TristanKalus

TristanKalus

Rezensionen
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1 - 5 von 105
TristanKalus vor 8 Tagen 5 6
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Das Leben schmeckt gut
Splitternd bricht die Kruste frisch kandierter Äpfel,
Karamell fließt zuckrig, fruchtig über warme Vanillekipfel.

Die Süßspeisen kredenzt zum Naschen auf Sandelholz gebahrt,
Cremig, trocken, holzig und mit animalischem Oud gepaart.

In Laos seinen Ursprung, tief holzig, dunkel mit einer angenehmen Note Stall,
Doch in keinster Weise stinkig, strahlende Präsenz Schwall um Schwall.

Doch dann reißt die Tüte Brausepulver und rieselt fein herab,
Prickelnd, süß und fruchtig braust und schäumt es auf und ab.

Warmes, zartes Schimmern der Vanille wird einem süßen Mantel,
Unter diesem hört man deutlich des Bibers und des Zibets Tatzengetrampel.

Nach einer guten Weile, das Brausepulver braust nicht mehr,
Nur noch trockenes Holz und Karamell schwimmen im Vanillemeer.

Und so schippern wir dahin auf unserem Floß aus Oud,
Schmauchen fruchtig aromatisierten Tabak, ja, das Leben das schmeckt gut.

Fin.
6 Antworten
TristanKalus vor 9 Tagen 4 8
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Oase
Der Himmel rot von heißem Sand, in der Luft ein Flirren,
Abdrücke im Wüstensand, ich darf mich nicht verirren.

Trocken ist die Hitze, die Sonne versengt mein Haupt,
Bei Sinnen bleibt man, wenn man schwarzen Pfeffer kaut.

Äpfel über Äpfel unsere Kamelkarawane hat geladen,
Die Sonne karamellisiert die Früchte, die Kamele hinterlassen Fladen.

Heißer Wind umspielt die Wangen, zur Oase ist es nicht mehr weit,
Die Palmen schon am Horizont, vom Turm der Muezzin hinunter schreit.

Warm empfangen zur Begrüßung durch einen Schleier weißer Blüten,
Oud in dicken Schwaden, käsig und in Gold kaum zu vergüten.

Bedeckt von Freesien und Jasmin, baden wir im heißen Becken,
Eingecremt und zugedeckt, entspannen unter Irisdecken.

Gebettet in die feinsten Laken, sauber, pudrig duftend, weich,
Vanille-Moschus-Fluff umspielt die müden Nerven und entspannt sogleich.

Amberverschmierte Scheite feinster Sandel lodern im Kamin,
Entspannung für die müden Knochen, mit dem Wunsch nie wieder fortzuziehen.

Fin.

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Widians Al Wasl beziehungsweise Gold I war mal wieder eine der etwas unerwarteten Entdeckungen des Jahres für mich - allerdings auf der unerwartet guten Seite. Die ersten Minuten eröffnet Al Wasl eher zart und zurückhaltend. Eine feine Prise Pfeffer ohne signifikante Schärfe, süß karamellisierte Äpfel und ein Hauch von feinem Oud. Mit der Zeit erhöht sich die Lautstärke um ein Mü und ein Schleier weißer Blüten legt sich über die bisherigen Noten. Die genauen Blüten zu identifizieren fällt mir hier recht schwer, doch ich vermute Freesie, Jasmin und Iris. Der Blütenschleier täuscht für ein paar Minuten einen doch eher unschuldigen Duft vor, doch vermag er nicht über das wirklich intensive Oud hinwegzutäuschen. Dunkel, animalisch und leicht käsig schwappen Wellen dieses tollen Holzes durch den Schleier und sorgen dafür, dass man es nicht so schnell vergisst. Mit der Zeit wird Al Wasl immer pudriger und mehr und mehr Vanille in unsüßer Form kommt durch, bis man schließlich eine wunderschöne Moschusbasis mit einem gehörigen Oud-Einschlag vor sich hat. So wie Al Wasl besonders ist, so ist er auch recht speziell und ich kann mir vorstellen, dass die Mischung aus vielen Blüten, dichtem Moschus und käsigem Oud nicht jedem gefällt. Für mich reiht er sich in die Kandidaten der einzigartigen Düfte ein, die mir zwar gefallen, jedoch keine Kaufkandidaten sind.
8 Antworten
TristanKalus vor 11 Tagen 3 4
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Mittagspause im Sägewerk
Die Sonne strahlt durch des Waldes Baldachin aus Laub,
Balsamharzgetränkte Stümpfe auf feuchter Erde soweit man schaut.

