Esprit Mondain 2011

Apicius
26.01.2011 - 20:12 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
5
Haltbarkeit
7
Duft

Ein Gourmand für den Herrn

Von Bordeaux-Wein ist die Rede in Brecourts Beschreibung von Esprit Mondain. Das klingt interessant, werden doch schwere Bordeauxs gerne mit Noten beschrieben, wie sie auch in Parfums vorkommen: schwarze Johannisbeere, Kirsche oder Schokolade.

Indes käme man ohne begleitenden PR Text der Firma Brecourt nicht unbedingt auf schweren Rotwein. Esprit Mondain beginnt mit einem ziemlichen Durcheinander. Man muss etwas warten, dann schält sich ein Duft heraus. Der ist vor allem holzig - aha, Barrique-Ausbau! Neben dem sehr trockenen Holz gibt es etwas Breites, Volumiges. Die bei Barrique-Rotweinen naheliegenden Vanillenoten sind es aber nicht, es muss was anderes sein. Zwischendurch nehme ich eine Art alkoholischer Noten wahr. Und über dem Holz liegt ein ziemlich gekonnter Cocktail aus schokoladigen und fruchtigen Noten. Die dezenten Fruchtnoten gehen in Richtung Aprikose, vielleicht auch Mirabelle, keinesfalls in den Bereich dunkler, roter Früchte. Eine Pfeffernote verstärkt zeitweise die trockene, holzige Seite dieses Parfums. Nachdem sich der Duft entfaltet hat, findet nicht mehr viel Entwicklung statt.

Esprit Mondain wirkt direkt auf der eingesprühten Stelle etwas süßlich und voluminös. In etwas Abstand zur Haut überwiegt ein trockener, teilweise auch puderiger Grundcharakter. Den kenne ich schon aus Eau Libre - Ansätze eines eigenen Stils der Marke Brecourt?

Esprit Mondain ist ein geradliniger, aber gleichwohl etwas experimenteller Gourmand-Duft. Das ist nichts für jeden und für jede Gelegenheit. Doch die Vorstellung - nicht unbedingt der Geschmack - eines schweren Rotweins wurde hier gut aufgenommen und interpretiert. Esprit Mondain ist weder leicht und frisch, noch einfach zu tragen. Und ein wirklich großes Parfum ist es natürlich nicht, dazu fehlen Entwicklung und Komplexität. Gut finde ich allerdings die Balance zwischen trocken-würzigen und süß-fruchtigen Noten. Wie sich das für ein Herrenparfum gehört, sind die Früchte nur Begleiter einer fast schon puristisch zu nennenden Zedernholznote. Das spiegelt für mich auch ein gutes Verhältnis zwischen Opulenz und Geradlinigkeit wieder.

Der Einführungspreis von 30 € geht in Ordnung, dafür kann man sich wirklich mal was davon zur Seite legen. Wenn man es nur ab und zu benutzt, wird es gehen, doch bei regelmäßiger Anwendung befürchte ich echten Übersdruss an den Fruchtnoten. Ob sich Brecourt mit der Namensgebung Esprit Mondain einen Gefallen getan hat? Wie wäre das eigentlich zu übersetzen?
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