzige und ätherische Schärfe, die mich manchmal auch an einen Saunaaufguss denken lässt. Er besitzt auch einen recht klasssichen Fougère-Einschlag, trotzdem wirklich das gesamte Duftbild zu keiner Zeit oldschool. Ist ein Mix aus mordernen und klassischen Elementen, von der Machart(nicht vom Duft!) dem Masculin Pluriel von MFK nicht unähnlich, da treffen auch beide Einflüsse/Facetten aufeinander.
Bracken Man verharrt so in bester Profumum Roma-Manier für ettliche Stunden ohne dass ich eine weitere Entwicklung feststellen kann. Sowas kann evtl. auch mal auf Dauer anstrengen.

Wie weiter oben bereits angedeutet, hab ich noch kein abschliessendes Urteil gefällt. Auf der Seiten fasziniert mich der Duft/Geruch extrem, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich sowas wirklich tragen möchte oder doch lieber aus der Ferne betrachten, bewundern und genießen!?!

Fazit: Nur ein Eigentest wird Dich hier weiterbringen, denn den Duft und sein dazugehöriges Erlebnis richtig zu beschreiben, ist ganz ganz schwierig und hilft auch nicht wirklich weiter. Wer aber die o.g. Düfte kennt, kann sich eine gewisse Richtung schemenhaft vorstellen. Die Haltbarkeit und Sillage ist exzellent, seit heute morgen hält der Duft fast unverändert stark und die Sillage ist zum leidwesen meiner Freundin raumfüllend. Für den Businessauftritt, wofür ich ihn recht gut geeignet sehe, reicht wohl ein einziger Sprüher für den Tag.

Faszination: 100%
Parfumliebe: 80%

Ergibt 90% als Gesamtwertung
9 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Nasenputz

23 Rezensionen
Nasenputz
Nasenputz
Top Rezension 22  
Patchouli der besonderen Art....
Bracken......wieder ein Amouage......dachte ich beim ersten Test.....ich sprühte ihn mir aufs Handgelenk und wurde aber wegen einer Hiobsbotschaft im Handy abgelenkt und sofort zum Handeln anderweitig beschäftigt......ich vergass diesen Duft völlig und nachdem ich wieder zur Ruhe kam, ca 5 Stunden später im Zug spricht mich das Ehepaar im Abteil unabhängig und fast zeitgleich synchron auf meinen "wunderschönen " Duft an, den ich trage...sowas feines, sanftes und warmes hätten sie noch nie gerochen. .... ich grübelte ..was hatte ich mir überhaupt in der Parfümerie aufgesprüht? Ich roch an meinem Handgelenk...und ja...es war wundervoll und mir doch bekannt und dennoch anders.... ausgestiegen und wieder bei einem Termin....andere Gedanken....abends zuhause sitze ich in meinem Sessel und plötzlich wieder dieser Duft, nun noch weicher und wärmer und immer noch präsent.....der Duft hat was......ich muss mehr erfahren.....also bin ich am nächsten Morgen wieder in der Parfümerie, kaufe ihn mir, auch wenn mir der Preis wieder sehr hoch vorkommt und das Design mir zu "hippielike und zu crazy" erscheint.
Ich sprühe ihn mir zuhause auf....reichlich...und die erste Stunde bereue ich fast meinen Kauf
Patchouli extrem...wie einst bei Givenchy Gentleman...nur noch modriger und tatsächlich leicht hippielastig.
Nun denn.....aber dann, nach dieser Stunde( mag sein, dass meine Überdosierung auch schuld war) fängt dieser Duft wieder an...zu zaubern...er macht mich süchtig!!! Er schafft es.....es ist für mich der beste Amouage.....Die anderen überzeugten mich nie wirklich.....Reflection, sorry, ist für mich ein Gaultier Le Male -verschnitt, da kann ich mir ihn immer wieder edel reden...und die anderen versetzen mich in feinster Weise in irgendetwas, aber Bracken...... er wird von Stunde zu Stunde harmonischer, weicher aber bleibt immer MANN PUR....und der Haftfähigkeit ist bei mir hier enorm. Selbst die Dusche lässt noch Reste erahnen und das rechtfertigt dann doch den hohen Preis für diesen....ja was ist er??? Für mich der " Edelhippiekrautkaschmirkerleduft"...
1 Antwort
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
SirAddy

