08.03.2025 - 10:44 Uhr

ArneD
24 Rezensionen

ArneD
Hilfreiche Rezension
5
Mein Havanna
Die Hitze Havannas traf mich wie eine Wand, als ich aus dem klimatisierten Flughafengebäude trat. Nach über 30 Jahren in Norddeutschland hatte ich fast vergessen, wie sich die karibische Sonne auf der Haut anfühlt. Doch mein Körper erinnerte sich – es war, als hätten die 17 Jahre meiner Kindheit hier nur auf diesen Moment gewartet, um wieder lebendig zu werden.
Mein Vater, ein deutscher Ingenieur, hatte damals einen Auftrag in Kuba angenommen. Als wir zurück nach Norddeutschland zogen, nahm ich nur wenige Erinnerungsstücke mit – einen abgenutzten Baseball, eine Muschel vom Strand von Varadero und den unauslöschlichen Duft dieser Insel.
Das Taxi fuhr mich durch Straßen, die gleichzeitig fremd und vertraut waren. Kolonialgebäude in Pastellfarben, manche restauriert, andere dem Verfall preisgegeben. An jeder Ecke spielten Kinder, genau wie früher, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Meine Unterkunft lag in einem renovierten Haus in der Altstadt, nur wenige Straßen von unserem alten Wohnviertel entfernt. Der Besitzer, ein älterer Kubaner mit einem verschmitzten Lächeln, der mich an
Santiago aus " der alte Mann und das Meer" erinnerte, nennt mich " der Deutsche der Heimweh hat" .Heimweh ist wie die Gezeiten – es kommt immer wieder."
Am nächsten Morgen erwachte ich früh. Die Fensterläden filterten das erste Sonnenlicht, und von irgendwoher drang der Duft frisch gepresster Limetten herein. Ich duschte, rasierte mich und sprühte einen Hauch meines Lieblingsparfüms auf – Cuban Cedar & Lime von Bath House. Ein Fund aus einer kleinen Parfümerie in Hamburg, der mich seit Jahren begleitete. Mein persönlicher Talisman, meine olfaktorische Verbindung zu Kuba.
Ich beschloss, zu Fuß zu dem kleinen Café zu gehen, das früher an der Ecke unserer Straße gestanden hatte. Ob es noch existierte? Mein Weg führte mich an Häusern vorbei, deren Fassaden ich einst auswendig kannte. An einem alten Zedernbaum blieb ich stehen – er war größer geworden, aber die Kerben, die mein Kindheitsfreund Miguel und ich in die Rinde geschnitzt hatten, waren noch immer sichtbar. Der würzige Duft des Holzes vermischte sich mit meinem Parfüm, verstärkte die Noten, die ich so liebte.
Das Café existierte tatsächlich noch, wenn auch unter neuem Namen. "El Cedro" stand nun in verschnörkelten Buchstaben über dem Eingang. Als ich eintrat, umfing mich der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und süßem Gebäck. Hinter der Theke stand eine hübsche Frau mit einem zu einem Zopf gebundenen schwarzen Haaren. Sie blickte auf, lächelte, und etwas in mir hielt inne.
"Bienvenido", sagte sie. "Neu in Havanna?"
Ich erklärte in meinem rostigen Spanisch, dass ich zurückgekehrt sei nach langer Zeit, und sie nickte verstehend. "Ich bin Luisa", stellte sie sich vor. "Dies war das Café meiner Großeltern. Sie haben es mir vor zwei Jahren überlassen."
Während sie meinen Kaffee zubereitete, erzählte ich ihr von meiner Kindheit hier, von den Sommerabenden, an denen meine Eltern und ich an einem der Tische saßen und Limonade tranken. Luisas Augen weiteten sich. "Warte – warst du der deutsche Junge mit dem roten Fahrrad? Der, der immer Geschichten erfunden hat?"
Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Natürlich – Luisa! Das kleine Mädchen mit den großen, neugierigen Augen, das immer unseren Erzählungen gelauscht hatte. Sie war damals vielleicht sechs oder sieben gewesen, die Enkelin der Cafébesitzer.
"Ich habe mich immer gefragt, wohin du verschwunden bist", sagte sie, während sie sich zu mir an den Tisch setzte. Ihr Lächeln war warm, aber in ihren Augen lag eine Mischung aus Neugierde und Vorsicht.
