07.07.2021 - 04:29 Uhr
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Die olfaktorische Hand des T-Rex
Wenn ich Frauen mit fast weißem Lippenstift sehe oder Schlaghosen, dann denke ich an Eichenmoos und die 70er. Wenn ich harte Gegensätze in den Farben, große geometrische Muster und Schulterpolster sehe, denke ich an Wummser und die 80er. Wenn ich bauchfreie Shirts sehe, sehr niedrige Hüfthosen mit hervorschauenden Tangas oder Tattoos, denke ich an die ersten Vorreiter der bis heute so erfolgreichen Gourmands und die 90er. Wenn ich an die Nullerjahre denke, fällt mir das sogenannte Duckface ein, eine exzessive Flanker-Kultur, die selbstverständliche Befreiung vom Modediktat und der zunehmende Unisex-Trend. Mit den Zehnern dieses Jahrtausends beginnt das, was Happy Hour hier perfektioniert: Der umfassende Ersatz früherer Duftstoffe durch neue, künstliche Moleküle, die nicht alle Menschen gleichermaßen wahrnehmen können, sozusagen die olfaktorische T-Rex-Hand.
Ich teste gern Diors, hoffe ich doch immer auf einen Duft, der mich so begeistert wie Ambre Nuit oder das alte Dune. Doch die Diors der letzten Jahre konnten mich alle nicht mehr wirklich überzeugen, schienen sie mir doch immer blasser und durch die T-Rex-Hand der künstlichen Riechstoffe dominiert zu werden. Dennoch, ich ließ mich nicht entmutigen und ertauschte Happy Hour.
Ich sprühe und - oha, von Blässe kann keine Rede sein! Das ist intensiv, das ist extrem, das ist Roter Pfeffer unterlegt mit ordentlich Veilchenblatt. Extrem künstlich, wenn auch zum Glück Noten, die ich an sich nicht schlecht finde. Wunderlich nur, dass sie sich nicht in der Pyramide finden. Als sich der erste Schock und die Intensität etwas gelegt haben, versuche ich, etwas hinter diesem gepfefferten Veilchenblatt zu entdecken, aber es will mir nicht so recht gelingen, die Welle ist einfach zu sehr im Vordergrund. Nach etwa einer knappen Stunde kann ich nun etwas angenehm Süßliches und einen Hauch von Wärme hinter dem weiterhin dominanten Pfeffer entdecken. In der Herznote beginnt sich langsam ein Jasminriechstoff hervorzuschälen, der mich nostalgisch an Mainstreamer der Jahrtausendwende denken lässt, es ist ein Jasmin, der eher sanft und künstlich anmutet, dabei aber glücklicherweise nicht indolisch ist. Währenddessen beginnt der Pfeffer sich offenbar mit dem süßlichen Anteil zu verbinden und erweckt bei mir zusammen mit dem Veilchenblatt einen Anflug von Anisbonbons.
Neugierig warte ich auf die Basis. Ich hoffe, hinter den weiterhin dominanten Noten vom Start vielleicht einen Hauch von Cranberry zu entdecken oder ein wenig Ylang-Ylang.
Leider gelingt mir das nicht. Es kommt etwas Wärme hinzu, vielleicht ein Anflug von Vanille, aber in dem Maße, wie der Jasmin, der Pfeffer und das Veilchenblatt schwinden, schwinden auch die Anisbonbons und der gesamte Duft bis er nach etwa 6 Stunden kaum noch wahrzunehmen und dann ganz und gar verduftet ist.
War das jetzt ein Verriss? Ich glaube nicht. Ich lehne die T-Rex-Hand ja auch nicht ab. Sie ist eben nur gestellt, gekünstelt, nicht lebensecht und hat damit paradoxer Weise etwas sehr Traditionelles: Das Verbergen echter Gefühle und das Wahren eines äußeren Scheins wie es im letzten Jahrhundert insbesondere bei den höheren Zehntausend opportun war.
Insofern hat dieser Dior etwas, das man ansonsten eher Chanel zuspricht: Kühle Zurückhaltung und die Eignung für offizielle Anlässe, bei denen wahre Gefühle, Spontaneität sowie das Private hintanstehen müssen.
In diesem Sinne finde ich Happy Hour zwar weniger vergnüglich als der Name hoffen lässt, aber dennoch erstaunlich gut.
Ich teste gern Diors, hoffe ich doch immer auf einen Duft, der mich so begeistert wie Ambre Nuit oder das alte Dune. Doch die Diors der letzten Jahre konnten mich alle nicht mehr wirklich überzeugen, schienen sie mir doch immer blasser und durch die T-Rex-Hand der künstlichen Riechstoffe dominiert zu werden. Dennoch, ich ließ mich nicht entmutigen und ertauschte Happy Hour.
Ich sprühe und - oha, von Blässe kann keine Rede sein! Das ist intensiv, das ist extrem, das ist Roter Pfeffer unterlegt mit ordentlich Veilchenblatt. Extrem künstlich, wenn auch zum Glück Noten, die ich an sich nicht schlecht finde. Wunderlich nur, dass sie sich nicht in der Pyramide finden. Als sich der erste Schock und die Intensität etwas gelegt haben, versuche ich, etwas hinter diesem gepfefferten Veilchenblatt zu entdecken, aber es will mir nicht so recht gelingen, die Welle ist einfach zu sehr im Vordergrund. Nach etwa einer knappen Stunde kann ich nun etwas angenehm Süßliches und einen Hauch von Wärme hinter dem weiterhin dominanten Pfeffer entdecken. In der Herznote beginnt sich langsam ein Jasminriechstoff hervorzuschälen, der mich nostalgisch an Mainstreamer der Jahrtausendwende denken lässt, es ist ein Jasmin, der eher sanft und künstlich anmutet, dabei aber glücklicherweise nicht indolisch ist. Währenddessen beginnt der Pfeffer sich offenbar mit dem süßlichen Anteil zu verbinden und erweckt bei mir zusammen mit dem Veilchenblatt einen Anflug von Anisbonbons.
Neugierig warte ich auf die Basis. Ich hoffe, hinter den weiterhin dominanten Noten vom Start vielleicht einen Hauch von Cranberry zu entdecken oder ein wenig Ylang-Ylang.
Leider gelingt mir das nicht. Es kommt etwas Wärme hinzu, vielleicht ein Anflug von Vanille, aber in dem Maße, wie der Jasmin, der Pfeffer und das Veilchenblatt schwinden, schwinden auch die Anisbonbons und der gesamte Duft bis er nach etwa 6 Stunden kaum noch wahrzunehmen und dann ganz und gar verduftet ist.
War das jetzt ein Verriss? Ich glaube nicht. Ich lehne die T-Rex-Hand ja auch nicht ab. Sie ist eben nur gestellt, gekünstelt, nicht lebensecht und hat damit paradoxer Weise etwas sehr Traditionelles: Das Verbergen echter Gefühle und das Wahren eines äußeren Scheins wie es im letzten Jahrhundert insbesondere bei den höheren Zehntausend opportun war.
Insofern hat dieser Dior etwas, das man ansonsten eher Chanel zuspricht: Kühle Zurückhaltung und die Eignung für offizielle Anlässe, bei denen wahre Gefühle, Spontaneität sowie das Private hintanstehen müssen.
In diesem Sinne finde ich Happy Hour zwar weniger vergnüglich als der Name hoffen lässt, aber dennoch erstaunlich gut.
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