Wish 1997 Eau de Parfum

Christine07
05.12.2023 - 04:51 Uhr
22
Hilfreiche Rezension
10
Preis
9
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft

Hommage an Mama

Ein weißes Kaschmirkleid, weich, Lippenstift in nude und dieses Parfum. Sobald ich es gerochen hatte, wusste ich, heute wird ein besonders schöner Tag. Thronend auf dem gläsernen Make-up Tisch die diamantene Form mit blauer Flüssigkeit. Ich war vielleicht ca. 8 Jahre, als ich realisiert habe, dass dieses Parfum unsere Familie zu einem Fest führen würde, an dem ich meine liebsten Cousinen sehe, mit ihnen zusammen tanze oder Sailor Moon spiele, Lieder einübe und müde ins Bett falle. Meine Mama sah für mich an diesen Tagen nicht nur aus wie eine, sondern sie roch auch: eine Göttin. Ein Frauenbild, welches mir Stärke, Eleganz und zugleich Leidenschaft repräsentierte. Ich bewunderte die Aura des Duftes, dieses synthetische, es prägte meine Liebe für die schwarze Johannisbeere. Es umhüllte meine Mama wie eine Wolke und mich selbst, sobald sie mich umarmte. Die sprudelnde, positive und lachende Mama faszinierte mich, ja, Authentizität. Ich muss nicht leise spielen, ich muss nicht leise lachen, ich muss nicht leise fühlen. Ich darf mich als Frau verwirklichen, ich darf sein, so wie ich es möchte und ich darf mir meine Partnerschaften auf einer Ebene suchen und zugleich eine Sanftheit bewahren. Sinnlichkeit bedeutet nicht schwach zu sein und ein lautes Lachen und eine Meinungsäußerung nicht zugleich stark zu sein. Ich darf Sein.

Als ich dann mit 15 zu meiner ersten Party mit einem Fake Schülerausweis (ja, man durfte bis 1 Uhr nachts hin) ein paar Spritzer des Parfums entnehmen durfte, umhüllte mich dieser Schutz wie das unsichtbare Gewand von Harry Potter. Aufgedonnert mit einer Tonne Haarspray für die Lockenpracht, einem schrecklichen Outfit (weil ich nicht wusste, was man so beim Feiern trägt), und einem Bronzer über den kompletten Wangen, ging ich auf die Party, in der gefühlt meine halbe Schule war. Unwohl war mir, alles zu intim und ungewohnt, froh war ich endlich nach Hause zu können.

Zuhause angekommen meinte meine Mutter:“Es ist nicht schlimm. Mir hat meine erste Tanzveranstaltung auch keinen Spaß gemacht“ -und als Trost schenkte sie mir ihren Duft (der mich sogar durch die Uni begleitet hat, Parfums waren mega teuer!)

Mittlerweile bin ich ins Tanzen reingewachsen und weiß, wie viel Bronzer mein Gesicht verträgt.

Das Parfum ist pure Nostalgie, 90s charm I would say. Es ist die Mama von Alien und co. Für immer wird es ein Bestandteil meiner Sammlung bleiben und ab und an, darf es auch wieder raus ins Leben geführt werden.
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