The Peradam 2015 Eau de Parfum

Marieposa
01.08.2023 - 05:19 Uhr
39
Top Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Du wirst leuchten

Komm, irisblaue Nacht!
Senk dich samten über unsre müden Glieder.
Ein Hauch nur von Vergangenheit.
Zarter Staub auf Sandeldielen
dämpft die unsichtbaren Schritte,
das leise Wispern
jasminsüßer Lügen in schlaftrunkene Ohren,
der bittere Schmerz
des ewiglich Vergehenden,
Spuren verlorener Schönheit unter lilienweißer Haut.
Ein abgewandtes Antlitz
auf vergilbten Photographien.
Gelebtes Leben in Sepia.
Und doch.
Dennoch.
Du wirst leuchten

Monddiamant

***

Zwischenzeitlich hatte ich schon Sorgen, dass meine Liebe zu Irisdüften erloschen sein könnte, aber siehe da: Nein, stimmt nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Sie müssen nur vernünftig gemacht sein, so wie The Peradam, der mich mitten ins Herz trifft. Iris, Jasmin, Lilie und Sandelholz. Mehr ist nicht gelistet und mehr rieche ich auch nicht. Klingt banal, oder? Und ja, das ist ein schlichter Duft. Simpel. Geradlinig. Reduziert. Nichts könnte man hier weglassen und die Kunst liegt wohl darin, dass Holladay Saltz der Versuchung widerstanden hat, etwas hinzuzufügen. Aus diesen einfachen, kostbaren Noten entsteht ein introvertierter, gedämpfter Duft, der gleichzeitig Konturen verschwimmen und erschütternde Klarheit entstehen lässt. Ein wenig wie die Werke von Masao Yamamoto, der die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei auslotet. Ein ähnliches Spiel treibt auch The Peradam. Ein Vexierspiel zwischen klassisch und modern in hellen Klängen und Noten, die erst ganz klar für sich stehen und strahlen können, um zusehends immer enger zusammenzuwachsen, zu verschmelzen und etwas Neues erschaffen. Was hier nach ungefähr einer Stunde entsteht, duftet so, wie es sich anfühlt, mit dem Finger über eine zartflaumige Aprikose zu streichen. Und ja, ich könnte mir jetzt ein paar Worte darüber abringen, wie sich die Texturen von Iris und Mysoresandelholz ergänzen und aneinander reiben ober wie die Melancholie der Madonnenlilie eine Brücke zur Körperlichkeit von Jasmin schlägt, aber ehrlich gesagt möchte ich lieber nicht. Dieser Duft bringt so emotionale Saiten in mir zum Klingen und ich habe nur diesen einen kostbaren Tropfen. Den werde ich jetzt noch ein wenig genießen – und ich hoffe, dass mein unsortiertes Gestammel Gnade findet, bevor ich mich dem nächsten Duft wieder mit einer Prise mehr analytischem Verstand widme.
Karasu erscheint mir übrigens verwandt zu sein. Diese ganz besondere Iris, die gedämpften Töne in Moll, die simple Struktur. Zu schade, dass mir Costus den Zugang zu diesem Duft verwehrt.

Klingen müsste The Peradam ungefähr wie Vashti Bunyans Train Song (https://www.youtube.com/watch?v=srrMC_H8zbU)

Liebe FrauKirsche, DANKE!!!
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