Anne Klein 1984 Eau de Parfum

Serenissima
09.11.2022 - 05:25 Uhr
13
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

woran liegt es, ...

… dass wir sie sofort erkennen, diese Düfte aus der Hochzeit der goldenen Parfum-Ära der achtziger Jahre?
Hier ist es egal, ob diese Marken und ihre Düfte uns damals unbekannt waren und heute häufig sogar vergessen sind: Im ersten Moment der Bekanntschaft erkennen wir sie!

So ging es mir auch mit den Düften von Anne Klein; unbekannt zuerst und als Miniatur-Parfum angereist wurde es von mir hier auch besprochen.
Inzwischen ist eine kleine Duftproben-Auswahl zum weiteren Kennenlernen bei mir eingetroffen.
Ich bedanke mich an dieser Stelle recht herzlich!
Das Miniatur-Parfum hat inzwischen auch heil sein neues Zuhause erreicht und wurde natürlich auch dort gleich geprüft und in seiner Konzentration als angenehm eingestuft.
Wie schön: Wir konnten uns wieder gegenseitig erfreuen!

Und nun strahlt mich „Anne Klein“ als Eau de Parfum an: Ein helles Frühsommerstrahlen mit heiter tanzenden Aldehyden, die ihre eigene Lebendigkeit mitbringen und so ihre Wegbegleiter in der Kopfnote zu etwas Besonderem werden lassen.
Allein schon, wie die kraftvolle würzig duftende Hyazinthe mit der sanften, schmeichelnden Neroli-Schönheit harmoniert: Wer wäre wohl auf die Idee gekommen, diese beiden zusammenzubringen und durch fruchtige Bergamotte und herbe Schwarze Johannisbeere aufzupeppen?
Galbanums rauchige Persönlichkeit schließt diesen Duftpart, der sich bereits herrlich auf meiner Haut entwickelt, bevor der von schwellenden reifen Düften überbordende Blumengarten der Herznote überhaupt betreten wird.
Die edlen und eleganten Damen Gardenie und Tuberose treffen hier auf die sinnliche Fülle weißer, schwerer Jasminschwaden, denen es aber nicht gelingt, Maiglöckchens eigenes Aroma zu überdecken; diese liebenswerten kleinen Stinker verteidigen erfolgreich ihren Platz und mischen munter mit.
So beschließen sie alle, sich zu vereinigen und bilden somit, im Zusammenspiel mit Ylang Ylangs sommerlicher Duftschönheit eine Basis für die reiche vanille-lastigen Orchidee, deren erotische Ausstrahlung eine erste Ahnung auf die lockende Wärme der ebenso exotische Schwester anklingen lässt.
Diese träge dahinschreitende voluminöse Vanillegöttin wird begleitet von den, einen holzig-blumigen Chypreduft ausmachenden Basisnoten.
Nicht fehlen dürfen hier die beiden Klassiker: erdig-feuchtes Vetiver und Sandelholz mit seiner immer leicht maskulinen Ausstrahlung, die Duftkreationen immer schon das gewisse Etwas verleiht, bevor abschließend eine animalisch-warme zibetverbrämte Moschusdecke mit herrlich rauchigen Harzeffekten aus Benzoe und Amber über diese reichhaltige Komposition gelegt wird.

Im Laufe der großartigen Haltbarkeit haben alle Duftnoten Zeit und Gelegenheit ihre angestammten Plätze zu finden und später eventuell auch zu tauschen: So entsteht ein lebendiger, aber nicht anstrengender Duftverlauf, mit interessanten Licht- und Schattenspielen, wie sie der Frühsommer häufig mit sich bringt.
Interessiert und sehr angetan folge ich dieser Entwicklung auf meiner Haut und beschließe:
Dieses Eau de Parfum von Anne Klein wird bei mir seine durchaus verdiente Renaissance erleben.

Wie reichhaltig und immer wieder überraschend schön ist diese Duftwelt, in der wir uns hier vergnügen dürfen.
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