31.03.2011 - 20:08 Uhr
Apicius
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Apicius
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14
Ein Mussolini-Parfum
Bis vor Kurzem waren die Battistoni-Parfums noch bei Ausliebezumduft erhältlich, doch sie sind nicht mehr im Programm. Die Marke scheint in Italien verbreitet zu sein, woanders kaum. Bezug ist derzeit vor allem über das italienische Ebay möglich. Die moderaten Preise zeigen an, dass hier gerade was vom Markt verschwindet - schade drum?
Marte Arte - der Gott des Krieges und die Kunst - diese Namensgebung deutet auf einen großen Wurf hin, einen kräftigen Auftritt, eine Vereinigung von Gegensätzlichem. Doch eigentlich finde ich einen solche Namenswahl ziemlich schräg, denn Krieg zerstört Kunst.
Marte Arte ist wie erwartet ein schwieriges Parfum, und es enthält manche Noten, die ich für problematisch halte. Ambrettesamen geht manchmal in eine ähnliche Richtung wie Fenchel und Sellerie. Elemi-Harz mit seiner seltsamen Breite gehört auch nicht zu meinen Favoriten, und wenn dann noch kräftige Hölzer und scharfer Pfeffer hinzutreten, spricht vieles für einen bitteren, unausgewogenen Duft.
Ein Stück weit ist Marte Arte das auch. Schon der Beginn ist seltsam - eine Art sehr dunkle Fruchtnote. Ich bekomme sofort die Assoziation von Brombeersträuchern in einem viel zu heißen Spätsommer in südlichen Gefilden, wo die Beeren am Strauch regelrecht gekocht werden!
Dann wird es hässlich. Bittere, lakritzartige Holznoten schlagen mit Wucht zu. Ich frage mich schon, ob meine Probe gekippt ist - ist sie nicht, das soll wohl tatsächlich so sein. Nach kurzer Zeit legt sich das Kriegsgewitter - und tatsächlich taucht eine feine, elegante, zartgrüne Note auf. Ich komme nicht darauf, was es ist, aber es ist schön! Ein wenig erinnert es an Waldmeister. Riecht so etwa Geißblatt? Diese elegante Note hat man vor allem in der Projektion, sodass man davon absehen sollte, die angesprühte Haut direkt zu beschnüffeln.
Damit ist klar, dass der Name Marte Arte die im Parfum ausgearbeitete Gegensätzlichkeit spiegelt. Die brutale Herrschaft des Krieges, verbunden mit klassischer Eleganz, und alles zusammen aus Italien - das setzt bei mir Assoziationen in Gang.
Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch in Mailand - einer Stadt, die noch geprägt ist von der italienischen Architektur der 30er Jahre. Unter Mussolini wurde anders gebaut als unter Hitler. Keine germanischen Trutzburgen, sondern römische Castelli, den einzelnen Menschen ebenso reduzierend - doch dabei stets ein klassisches Maß wahrend! Dieser Variante perfider faschistischer Ästhetik kann man sich weit schwieriger entziehen als den primitiv-größenwahnsinnigen Germania-Entwürfen eines Albert Speer.
Und in etwa so wirkt Marte Arte auf mich. Kann ein Parfum denn faschistisch sein? Mit Blick auf den römischen Legionärskopf auf dem Flakon frage ich mich, wem die das eigentlich verkaufen wollen.
Dennoch: die Frage nach einem politisch-ideologischen Gehalt eines Parfums würde ich persönlich letztlich verneinen wollen. Hier halte ich es mit dem Motto: Keinen Duft geb ich Euch ab!
Marte Arte - der Gott des Krieges und die Kunst - diese Namensgebung deutet auf einen großen Wurf hin, einen kräftigen Auftritt, eine Vereinigung von Gegensätzlichem. Doch eigentlich finde ich einen solche Namenswahl ziemlich schräg, denn Krieg zerstört Kunst.
Marte Arte ist wie erwartet ein schwieriges Parfum, und es enthält manche Noten, die ich für problematisch halte. Ambrettesamen geht manchmal in eine ähnliche Richtung wie Fenchel und Sellerie. Elemi-Harz mit seiner seltsamen Breite gehört auch nicht zu meinen Favoriten, und wenn dann noch kräftige Hölzer und scharfer Pfeffer hinzutreten, spricht vieles für einen bitteren, unausgewogenen Duft.
Ein Stück weit ist Marte Arte das auch. Schon der Beginn ist seltsam - eine Art sehr dunkle Fruchtnote. Ich bekomme sofort die Assoziation von Brombeersträuchern in einem viel zu heißen Spätsommer in südlichen Gefilden, wo die Beeren am Strauch regelrecht gekocht werden!
Dann wird es hässlich. Bittere, lakritzartige Holznoten schlagen mit Wucht zu. Ich frage mich schon, ob meine Probe gekippt ist - ist sie nicht, das soll wohl tatsächlich so sein. Nach kurzer Zeit legt sich das Kriegsgewitter - und tatsächlich taucht eine feine, elegante, zartgrüne Note auf. Ich komme nicht darauf, was es ist, aber es ist schön! Ein wenig erinnert es an Waldmeister. Riecht so etwa Geißblatt? Diese elegante Note hat man vor allem in der Projektion, sodass man davon absehen sollte, die angesprühte Haut direkt zu beschnüffeln.
Damit ist klar, dass der Name Marte Arte die im Parfum ausgearbeitete Gegensätzlichkeit spiegelt. Die brutale Herrschaft des Krieges, verbunden mit klassischer Eleganz, und alles zusammen aus Italien - das setzt bei mir Assoziationen in Gang.
Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch in Mailand - einer Stadt, die noch geprägt ist von der italienischen Architektur der 30er Jahre. Unter Mussolini wurde anders gebaut als unter Hitler. Keine germanischen Trutzburgen, sondern römische Castelli, den einzelnen Menschen ebenso reduzierend - doch dabei stets ein klassisches Maß wahrend! Dieser Variante perfider faschistischer Ästhetik kann man sich weit schwieriger entziehen als den primitiv-größenwahnsinnigen Germania-Entwürfen eines Albert Speer.
Und in etwa so wirkt Marte Arte auf mich. Kann ein Parfum denn faschistisch sein? Mit Blick auf den römischen Legionärskopf auf dem Flakon frage ich mich, wem die das eigentlich verkaufen wollen.
Dennoch: die Frage nach einem politisch-ideologischen Gehalt eines Parfums würde ich persönlich letztlich verneinen wollen. Hier halte ich es mit dem Motto: Keinen Duft geb ich Euch ab!
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