8 Rezensionen
SirAddy
SirAddy
Top Rezension 25  
Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht...
Dieser Kommentar hat eine lange Vorgeschichte die ich für mich persönlich wichtig fand, weil es auch etwas die Komplexität von Amouage Düften widerspiegelt. Zudem war es mein erster bewusst selbst gekaufter Duft im Luxus-Segment. Für mich eine recht persönliche Sache. Wen das alles nicht interessiert am Besten direkt zu "Dufteindruck" springen.

Vorgeschichte:

Ich wollte mir zur Abgabe meiner Abschlussarbeit einen wirklich tollen und edlen Duft gönnen. Ersten Kontakt mit Amouage hatte ich in einer sehr schönen Parfümerie in Bielefeld. Dort gibt es fast ausschließlich Nischen-Düfte und viele Klassiker. Ich muss ehrlich gestehen Amouage hat es mir überhaupt nicht leicht gemacht. Mehrere Düfte wurden mir an diesem Tag vorgestellt von Interlude, über Jubilation XXV, Epic, Honour, Gold und schließlich Sunshine. Eigentlich habe ich eine gute Nase (vor allem durch mein Whisky-Hobby) aber bereits nach Interlude habe ich nur noch Oregano, Weihrauch und Asche gerochen. Die Komplexität und Wucht dieser Düfte hat mich so überfordert, dass ich erstmal dankend abgelehnt habe. Gekauft an diesem Tag habe ich schließlich Habit Rouge von Guerlain. Der ist zwar fantastisch, aber jetzt nun mal eher ein Standard Duft, den jeder gut sortierte Parfumo-Mann in seiner Sammlung haben sollte. Ein Klassiker eben. Zum Abschied hat mir der nette und versierte Kundenberater noch eine Probe von Bracken Man mitgegeben, die ich völlig uninteressiert in meinen Rucksack steckte.

Immer wieder, mit Blick auf die Bewertungen bei Parfumo, bin ich mehrmals die Woche in die Parfümerie gegangen, um verschiedenste Amouage-Düfte auszuprobieren. Ich war so fasziniert und gleichzeitig abgeschreckt (vielleicht auch überfordert?), dass ich mich lange Zeit gar nicht für einen Duft entscheiden konnte. Tests auf der Haut, weitere Proben und sogar Abfüllungen hier über Souks. Nichts half meiner "ich-möchte-einen-Amouage-aber-weiß-nicht-welchen-Phase". Bracken derweil, obwohl in der Parfümerie auch ein Flakon stand, blieb weiterhin ungetestet. Mit Blick auf die Preise der Amouage-Düfte kam mir dann folgender Gedanke "Vielleicht fällt die Entscheidung so schwer, weil dir für das Geld einfach keiner so gut gefällt?". Ich sprach mit Freunden und Bekannten darüber. Die sahen das ähnlich. Ich solle doch einfach was anderes probieren. Ich gab Amouage somit auf und suchte aber auch nicht nach anderen Alternativen.

Jetzt folgt tatsächlich eine etwas klischeehafte Wendung für die ich mich zwar nicht Schäme, die ich rückwirkend betrachtet trotzdem etwas peinlich finde, da ich ein absoluter Fougère-Fan bin. Etwa sechs Wochen später, beim Aufräumen, fällt mir die völlig ignorierte Bracken Man Probe auf. Als ich den Deckel der doch recht hochwertigen Probe aufmachte, fühlte ich mich sofort an den ersten Tag in der Parfümerie zurückversetzt. Durch den Ruck am Deckel kam mir schon die erste Ladung Lavendel so energisch entgegen, dass ich erst dachte ich hätte den Deckel samt Sprüher abgezogen und den Inhalt in der Bude verteilt. Diesmal waren wir aber in meinem Territorium. Ich lies mir bewusst Zeit, roch und roch und roch...wie an einem guten Whisky.