Und immer wieder führten mich meine Schritte ins El Cedro, zu Luisa. Sie hatte in Miami studiert, Betriebswirtschaft, war aber zurückgekehrt, als ihre Großeltern in Rente gingen. "Manche Wurzeln sind zu tief, um sie auszureißen", sagte sie eines Abends, als wir am Malecón entlang schlenderten, der berühmten Uferpromenade Havannas.
Es war an diesem Abend, als sie sich zu mir lehnte und innehielt. "Was ist das für ein Duft?", fragte sie. "Es ist, als würde ich durch unseren alten Garten gehen – die Limettenbäume, das Zedernholz der Gartenmöbel, die mein Großvater gebaut hatte..."
Ich erzählte ihr von meinem Parfüm, und sie lachte, ein helles, klares Lachen, das sich in die warme Abendluft mischte. "Du trägst Havanna auf deiner Haut", sagte sie und strich sanft über meinen Arm. "Kein Wunder, dass ich mich so zu dir hingezogen fühle."
Sie zeigte mir das Havanna das ich vermisste.
Wir kochten die Sachen die ich vermisste
Wir erzählten uns so viel.
Es war an meinem letzten Abend, als sie mir ein kleines Päckchen überreichte. Darin lag ein handgeschnitztes Armband aus Zedernholz. "Damit du immer etwas von hier bei dir trägst", sagte sie leise. "Und einen Grund hast, zurückzukommen."
Als ich in das Flugzeug stieg, das mich zurück nach Deutschland bringen würde, trug ich nicht nur dieses Armband, sondern auch Luisas Telefonnummer und das Versprechen, in drei Monaten wiederzukommen.
Der Duft von Cuban Cedar & Lime ist für mich seitdem nicht mehr nur eine Erinnerung an meine Kindheit – er ist auch ein Versprechen für die Zukunft. Eine Zukunft, die nach Limetten, Zedernholz, Leder und Havanna duftet. Nach Heimat und nach Luisa.
---
Bath House Cuban Cedar & Lime ist mehr als nur ein Parfüm – es ist eine Zeitreise, ein Vermittler zwischen Welten. Die erste Begegnung ist ein Zitrusschock: Scharfe, saftige Limette trifft auf herbe Grapefruit und wird durch die aromatische Frische der Zeder in der Kopfnote ausbalanciert. Es ist dieser Auftakt, der mich sofort an die Morgenstunden in Havanna erinnert, wenn die Obstverkäufer ihre frischen Früchte zubereiten.
In der Herznote entfaltet sich eine überraschende Komplexität. Die Bergamotte, elegant und zurückhaltend, verbindet sich mit einer subtilen Ledernote, die an alte Koffer, an Reisen und an Abenteuer denken lässt. Es ist diese Phase, die dem Duft Tiefe verleiht und ihn von gewöhnlichen Zitrusdüften unterscheidet.
Die Basisnote aus Moschus hält alles zusammen und sorgt für eine bemerkenswerte Haltbarkeit. Nach einem langen Tag ist der Duft noch immer präsent, wenn auch zurückhaltender – wie eine leise Erinnerung an den Morgen.
Was mich besonders beeindruckt: Cuban Cedar & Lime ist ein charismatischer Duft, der dennoch vielseitig bleibt. Im norddeutschen Winter bringt er ein Stück Karibik in graue Tage, während er in der Hitze des Sommers seine volle Frische entfaltet. Er passt zu Geschäftsterminen ebenso wie zu entspannten Abenden – ein Duft, der seine Träger begleitet, ohne sie zu überwältigen.
Obwohl als Herrenduft vermarktet, ist er meiner Erfahrung nach auch für Frauen geeignet. Auf Luisas Haut entfaltet er eine zartere, fast blumige Note, die mit ihrer natürlichen Wärme harmoniert. Es ist einer jener seltenen Düfte, die keine Grenzen kennen – weder zwischen Geschlechtern noch zwischen Kulturen.
Die Haltbarkeit ist für einen frischen Duft beachtlich – sechs bis sieben Stunden bleibt er wahrnehmbar. Die Sillage ist moderat, eine persönliche Duftwolke, die nur diejenigen wahrnehmen, die nahe kommen dürfen.
Cuban Cedar & Lime
Danke Luisa
6 Antworten