The Exceptional Extraits

Jubilation 40 2023

TristanKalus
16.02.2024 - 03:37 Uhr
8
Hilfreiche Rezension
9
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft

Ein flüchtiger Tag im Spätsommer

Feines Knirschen kleiner Kiesel auf trockenem Boden bricht die Stille,
Ein Nachmittag im Spätsommer, monotones Zirpen einer Grille.

Samtbezogene Schuhe eines Sultans bahnen sich durch angelegte Gärten,
Eine Brise, warm und trocken, fährt in die feinen Kleider des Gelehrten.

Auch biegen sich Rosmarin und Davanadolden in dem warmen Wind,
Ein Hauch von Menthol und Ätherischem es ihm kurz den Atem nimmt.

Vorbei an grünen Ginsterhecken, die so schön duften in der Sonne,
Hin zu Orangenbäumen, praller Früchte, süßer Duft - was für eine Wonne!

Nicht weit von hier pflückt der Sultan dicke Brombeeren von der Hecke,
Johannisbeeren saftig, sauer, schmecken köstlich, dass er sich die Lippen lecke.

Seine Finger streifen zimtbestäubte Rosenblüten, zart und sehr fragil,
Auch duftet es nach Nelken und nach Sellerie, dezent und nicht sehr viel.

Büsche dicker Lorbeerblätter säumen sich am Rand des Hains,
Er lächelt selbstzufrieden, denn dieses Land ist alles seins.

Tiefer geht’s hinein ins Geflecht aus Harzen, Hölzern, Moosen.
Gelbes Gold von Wipfeln tropft auf zarte Blätter knochiger Zistrosen.

Aus längst vergangener Zeit steht eine Kapelle mittig auf der Lichtung,
Feine Schwaden Weihrauch und von Myrrhe wehen aus dieser Richtung.

Vor der Kapelle nimmt der Sultan Platz, Sonnenstrahlen kitzeln sein Gesicht,
Und so vergeht ein flüchtiger Spätsommertag, schwindet und Ende der Geschicht’.

Fin.

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Was für ein wunderschönes, fragiles und flüchtiges Elixir Amouage hier doch geschaffen hat! Die neueste Kreation aus der Reihe der Exceptional Extraits ist wahrlich ein Geschenk der oder für Könige. Perfekt ausbalanciert, komplex verwoben, sinnlich, kraftvoll und doch zugleich auch zart und so fragil und vergänglich wie das Leben selbst. Ein trocken, krautiger Auftakt verschwimmt langsam mit leichten, rauchigen Noten Labdanums, hellt sich dann wieder auf durch Spritzer süßer Orangen und dunkler Beeren, bevor es mit einem Sprung in die Ginsterhecke wieder etwas grüner wird. Zarte Rosenblätter und eine Messerspitze feiner Zimt blitzen durch das Gewirr der Ginsterhecke, bevor sich durch die Wohldosierung von Gewürznelken und Selleriesamen Wärme in der Nase breit macht. Nach und nach umspielen kühle Weihrauchschwaden die Sinne und bereiten alles für das Grand Finale vor. Ein Potpourri aus goldenen Harzen, subtilem Räucherwerk, feinsten Hölzern und zarten Moosen lässt einen in einen wunderschönen Hain ehrwürdiger, alter Bäume eintauchen. Und nach dem die letzte Fanfare des Finales ertönt, fällt der Vorhang, lässt den Beobachter mit den malerischen Eindrücken dieser Dufterfahrung zurück und verbleibt als schöne doch vergängliche Erinnerung.
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