Dufteindruck:

Lavendel und Gewürznelke, grün-frisch und mit einer Sauberkeit- anders kann ich es kaum beschreiben. Der Auftakt hat eine Natürlichkeit die ich bei vielen anderen Parfums vermisse, die in eine frischere Richtung gehen. Ich würde nicht sagen, dass der Duft etwas seifiges hat. Definitiv assoziiere ich mit Bracken Man aber Reinheit und konträr dazu rohe Natur. Stellt Euch vor man würde frisch gewaschen und rasiert, bereit für große Taten, auf einen mit Farn überdeckten Waldboden treten. Hinzu kommt vor allem in der Herznote eine sehr schöne blumig-holzige Note, die durch die Gewürze wirklich fein daher kommt. Zimt nimmt man wirklich sehr sehr dezent wahr, welches vermutlich am Patschuli in der Basis und am Zedernholz liegt. Vor allem letzteres fügt eine frisch-holzige Note hinzu, welche die Gewürze etwas überdeckt. Die Basis könnte man vermuten wäre etwas schwer, dies ist aber absolut nicht der Fall. Hier wurde wirklich ganze Arbeit geleistet. Das Patschuli und Moschus sind bei Bracken sehr ausgewogen und so gut integriert, dass sie die ganze Komposition zusammenhalten und schön abrunden.

Sillage und Haltbarkeit sind sehr gut bei diesem Duft. Ich persönlich nehme Bracken an mir nach etwa 1-2 Stunden nicht mehr wahr, jedoch nach 8-9 Stunden und generell über den Tag hinweg kommt einem immer etwas von diesem sehr eleganten Fougère flüchtig in die Nase. Gerade bei authentisch und natürlichen Düften ist das völlig normal, da die Nase sich da einfach dran gewöhnt. Mehrere Personen haben mir auch bereits bestätigt, dass sie das "flüssige Farnkraut" aus guter Entfernung an mir riechen können. Nicht Raum einnehmend, aber auch nicht unauffällig. Irgendwo dazwischen. Bisher habe ich jedenfalls ausschließlich Komplimente bekommen.

Fazit:

Das Fougère-Thema wurde hier von den Amouage-Parfümeuren äußerst gekonnt umgesetzt und an die heutige Zeit angepasst. Ein perfekter Allrounder der sich bei milderen Temperaturen (Frühling, Herbst) bestimmt noch einmal selbst übertreffen kann. Ein absolutes Meisterstück. Nach dieser Offenbarung habe ich mich wirklich geärgert, dass ich die Probe solange unbeachtet in der Ecke hab liegen lassen.
9 Antworten
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Anarlan

27 Rezensionen
Anarlan
Anarlan
Top Rezension 27  
These precious days I'll spend with you.
Obwohl ich weit mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens in großen Städten im In- und Ausland verbracht habe, kann ich mich von der merkwürdig irrationalen, zwiespältigen, mystischen Sehnsucht der Deutschen nach „ihrem“ Wald nicht frei sprechen. Auch bei Düften gerate ich bei waldigen Anklängen regelmäßig in Verzückung, und ich vermute, dass dieses Thema noch umfänglicher auf mich zukommen könnte. Dass mir das bei Bracken Man mit der Verzückung ebenso gehen würde, war eine echte Überraschung in zweierlei Hinsicht.