Trockenes und morsches Holz findet man zu gleichen Teilen,
Aus zweitem wachsen dunkle Pilze, auf dem ersten sitzt man zum verweilen.

Aus dem Hain hinaus ins Sägewerk zur Mittagspause,
Es herrscht Ruhe an den Sägen, Essen gibts zu Hause.

Feine Sägespäne flirren, flimmern in der warmen Sommerluft,
Am Eingang liegt ein Stapel Stallholz, das ein bisschen mufft.

Aufgeschichtet trockene Hölzer von Sandel, Oud und Zeder,
Verströmen lieblich ihren Duft nach Staub, die Werkstatt riecht nach Kleber.

Nicht nur nach Kleber riechen Werkbänke und die Sägestätten,
Auch nach zähem Leim, Terpentin und ölgetränkten Ketten.

Von der weit entfernten Küste weht heran salzige Brise,
Das Sägewerk liegt hinter mir, der intensive Duft nach Holz ist nur noch eine Prise.

Fin.

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Was für eine tolle Überraschung! Die bisherigen Neuauflagen der ursprünglichen Kemis konnten mich bisweilen nicht so wirklich begeistern. Doch nun bricht Ilm für diese Kollektion von XerJoff eine Lanze. Wenn man sich die Duftpyramide so anschaut, wird man relativ schnell drauf kommen, was einen hier so erwarten wird. Die große Frage, welche ich mir allerdings vorab gestellt habe war, ob das Oud was taugt und wenigstens ein bisschen in die Richtung von echten Oud-Destillaten geht. Und um beide Fragen schon vorab zu beantworten: Ja und Ja!
XerJoffs Ilm eröffnet durchaus leicht animalisch und mit einer feinen und dezenten Stallnote. Diese tritt allerdings recht schnell in den Hintergrund und zurück bleibt ein wunderschöner, holziger Duft, welcher sowohl mit Nuancen von feuchtem, als auch von trockenem Holz spielt. So kommt das Oud also recht holzig daher und wird auf der gesamten Dauer von genau der richtigen Menge an Animalik begleitet. Zeder und Sandelholz mischen kräftig mit und kreieren mit den Balsamharzen und der Ambra eine warme Melange staubtrockener Hölzer. Dann und wann blitzen grazile Noten von Waldboden, Pilzen, Leim und Terpentin hindurch und verleihen dem Duft noch mehr Tiefe und Komplexität. Leider durchlebt man hier keinen wirklichen Duftverlauf, doch erschafft Ilm wahrlich schöne Bilder vor dem inneren Auge. Lediglich in Sachen Haltbarkeit und Silage vermag dieser Kandidat nicht zu überzeugen. Zwar ist man, was die Sillage betrifft, schon recht nahe an echten Oud-Ölen, doch von der Haltbarkeit hätte es für meinen Geschmack ein Quäntchen mehr sein können.
4 Antworten
TristanKalus vor 15 Tagen 8 12
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein Ritt ins All
Geschrieben wird das Jahr 1969, es ist ein kühler, nasser Herbst,
Dunkle Limousinen auf dem Weg zum Weltraumbahnhof, im Wagen wird gescherzt.

Die Rakete startbereit, die Astronauten warten auf den Ritt ins All.
In klinisch sauberen Anzügen, sitzen sie umgeben von viel Plastik und Metall.

Den Boden ziert ein Teppich aus kurzem, grauen Flor,
Ganz frisch verlegt, die samtigen Dämpfen steigen noch empor.

Safranrote Lampen leuchten auf, die Konsole piept und blinkt,
Die Rakete steigt empor und lässt zurück die Erde die ihnen zum Abschied winkt.

Im kühlen Raum frei von Anziehungskraft und Schwere,
Schweben Astronauten von ihren Ledersesseln in die Leere.

Aus Plastikbeuteln wird getrunken zur Erfrischung,
Synthetischer Mandarinensaft mit etwas Osmanthus ist die Mischung.

