Blend Collection

Leather Blend 2014

Gerry
15.11.2014 - 12:18 Uhr
21
Top Rezension
8
Duft

Black Tie

Black Tie ist der Dresscode für den Smoking. Den Bogen zum Leather Blend werde ich im Verlauf des Kommentares spannen.

Als ich Leaher Blend in meiner Stammparfümerie testete, meinte der Verkäufer beim Aufsprühen, er fände ihn zu süß. Selbst ich, mit einer Süß-Phobie, konnte diesen Eindruck nicht teilen und interessanter Weise meinte der Verkäufer, er fände ihn jetzt, bei dem zweiten Test, auch nicht mehr so süß.
Ich denke, wenn man will, kann man hier eine subtile Süße erkennen - aber Männer, bei *süß* fallen mir aber ganz andere Kracher ein.

Ich bin von Leather Blend positiv überrascht und angetan. Ob es ein Meilenstein, wie der Zino wird, sei dahin gestellt. Der Duft vermittelt jedoch durchaus Qualität und Sorgfalt bei seine Entwicklung.
Mein erster Gedanke war, das ist mal wirklich neu. Kein Abklatsch mir bekannter Leder-Düfte und schon gar nicht die gefühlte hundertste Variante einer Leder/Himbeere Kombination. In dieser Hinsicht hat er etwas gemeinsam mit dem jüngst von Acqua di Parma herausgebrachten Lederduft, der sich m.E. auch abseits der aktuellen Lederduft Mode bewegt. Gleichwohl unterscheiden sich beide deutlich.

Der Davidoff begeistert mich durch seine samtig edle Herznote. Amber nicht klebrig fett und Rose in einer *erwachsenen* und zurückhaltenden Art. Und hier komme ich auf das Stichwort Black Tie zurück. Es gibt ja eben einen Duft mit diesem Namen der die Rose zum Thema hat und mir Rosendüfte für alle Zeiten verleidet hat - dachte ich. Ein treffenderes Wort als *erwachsen* finde ich für den Roseneindruck nicht. Es ist eine dunkle wenig florale Rose, die dem Amber die Schwere und Süße nimmt. Ich finde das zusammen recht verführerisch und es liegt so weich und vornehm auf der Haut wie ein Kaschmirschal.

Leder deutet sich aber auch schon in der Herznote an und wird zum Ende hin ausgeprägter. Kein hartes Leder, sondern eher ein feines weißes Wildleder, ähnlich wie bei Guerlain, jedoch ohne diese Vanille-Orgie. Den Ausklang finde ich dann jedoch etwas dürftig. Leather Blend verebbt *irgendwie*, in einer diffusen Melange aus dem, was zuvor schon mal auf der Bühne stand, jedoch ohne Drehbuch, wie mir scheint. Schließlich bekommt das noch einen leicht muffigen Unterton - schade. Da ist den Machern wohl die Inspiration ausgegangen.

Ach ja, die Kopfnote ist very nice. Offensichtlich ist das Zitrus-Thema in der Kopfnote nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Den Parfumeruren ist ohne diese Zitrus-Nummer trotzdem ein heller und erfrischend klarer Einstieg gelungen. Der Pfeffer scheint das nötige *Bizzeln* in den Safran zu bringen, fällt aber als einzelne Note nicht auf. Der Safran wirkt fruchtig, saftig, frisch, ohne dass das gleich Assoziationen mit einer Früchtekaltschale für den Kindergeburtstag erzeugt.

Die Duftnoten sind transparent und sehr fein verwoben. Ich finde, der Leather Blend ist eher ein leiserer und vornehmer Duft, jedoch mit guter Haltbarkeit. Wer ihn lauter mag, wird das durch entsprechende Dosierung steuern können.

Was ich an ihm mag ist, dass er nicht fordert und damit auch nicht überfordert. Somit wäre es in meiner Sammlung der stille und gepflegte Ledergeselle. So sehe ich ihn vielseitig einsetzbar auch zum Smoking ;)
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