Rose d'Amalfi 2022

Franciska
13.02.2022 - 04:19 Uhr
27
Top Rezension

Zarter Rosenpuder

Rose d’Amalfi war der erste, den ich aus der neuen Tom Ford Reihe getestet habe und ist -Spoiler Alert- auch der, der mir am besten gefällt.

Rose d’Amalfi startet frisch, aber ich kann weder Bergamotte, noch Mandarine konkret rausriechen. Am ehesten könnte es noch die Mandarine sein, aber dann der leicht süßliche Saft, keine Schale oder etwas anderes herbes. Da eine zarte Rosennote schon von Beginn an mit dabei ist, ist dieser frische Start auch nicht zitrisch. Die Rose wird mit der Zeit immer dominanter, aber nicht aufdringlich. Müsste ich das ganze mit einer Farbe beschreiben, wären es ganz hell rosafarbene Rosen. Ich weiß nicht, ob das eigenartig ist, aber ich habe mit manchen Düfte schon lange (also auch bevor ich angefangen habe, mich mit konkreten Duftnoten auseinanderzusetzen und tiefer ins Parfumhobby eingestiegen bin) Farben assoziiert. Vielleicht ist es hier aber auch die hellrosa Flüssigkeit des Parfums, die diesen Eindruck verstärkt. Obwohl in der Pyramide nur “Rose” aufgeführt ist, frage ich mich, ob hier nur eine Art Rose drin ist, da ich meine verschiedene Rosennoten wahrzunehmen. Der Eindruck verstärkt sich im Verlauf des Duftes von einer zart aufgeblühten hellrosa Rose oder auch nur einzelnen Rosenblättern zu einem Duft, der auch konzentrierteres Rosenöl sein könnte, aber immer noch nicht penetrant stark. Lieblich ist hier der Begriff der den Duft gut beschreibt. Rose d’Amalfi hält sich dezent im Hintergrund, was ihn zu einem schönen Duft für den Alltag macht. Er stört nicht, ist aber auch nicht besonders nieschig. Darauf werde ich aber gleich nochmal genauer eingehen.

Ab der Herznote gesellt sich unter die Rose noch eine schöne (Baby)pudernote. Könnte die Kombination aus Heliotrop und Mandel sein, wobei ich keins von beiden deutlich herausrieche, was ich aber in dem Fall begrüße, weil sich die Noten schön zu eben dieser pudrigen Basis für die zarte Rose zusammenfügen. Viel Verlauf hat der Duft nicht, es bleibt bei dieser lieblichen, pudrigen Rose. Diese ist aber über die ganze Zeit gut zu riechen und die Sillage ist angenehm, aber mittelmäßig im Vergleich zu anderen TF Wummsern, wie Tobacco Vanille. Aber auch das passt gut zum Duft, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass jetzt wieder wärmere Tage folgen, zu denen dieser Duft dann eben passt.

Das Fazit zum Duft, einfach als Duft: Er ist schön, richtig schön. Ein lieblicher, pudriger Rosenduft, der fast schon was romantisches hat. Nun ist es aber ein Tom Ford und hat damit auch seinen Preis. Sollten wir da einen anderen Maßstab anlegen? Können wir überhaupt immer von Nischenmarken erwarten, dass sie das Rad neu erfinden? Und ist es überhaupt das, was wir wollen oder werden die Düfte dann zu “untragbaren Kunstwerken”? Wobei sich hier die nächste Frage auftut: ist Tom Ford überhaupt Nische oder eher…ja, was? Designer? Nicht wirklich. Das sind für mich die Mainstream-Düfte von Armani, Gucci & Co. Naja, irgendein Duft-Äquivalent zu Haute Couture halt.

Nach vielen Jahren hier auf parfumo und der damit einhergehenden Reise durch die eigenen Duftvorlieben (von “ich entdecke die Vielfalt”, über “ich finde mich in der Nische wieder und hype alles neue mit Oud, weil es so besonders ist” zu “Oud ist ins Mainstream eingedrungen und irgendwie doch nicht mehr so meins” bis hin zu “ich bin dort angekommen, dass ich genau sagen kann, was/wonach ich gerne rieche und was nicht, egal wie gehyped es ist”), läuft es doch am Ende darauf hinaus, dass der Duft gut riechen und gefallen muss. Das tut Rose d’Amalfi. Ob man dafür das Geld ausgeben will, muss jeder für sich entscheiden.
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