DerDefcon
16.09.2019 - 17:06 Uhr
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Top Rezension
9Duft 8Haltbarkeit 8Sillage 8Flakon

Von der Happy Hour zum Happy Day

Höre oder lese ich als Student die zwei Worte "Happy Hour", beginnen nicht selten meine Augen zu leuchten, meine Beine bewegen sich schneller und unweigerlich wird auf die Uhr geblickt, um zu schauen, ob man jenes Zeitfenster nicht schon verpasst hat, um die entsprechenden Vergünstigen alkoholischer Getränke zu erhalten. Da hat man als Student schon eine Menge Stress, das glaubt ihr gar nicht. Immerhin geht es ja um das Geizen und Sparen, wo immer es nur geht.

Vom Geizen und Sparen kann bei Diors "Exklusivlingen", von denen ich den berühmten "Ambre Nuit" bereits lieben lernte, wohl kaum die Rede sein. Wer die Preise nicht im Kopf hat, soll doch bitte auf die Seite von Dior gehen und dort ein wenig Recherche betreiben und die Augenlider flattern lassen.
Gegeizt und gespart wird im Falle dieses Parfums dafür mit den Duftnoten. Lediglich drei Komponenten sind gelistet. Da wäre zum einen die Cranberry, dazu der Jasmin und dann noch das florale Wundermittel namens Ylang Ylang. Jedoch ist dieser Geiz - so viel möchte ich vorwegnehmen - eigentlich gar keiner, denn nicht selten ist eine reduzierte Duftpyramide genau das Richtige. Warum das so ist, möchte ich euch kurz näherbringen.

Unsere fröhliche Stunde beginnt mit einem süßlich-floralen Einschlag, bei dem jede Duftnote sofort mitzumischen weiß. Ylang Ylang sorgt für die so berühmte süße Blumigkeit, die Cranberry entgegnet dem mit ihrer etwas säuerlichen, aber dennoch angenehmen, fruchtigen Art, während der Jasmin zwar auch süß, jedoch gleichzeitig leicht honigartig und somit luftig bis transpartent in Erscheinung tritt. Die Deklaration des Dufts als "süß-blumig" passt so schlussendlich wie die Happy Hour auf des Studenten Geldbörse.

Trotz des so reduzierten Duftnotenverbunds macht Diors Komposition sowas wie einen Verlauf durch. Die etwas säuerliche Cranberry nimmt ein wenig die Rolle ein, welche die Iris in anderen pudrigen Klassikern einnimmt, um schlussendlich jene Pudrigkeit hervorzurufen. Diese ist zwar keine so sterile, metallische, saubere, sprich irislastige, sondern eher eine typisch florale, die auch mit einer dezenten Cremigkeit einhergeht. Es fällt ein wenig schwer, das zu beschreiben und eventuell ist der Irisvergleich, auch wenn ich die Unterschiede im Duftbild deutlich herausgearbeitet habe, nicht ganz passend, doch die Pudrigkeit kann ich mir anders nicht erklären. Sie muss von der Cranberry stammen.
Mit der Iris und ihrem Duftbild hat das alles also nichts zu tun. Die Rolle der Cranberry in dieser Komposition gleicht allerdings jener, welche die Iris zum Beispiel in Diors "Homme Intense" einnimmt, nämlich die tragende Rolle - die Hauptrolle. Das ist wichtig zu wissen, denn wer die jetzt oft genug thematisierte Cranberry in ihrem Wesen grundsätzlich nicht mag, wird mit diesem Duft nicht wirklich glücklich werden.

Mit der pudrig-floralen Süße ist der Duftverlauf dann auch beendet. Heraus kommt ein schöner, lieblicher, in meinen Augen insbesondere auch leichter Duft, der ganzjährig und flexibel eingesetzt werden kann, der nirgends stört oder aneckt. Trotz seiner Deklaration als ein "geschlechtsneutraler" Duft sehe ich ihn eher an einer Frau als an einem Mann, was natürlich niemanden davon abhalten soll, "Happy Hour" zu testen oder gegebenenfalls zu tragen. Entschließt man sich dazu, so wird aus der Happy Hour gerne auch ein Happy Day, denn die Haltbarkeit ist für einen solch leichten und floralen Duft ausgesprochen gut. Es darf zusätzlich sparsam dosiert werden, denn auch wenn dieser "Exklusivling" aus dem Hause Dior nicht die Macht besitzt, ganze Räume zu füllen, so weiß er sich dennoch mitzuteilen. Diese Flexibilität, die gute Haltbarkeit und der ebenso sozialverträgliche Auftritt sind die entscheidenden Eigenschaften, um bei "Happy Hour" von einem möglichen Signaturduft zu sprechen, sofern man das finanziell verkraften kann, aber vor allem auch will.
5 Antworten
RenataRenata vor 6 Jahren
Schöner Kommentar, ich glaube, dass könnte auch ein Duft für mich sein. Jetzt gehe ich mal auf die Webseite und lass mal meine Augenlider flattern.....
SchatzSucherSchatzSucher vor 6 Jahren
Toller Kommentar und ein sicher ansprechender Duft, der mir gefallen könnte. Aber bei den sehr ambitionierten Preisen bin ich doch sehr zurückhaltend.
Melisse2Melisse2 vor 6 Jahren
Happy Hour trage ich auch gerne. Treffend beschrieben, sowohl den Duft als auch den studentischen Getränke-Geldmangel-Stress.
Helena1411Helena1411 vor 6 Jahren
Oh, das kommt mir aus meiner Erinnerung bekannt vor: Dieser studentische Stress mit der Happy Hour! Glaubt einem tatsächlich keiner! Der Dior wiederum kann nur als seelischer und olfaktorischer Glücklichmacher gesehen werden, denn preislich lässt er nicht nur die Lider flattern, sondern die Tränendrüsen treiben! Sehr gelungener Kommentar - Ein HappyHour-Pokal mit einem Getränk Deiner Wahl und extralangen Strohhalmen ;))
CreedFanBoyCreedFanBoy vor 6 Jahren
Die Maison Dior sind super .. als Signaturduft wohl nur ob kleinen Sprühern möglich!