Fat Electrician 2009

Franciska
11.02.2022 - 05:51 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension

Wie der Elektriker eingezogen ist….

Der Elektriker montiert die neue Lampe im Flur, ich sitze im angrenzendem Esszimmer am Laptop, wir unterhalten uns. Ich stöbere nebenbei auf parfumo, sage: Es gibt einen Duft namens “Fat Electrician”. Der Elektriker lacht, fragt, wie der denn riechen würde. Gute Frage, die mich soweit nicht losließ.

Nachdem ich dachte, ich wäre nach so vielen Jahren parfumo von Blindbuys kuriert, wollte ich ihn doch probieren. Zumal die anderen Kommentare vielversprechend waren. Von wegen elektrisierter, sexy Handwerker. Aber manche auch nicht - Schweißakkord. Ein Sharing sollte das Risiko eines kompletten Fehlgriffs wenigstens eingrenzen. In der Zwischenzeit musste ich mich mit dem Lesen und vor allem mit dem Vorstellen zurückhalten, denn wer von uns hat es nicht schon erlebt, dass man sich anhand von Duftnoten, Kommentaren und Statements sehr genau ausgemalt hat, wie der Duft wohl riechen würde. Um dann enttäuscht zu sein, weil der Duft eben nicht so riecht, auch wenn er an sich vielleicht gut ist. Auf alle Fälle hatte ich lange nicht mehr den Wunsch, einen fremden Duft so unbedingt testen zu wollen.

Als der Duft ankam, direkt aufgesprüht. Spannung…. Oh, doch, der ist gut. Der Duft startet direkt harzig und grün. Könnte das Elemiharz in Kombination mit Vetiver sein. Pfeffer rieche ich nicht direkt raus. Eine süße Note ist auch mit dabei, allerdings empfinde ich diese nicht als gourmandig. Sie bildet einen schönen Gegenpol zur harzig-grünen Note und nimmt dem Duft dadurch das herbe, allzu maskuline. Also definitiv unisex. Im weiteren Verlauf wird die krautige Note noch etwas intensiver, aber immer schön austariert mit weichen, hellen Hölzern und der leichten Süße. Mein Handgelenk wandert immer wieder zu meiner Nase und zum Glück ändert sich mit dem Duftverlauf der erste positive Eindruck nicht. Der Duft wird zur Basis hin balsamisch, aber bei mir auch hier nicht wirklich gourmand. Das balsamische kommt wohl vom Opoponax, welches ich zwar noch nie pur gerochen habe, aber aus der Schnittmenge mit anderen Düften meine, erahnen zu können, wie es riecht.
Die Zutaten sind im gesamten Verlauf sehr harmonisch miteinander verwoben. Schon besonders, aber ohne diesen “gezwungen nischigen” Touch, wie es teilweise andere Düfte dieser Marke haben, die eher einen Dufteindruck wiedergeben, als wirklich tragbar sein wollen. Ich sage nur “Sécrétions Magnifiques”

Die Haltbarkeit (um die 6-7 Stunden) und Sillage sind eher im Mittelfeld, zumindest bei mir. Aber gerade im Hinblick auf die Sillage empfinde ich das nicht negativ. Das macht Fat Electrician zu einem super Duft für den Alltag und den Job. Egal ob im Büro oder auf der Baustelle.

Manchmal will man (oder zumindest ich) Düfte ja einfach wegen ihres Namens (und/oder des Flakons) haben und redet sie sich dann schöner, als sie eigentlich sind. Aber mit diesem Elektriker stimmt die Chemie (ist das ein lustiges Wortspiel, weil ich von Haus aus eigentlich Chemikerin bin?). So kam es, dass der Elektriker einziehen und auch bleiben durfte.

Apropos Flakon. Da dies ja mein erster ELdO ist, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass die Flakons nicht klassisch eckig sind, sondern eine Kante etwas abgeflacht mit dem ELdO Schriftzug ist. Dadurch liegt der Flakon schön in der Hand und auch die Kappe ist schwer und wertig.
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