Amouage gehört bis auf wenige Ausnahmen nicht zu meinen Marken, was daran liegt, dass mich orientalische Opulenz bei Düften unter dem Aspekt des „Selbertragens“ eher kalt lässt. Amouage wäre allerdings mittlerweile auch nicht mehr zu den authentischen Orientalen zu zählen, daneben sind es auch eher die untypischen, sprich unorientalischen Amouages, die mir liegen, zu nennen wären everybody´s darling Reflection Man und -Achtung, Fougère, wenn auch nicht klassisch- Sunshine Man. Ob ich damit ein klischeehafter Vertreter westlicher Duft-Prägung bin oder einfach noch nicht reif für die olfakto-kulturelle Appropriation von animalischen, schweren Ouds und Balsam- und Gewürzbomben, überlasse ich mal dem weiten Feld der Zukunft.

Daneben gehören - zweites unerreichtes Klassenziel - klassische Fougères auch nicht unbedingt zu meinen Identitätsstiftern. Dies liegt am Classy-Fougère-typischen festen Nackengriff, der mir oft zu unvermittelt, zu Y-chromosomal, zu seifig-süßlich-moosig-ruppig und uncharmant auf die Pelle rückt. Ein klassischer Fougère lächelt nicht liebreizend und schlitzohrig, sondern packt auch mal mit zusammengebissenen Zähnen zu und tut ein bisschen weh. Aber alles hat ja bekanntlich seine Zeit.

Bracken Man gehört eigentlich zu dieser Art Fougère. Eigentlich. Aber.

Aber der Reihe nach.

Im vergangenen ausklingenden September war ich zu einem Kurzbesuch in der Gegend, in der ich geboren bin. Dort gibt es weitläufige Misch- und Nadelwälder fernab von den Hintergrundgeräuschen der Zivilisation, und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, meine Stadtgewächse mit der Magie des Waldes, wie ich sie noch aus Kindertagen vom Heidelbeerenpflücken in Erinnerung hatte, bekannt zu machen. Also die Kinder und den Mann ins Auto gepackt und hinein ins spätsommerliche Goldgrün, in der Hoffnung, vor romantischer Moos- und Flechten-Mystik triefende Unberührtheit vorzufinden.

Das Wetter war herbstlich kühl, morgens gab es Droste-Hülshoff-mäßig dichten Nebel, aber die Nachmittage waren glasklar und sonnig. Durch die Baumwipfel fiel das Septembersonnenlicht wie im Märchen.

Goldene Tage.

Während wir über morsches, zerfallendes Holz steigend in dicken grünen Polstern versanken und immer tiefer in den Wald meiner Kindheit gerieten, verstummte irgendwann das übliche Gejammer und Gezeter der Brut, die schon einige Zeit maulend hinter mir her trödelte, und es wurde zunehmend stiller. In den kostbaren Momenten des kollektiven Klappehaltens konnte man jedes Astknacken, dass man beim Gehen über den Moosboden erzeugt, merkwürdig verstärkt und vom sprichwörtliche Waldecho reflektiert wahrnehmen. Und ehe wir uns versahen, wurden wir von der eigenartigen Physik des Waldes verschluckt.

The magic was happening.

Vor uns lag eine kaum überschaubar weite Lichtung, die mit einer mannshohen Kolonie aus grünen, in sich gefiederten Blattfedern bewachsen war, die aus dünnen, gelbgoldenen überhängenden Stielen sprossen. Das Nachmittagslicht fiel durch das Dach aus Farnwedeln auf den Boden, der bedeckt war mit einem dichten Teppich aus hohem, sternförmigen Moos in den unwahrscheinlichsten Grüntönen. Man konnte, wenn man sich bückte, teilweise unter den Wedeln hindurchsehen, und ich hätte mich nicht gewundert, irgendwo weiter vorne die sieben Zwerge auf Wanderschaft zu erspähen. Was hier in so stattlicher Weise wuchs war Adlerfarn, auf Englisch „Bracken“.

Der Flakon von Bracken Man ist mit sich entrollenden goldenen Farnwedeln des Adlerfarns verziert. Als ich den Duft vor einigen Monaten zum ersten Mal bewußt gerochen und den Flakon aus der Nähe inspiziert habe, erinnerte ich mich sofort wieder an diesen speziellen Tag und unsere Begegnung mit dem vegetabilen „Bracken“ tief im Wald.

