Essence Of Arabian Home

Rahaba 2017

TristanKalus
18.05.2023 - 09:55 Uhr
11
Hilfreiche Rezension
8
Preis
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

رحب [raħħaba] - Willkommen

Unsere Reisen führten uns schon an die entlegensten Orte der großen, weiten Welt - diesmal sollte es uns in eine ferne Stadt im Morgenland verschlagen. Keine zwei Stunden nach unserer Ankunft erkundeten wir schon fleißig die verschachtelten Gassen, Basare, einladenden Plätze mit kunstvoll verzierten Mosaiken, Wasserspiele und die kleinen, grünen Oasen mitsamt ihrer Flora, welche sich über die gesamte Stadt verteilte. Grundsätzlich war dieser Siedlungsort weitaus grüner und auch etwas kühler, als die Städte im weiteren Umkreis. Dies bedeutete jedoch nicht, dass es für unsere Begriffe kühl war - lediglich nur etwas kühler für die Maßstäbe des Morgenlandes. Auf unseren Streifzügen blickten uns stets freundliche Augen entgegen, die uns wohlwollend zulächelten und uns das Gefühl gaben, hier wirklich willkommen zu sein. An unserem dritten oder vierten Tag führte es uns in ein Wohnviertel im Osten der Stadt. Weiß getünchte Häuser, farbenfrohe Portale und dazu passende Fensterläden zierten die mit Mosaiksteinen besetzte Straße. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch die Gassen mitsamt ihrer Rankepflanzen und ausgestellten Pflanzenkübeln boten wohltuenden Schatten. Die meisten der Portale waren nur angelehnt oder standen zum Teil einladend offen. Auf den dahinter liegenden Höfen der Wohnhäuser spielten Kinder, Alte tranken Tee und alle anderen dazwischen unterhielten sich oder genossen einfach nur einen weiteren, herrlichen Tag. Auch hier begegneten wir wieder wohlgesonnenen Blicken und freundlich dreinschauenden Augenpaaren. Bevor die Gasse in einem kleinen Knick nach rechts abbog und etwas an Steigung gewann, kamen wir an einem weiteren, offen stehendem Portal vorbei, in dessen Öffnung ein wohlgekleideter Mann mittleren Alters stand. In einem weiten, weißen Gewand und ebenso gehaltener Kopfbedeckung schenkte er uns ein einladendes Lächeln und bedeutet uns mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Kurz verunsichert, entschieden wir uns trotzdem seiner Einladung zu folgen und traten durch die Portalöffnung in eine kleine Oase von einem Hinterhof. Der Boden des kleinen Hofs war mit wunderschönen Mosaiken überseht und in der Mitte plätscherte ein Wasserspiel beruhigend vor sich hin. Der in weiße Leinen gehüllte Mann führte uns zu einer Sitzecke, welche aus zahllosen Kissen verschiedenster Größen, Farben und Mustern bestand. Er bedeutete mit entwaffnendem Lächeln uns zu setzen. Eine leichte Brise ging über den Hof, ließ die Wedel niedriger Palmen und die Büsche voller Rosen rascheln und kühlte uns angenehm ab. Unser Gastgeber verschwand für ein paar Minuten im inneren des Hauses, kam nun aber mit einem großen, silbernen Tablett zurück und stellte dies vor uns auf einem der runden Sitzkissen ab. Mit einer Handbewegung, welche jegliche, verbale Kommunikation überflüssig machte, lud er uns zu einer willkommenen Erfrischung ein - wir konnten unser Glück kaum fassen. Auf dem Tablett standen eng an eng einige kleine Teller, Schälchen und Schüsselchen auf feinem Sandelholz, welche randvoll mit frisch aufgeschnittenen Früchten gefüllt waren. Doch bevor wir uns über die Erfrischungen hermachen konnten, wurden uns flache Schüsseln und je ein weißes Handtuch gereicht. Die Schüsseln waren mit Wasser gefüllt, auf welchem Rosen- und Irisblüten schwammen. Wir tauchten zuerst unsere Hände hinein, bevor wir unser Gesicht mit der wundervoll blumigen Tinktur reinigten. Mit den weichen Handtüchern tupften wir uns wieder trocken, während uns ein sanfter Windzug angenehm das Gesicht kühlte. Nur war es endlich soweit. So höflich wie es unsere Begierde auf die Erfrischungen zuließ, griffen wir nun zu saftigen Stückchen zuckersüßer Ananas und herausgelösten Segmenten fleischiger Orangen. Der süße Saft rann uns über Zunge und Lippen. Um die Süße der Früchte hinunter zu spülen, wurden uns Gläser eiskalter Limonade gereicht, welche erstaunlicherweise nach einem Hauch von Gin schmeckte. Dabei musste es sich allerdings um etwas anderes handeln, da Alkohol in diesem Teil des Landes bis auf ein paar wenige Ausnahmen nicht sehr verbreitet war. Nachdem wir uns an den Obstschälchen und der Limonade gütlich getan hatten, räumte unser Gastgeber behände die Schälchen und Schüsselchen zusammen und verschwand für ein paar Minuten, nur um dann mit einem weiteren Tablett auf seinen Händen wieder zu kommen. Wieder stapelten sich auf dem Tablett einige Schälchen und Tellerchen, doch diesmal waren sie gefüllt mit duftendem Gebäck und süßen Köstlichkeiten. Unser Gastgeber meinte es wirklich gut mit uns und so griffen wir nach goldenem Mandelgebäck, süßem Baklava und nach Vanille duftenden Keksen. Doch die Krönung war das mit Tonkasplittern versetzte, weiße Nougat. Herrlich cremig und zart schmelzend zerging es uns auf der Zunge, während wir mit unserem Gegenüber herzliche Gesten über unser Wohlbefinden austauschten. So langsam brach der Nachmittag an und etwas Wind kam auf, welcher in seichtem Aufbegehren durch die prachtvollen Rosenbüsche auf dem Hof wehte und die Blüten sanft hin und her wiegte. Für uns war es an der Zeit aufzubrechen und weiter dieses Viertel der Stadt zu erkunden. Unser Gastgeber nickte uns verständnisvoll zu und geleitet uns wieder zurück zum Portal zur Straße hin. Vor dem Portal verbeugte er sich tief vor uns und als wir selbiges taten, nahm er uns bei der Hand und zeigte ein herzliches Lächeln. Nach zahlreichen Danksagungen und Verabschiedungen gestischer Natur zogen wir von dannen und ließen uns bis zum späten Abend durch das Viertel der gastfreundlichen Menschen treiben. Doch auch wenn dieser Tag so langsam sich dem Ende neigte und entschwand, so verblasste die Erinnerung an diesen Nachmittag voller Gastfreundschaft nur sehr langsam und verblieb uns für alle Tage in unserem Gedächtnis.

Fin.
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