Fuel for Life Homme (Eau de Toilette) von Diesel

Fuel for Life Homme 2007 Eau de Toilette

Meggi
06.04.2014 - 14:23 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension
3Duft 2.5Haltbarkeit 5Sillage 2.5Flakon

In dubio Prozento

Bei Motor-Öl ist „vollsynthetisch“ meines Wissens ein Qualitätsmerkmal – ich kenne mich da nicht aus. Bei Parfüm hingegen ist meist doch zumindest der Anschein von Natürlichkeit gewünscht. FfLH dagegen ist vom Start weg so offensiv vollsynthetisch, dass ich – in dubio - unterstelle, es müsse genau so gewollt sein. Das zieht sich durch den Duft wie der sprichwörtliche rote Faden, der in diesem Fall selbstverständlich nicht pflanzlich gefärbt ist, sondern mit einem reaktiven Azofarbstoff unter Knüpfung einer kovalenten Bindung mittels nukleophiler Substitution.

Anis mag ich gemeinhin sehr gerne riechen, aber dieser ist fürchterlich muffig. Ich komme nicht darauf, woran mich das außerdem erinnert, vielleicht an die ölige Künstlichkeit von Back-Aromen. Wenn daneben wirklich Grapefruit im Spiel sein sollte, hätte sie eine lange Reise hinter sich, denn nur mit viel Phantasie und unmittelbar auf der Haut meldet sich ein Hesperidix syntheticus von den hinteren Rängen – das allerdings um und bei eineinhalb Stunden lang. Wie es der Zufall so will, hatte ich Gelegenheit zum Vergleich mit der saftigen Grapefruit aus Bleu-de-Chanel. (Was immer man von BdC sonst halten mag: Die Grapefruit ist Klasse!) He, Ihr Diesels, SO geht das!

Schnell wird der Chemie-Anis flankiert von einem seifigen Ton, der nach rund einer halben Stunde das erste Mal zu erahnen ist, anschließend zunimmt und für bald drei Stunden den Duft nahezu beherrscht; dazu später. Direkt auf der Haut ist nach ungefähr ein bis zwei Stunden zusätzlich ein leicht krautiger und – Überraschung! - tatsächlich weniger synthetischer Hauch bemerkbar. Mehr davon hätte dem Duft gut getan. Diese Note hält sich leider bloß etwa eine Stunde und dürfte für die Umgebung nicht wahrnehmbar sein. Das muss der Lavendel gewesen sein.

Himbeere. Aha. Ohne Ansage hätte ich sie nicht erkannt. Es kann sich nur um eine unterbelichtete Labor-Züchtung handeln, die zur Ausprägung irgendeines Geschmacks einer Verarbeitung mit Unmengen von Zucker (hier: Süßstoff) bedarf. Mit Himbeere hat das so viel zu tun wie Brausepulver dieser Geschmacksrichtung. Es gelingt mir nicht, das Herein- und Herausschleichen der anämischen Frucht zeitlich festzuhalten.

Aus eigener Erfahrung kenne ich unter den Heliotropen einzig die Vanilleblume. Ist Jahre her, sie hat bei uns einen heroischen Freiland-Überwinterungsversuch nicht überstanden. Den Geruch fand ich immer grenzwertig und allenfalls zur Unterhaltung von Gästen geeignet. Ihn nun noch künstlicher daherkommen zu lassen, ist keine gute Idee. Ab der dritten Stunde kann ich selbigen unter Zuhilfenahme eines nicht unerheblichen Maßes an Kreativität als Heliotrop identifizieren. Ich vermute aber, dass es sich letztlich um dieselbe Note handelt, die fast seit Beginn für den seifigen Ton verantwortlich zeichnet.

Die sogenannten Holznoten der Basis gefallen mir insgesamt am ehesten und retten einige Prozente. Sie prägen ungefähr ab der vierten Stunde den Duft und werden begleitet von der inzwischen schwächeren, dabei gleichwohl unüberriechbar präsenten, schon erwähnten Seifigkeit. Erst ab der fünften Stunde wird diese ein bisschen blumig und gibt damit endlich ein klares Bekenntnis zum Heliotropianismus von sich. Gemeinsam entsteht eine Aura von Sauberkeit, die das Künstlich-Konzept am besten verkraftet. Bedauerlicherweise beginnt die Basis im Laufe der fünften Stunde bereits den Rückzug. Nach etwa sieben Stunden ist kaum noch was vom Duft bemerkbar, der schwächliche Rest bleibt jedoch bis weit in den Abend hinein erhalten.

Fazit: Meine Bewertung ist der In-dubio-Annahme geschuldet, dass der synthetische Ansatz gewollt ist. Er überzeugt mich indes nicht, ich finde Kopf- wie Herznote schwer erträglich. Eine annehmbare Basis genügt mir nicht. In Bezug auf Letzteres bin ich froh, lieber anderweitig Geld ausgegeben zu haben und mir nun auf Wunsch jederzeit die verrückte, holzige Wäsche-Frische von Reflection Man reinziehen zu können.
5 Antworten
0815abc0815abc vor 12 Jahren
So ein Tag KANN aber auch gut anfangen,ne?Vielen Dank dafür und Pokal.
IngerInger vor 12 Jahren
Anis mag ich sehr, doch Chemie-Anis schreckt mich dann doch ab. Nein - nix für Inger; aber Pokal für Dich!
Jpg153Jpg153 vor 12 Jahren
Richtig - vollsynthetisches Motoröl ist sozusagen die Krone der Schmierstoffe für Verbrennungsmotoren. In anderen Schmierstoffbereichen ist das nicht zwingend genau so.
SeeroseSeerose vor 12 Jahren
Ich liebe die vanillige, mandelige Indifferenz und Unbeständigkeit des Heliotrops. Aber beim 2. Nachtfrost ist sie niedergestreckt, dead and gone, jedes Jahr! Bald gibt's ne Neue, eine für 40m². Vanilleblumentopf+ auch, wenn Du sie nicht magst
ErgoproxyErgoproxy vor 12 Jahren
Synthetik kann durchaus seine Reize haben, ich sage nur CdG!:)