Bracken Man vermittelt diese goldene herbstliche Waldatmosphäre. Der Duft wird maßgeblich geprägt durch eine Fougère-typische seifige Würze, die mit einem erdig-waldboden-artigen Eindruck und einer kristallinen Süße oszilliert, ohne jemals muffig oder kompostig zu wirken. Wie das dufttechnisch funktioniert, ist faszinierend zu beobachten und mir ein Rätsel.

Die zentrale Note, die den Duft aus meiner Sicht prägt, ist Gewürznelke, die - Achtung, Fougère-Nackengriff - nach einem sehr kurzen und etwas schrillen Auftakt sofort zupackt. Diese Nelke erweckt hier aber keineswegs die zu befürchtenden Sauerbraten- oder Weihnachts-Anmutung, sonder präsentiert sich in einer mit Lavendel dicht verflochtenen Markigkeit. Dazu gelangt eine leichte Schärfe, ich denke vom Muskat - für mich sehr schwer auszumachen, ich interpretiere eine leichtes Ziehen in der Nase als Muskat-typisch. All das schafft einen erstaunlich seifig-krautigen Eindruck, durch den aber immer wieder Erdiges, Waldboden und morsches Holz durchschimmert. Patchouli steuert hier unaufdringliche holzig-moosige Bodenhaftung bei, während man das Gefühl hat, sauerstoffreiche würzige Waldluft einzusaugen.

Darüber liegt goldene, sonnig wirkende Süße, die, nachdem sich die anfängliche Dominanz von Gewürznelke und Lavendel dann irgendwann - und damit lässt das Duo sich Zeit - in gentlemanhafter Noblesse zurückgenommen hat, aufgefangen wird von einer warmen, milden, fast fruchtigen Würze. Ich vermute, dass Zimt hier eine tragende Rolle spielen dürfte. Laut Duftpyramide wäre noch Rosengeranie mit im Spiel, die ja auch eine nicht unwesentliche Seifigkeit besitzt. Im Ausklang, in der Basis, verschmelzen diese Eindrücke zu einem warmen Gesamtbild, der Farnwald im goldenen Licht von Weitem sozusagen, werden unschärfer, behalten ihren Charakter aber im Wesentlichen bei.

Der Duft ist als klassischer Fougère ausgesprochen wohlerzogen, edel, modern, maskulin im schönsten Sinne und für die golden september days wie gemacht. Für den Herbst vorgemerkt...
7 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

109 kurze Meinungen zum Parfum
Danny264Danny264 vor 2 Monaten
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
urig-feine Gewürzwolke
Lavendel Muskat
altgediente Zypresse
Zimtbart eines gestandenen Mannes
pure Maskulinität!
64 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 10 Monaten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schöner Lavendel startet noch ganz kurz zitrisch, um mit Muskat und Zimt das Holzige zu suchen und es in der Erde zu finden.
Warm dunkel *
54 Antworten
FloydFloyd vor 8 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Patina
Aus Silberwarm
Zimtstangen glimmen
Auf bitteren Nelken
Grüner Staub
Von Moos und Erden
Auf dunklen Zedernhölzern
37 Antworten
LuwaLuwa vor 5 Monaten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Lavendelstrauchhiebe
Gewürznelkenkratzspuren
Muskatpuder im Auge
Nase in Erde gedrückt
Zederspähne zwis. d. Zähnen
Funken Zimt mittendrin*
44 Antworten
SalvaSalva vor 2 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein super Fougère!
Spritzige Zitrus
Hell-Sanfter Lavendel
Muskat-Würzig
&Leicht Zimtig-Holzig
Hat was tolles an sich
Kaufkandidat
22 Antworten
Weitere Statements

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ExhaleExhale vor 7 Jahren
Herren-Parfum
Amouage - Bracken Man
nun auch bei parfumdreams :D

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