Bois Impérial 2020

Jazzbob
07.10.2021 - 16:33 Uhr
49
Top Rezension
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft

Synthetisch im besten Sinne (aber nicht nur)

Reine Naturdüfte haben oft den Nachteil, schon zu dicht zu wirken – Synthetik kann helfen, sie aufzuhellen, sie leichter zu machen. Und dann gibt es noch eine weite Welt dazwischen, wie etwa Akigalawood zeigt. Der Duftstoff wird aus Patchouli-Pflanzenresten* gewonnen, wobei dessen eher schmutzige Facetten entfernt werden und letztlich ein ganz anderer Eindruck entsteht. Bois Impérial wird stark von ihm und verschiedenen synthetischen Komponenten geprägt, sodass sich – wie Viele hier schon bemerkt haben – der Vergleich zu den Escentric Molecules aufdrängt. Der wichtige Unterschied offenbart sich darin, dass Letztere oftmals zu seelenlos auf mich wirken, während hier der Spagat zwischen Synthetik und Natur gelingt.

Was mir bei den ersten Tests gefallen hat, ist die Tatsache, dass der Duft zwar schon eher simpel wirkt, ich aber dennoch jedes Mal verschiedene Nuancen herausfiltern konnte, die mir vorher nicht oder kaum aufgefallen waren. Zu Beginn ist da nämlich nicht nur die Kombination aus der zitrischen Frische, die weder zu scharf, noch zu lieblich wirkt, mit der trockenen Holzigkeit (1), die sich von Anfang bis Ende durchzieht, sondern auch eine ganz dezente blumige Komponente (2). Diese lässt Bois Impérial nicht als floral erscheinen, verleiht ihm aber noch mehr Helligkeit und etwas Fülle, die sonst fehlen würde. Grüne Frische fügt sich ebenso bestens ein, wobei die Vetiver-Note überhaupt nicht klassisch-altmodisch daherkommt, wie es manchmal der Fall ist.

(1) Ambrofix = Ambroxan: Falls ihr Molecule 02 kennt, wisst ihr, was ich meine.
(2) Petalia: "rosenartig mit Nuancen von Maiglöckchen". Ich hätte daneben auch an Hedion gedacht.

Der Duft wirkt deshalb durchgehend hell und transparent, weil keine schweren Komponenten den Basis-Akkord ergänzen, sondern mit Georgywood (entspricht Iso E Super, ist aber noch holziger*) und Akigalawood immer eine luftige Textur aufrecht erhalten wird. Letztere Note ist schwer zu beschreiben, da sie schon noch leicht erdige und grüne Facetten von Patchouli besitzt, aber eben wesentlich leichter und sauberer wirkt. Bei Supræ von Aether (noch trockener) oder Nisean von Parfums de Marly (dunkler, balsamisch) kann man sie beispielsweise auch gut wahrnehmen.

Meine Freundin mag den Duft übrigens nicht, denn sie hatte sofort die Assoziation mit etwas Eingelegtem. Vielleicht kommt das durch die leichte Säure und etwas Würze. Jetzt empfinde ich den Duft als etwas weicher als am Anfang, wo ich die trocken-holzige Seite als am dominantesten angesehen habe. Eventuell braucht es etwas Zeit zur 'Eingewöhnung'. Für den Alltag ist Bois Impérial optimal, da die Haltbarkeit wirklich extrem gut ist – insbesondere auf Kleidung. Die Sillage kann man auch leicht unterschätzen und ich habe sie deshalb mit 7 bewertet, weil man durch die transparente Wirkung nicht vom Duft erschlagen wird, er aber gleichzeitig relativ weit abstrahlt.

Eine wichtige Frage bei Parfums ist außerdem, wie man sich dabei fühlt, wenn man sie trägt: Bois Impérial hat einerseits dieses Unbeschwerte, universell Tragbare, andererseits wirkt der Duft durchaus stimmungsaufhellend.

[*Vielen Dank an Ronin für die Hinweise.]
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