So umrunden sie mehrmals Mond und Erde, absolvieren die Mission,
In künstlich aufbereiteter Luft bewundern sie des Planeten Schönheit bei jeder Rotation.

Nach Rückflug und der Landung, die staubtrockene Landebahn unter ihnen,
Das Innere der Anzüge etwas schwitzig, doch ein Grinsen ziert ihre Minen.

Fin.

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Das war ein langes Hin und Her mit uns beiden! Der erste Test vor ein paar Jahren fiel mehr als negativ aus. Schwitzige, kühle Würze mit undefinierbarer Synthetik und etwas Maggi - scheußlich! Doch manchmal braucht es einfach Zeit und unzählige weitere Düfte unter der Nase, um sich von einem längst abgeschriebenen Duft überraschen zu lassen. Nach all den Jahren kommt mir Ganymede wie ein komplett neuer Duft vor, den ich so nicht unter der Nase hatte. Ich verstehe zwar was mich damals störte, doch sind diese Störfaktoren für mich heute nonexistent. Vielmehr habe ich in Marc-Antoine Barrois´s Vorzeigewerk eine der schönsten und innovativsten Kreationen der letzten Jahre gefunden. Eine kühle, mineralische Schönheit, welche sich nicht Synthetik bedient, um über etwas hinwegzutäuschen, sondern diese zum Zentrum ihres Wesens macht. Nichts wirkt real oder natürlich in Ganymede. Kunstoff, synthetische Geschmacks- und Duftstoffe, luftleerer Raum mit einem Hauch von ledrigem Safran und staubtrockener Strohblume. Mandarine und Osmanthus verleihen eine Ahnung von künstlicher Fruchtigkeit, aber nur so viel, um die sonst sterile und trockene Künstlichkeit etwas aufzulockern. Alles in allem ein wahnsinnig gutes Release und meiner Meinung nach einer der Meilensteine der Parfümkunst.
12 Antworten
TristanKalus vor 16 Tagen 3 6
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
4
Duft
Keine Dusche weit und breit
Abgestanden und vergessen, das Blumenwasser in der Ecke,
Darin stark verwelkte Stängel aus der Rosen- und Geranienhecke.

Auf dem Wasser sich eine graue Schicht gebildet hat,
Staub und Schmutz darauf gebettet neben einem Freesienblatt.

Dunkel ist‘s im Zimmer, die Luft recht stickig, etwas muffig,
In der Ecke, unterm Spiegel liegt die Moschusquaste, vergilbt und nicht mehr fluffig.

Braune Möbel, holzgefertigt, zieren jede Wand und jedes Zimmer,
Angeblich aus feinstem Oud gefertigt, doch das glaub ich nimmer.

Denn keine Spur der so markanten Note finde ich,
Nur die faulig sauren Dämpfe alter Blüten riech ich lediglich.

Ich flüchte aus dem Damenzimmer einer längst vergangenen Zeit,
Die Dämpfe in Haut und Haaren, muss mich duschen, doch keine Dusche weit und breit.

Fin.

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Wie doch manchmal Erwartung und dann eintretende Realität auseinander driften können. Wie man vielleicht meinen Eindrücken entnehmen kann, stößt XerJoffs Jabir auf wenig Begeisterung bei mir. Vielmehr kam bei mir nach einigen Stunden ein ziemlich intensiver Abwaschdrang auf, welchem ich dann auch nachging. Die aufgelisteten Noten klangen nach einem harmonisch abgestimmten Rose-Oud-Duft, welcher mit Sicherheit nicht das Rad neu erfinden wird, aber vielleicht durch seine Qualität überzeugen kann. Doch weit gefehlt! Auf meiner Haut entwickelt sich Jabir zu einem leicht faulig riechenden Blumenwasser, bedeckt von verwelkten Rosen- und Geranienblättern, einem dumpfen Moschus-Muff und feucht-modrigem Holz. Dieses Empfinden wiederholte sich bei jedem weiteren Testen, weshalb ich für mich persönlich diesen Kandidaten, als einen der schlechtesten Rose-Oud-Düfte als auch einen der schlechtesten Vertreter aus dem Hause XerJoff kategorisieren muss. Schade! Allerdings muss und kann einem ja auch nicht alles gefallen.
6 Antworten
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