Hasu-no-Hana 1888 Eau de Parfum

Spatzl
29.03.2024 - 16:24 Uhr
20
Sehr hilfreiche Rezension
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Gib mir die Kraft, die ich brauche...

Seit Wochen wandelt die Kaiserin durch den Palast. Ihre Schritte sind langsam und kraftlos. Ihre tiefe Trauer, Melancholie und ja, diese Haltlosigkeit, diese Unfähigkeit zu handeln, zu regieren, verbreitet inzwischen Ratlosigkeit und Furcht vor dem was kommt oder nicht kommt, bei ihren Untertanen. Wird sie diese Verluste je überwinden und je wieder fähig sein dieses Land zu führen? Kann sie diese Last tragen?

Seit Stunden blickt sie nun schon wieder aus dem bodentiefem Fenster, mit den schweren Brokatvorhängen, in die Ferne. Als ob sie auf die Rückkehr ihrer Lieben hoffen würde. Ihre innere Stimme spricht : "Ich kann nicht....ich muss...ich kann aber nicht..."

Ihre Kammerzofe tritt ein und legt ihr den mit Zobel besetzten Mantel um. Setzt ihr die Krone auf. "Das Volk erwartet ihre Majestät." Sie öffnet die Flügeltüren des Balkons. Ein erwartungsvolles Raunen geht durch die Menge.

Sie schließt die Augen und nimmt diesen Duft wahr, der durch die Wärme, aus dem Mantel emporsteigt. Die Zofe sprüht nun diesen Duft. Dieses Ritual ist ausschließlich den regierenden Hoheiten vorbehalten und fest im Mantel verankert.

Sie sieht die, die sie so vermisst, vor ihrem inneren Auge. Mut sprechen sie ihr durch ihre liebevollen Blicke zu. Sie scheinen zu sagen:"Nimm dein Schicksal an. Es geht uns gut. Tu es für uns. Unser Geschlecht soll weiter existieren. Regiere!"

Eine gewaltige Kraft breitet sich aus in ihr. Bergamotte macht ihren Geist wach. Sie weiß nun was zu tun ist. Die Würze und die aromatischen, weiblichen Kräfte von Ylang Ylang, die fast animalische Süße des Jasmin und Erhabenheit der Rose beflügeln sie. Ja, so hat die Welt gerochen, als noch alles gut war. Es muss weitergehen. Das Süßgras Vetiver gibt ihr die Wurzeln zurück und das Gefühl mit der Erde verbunden zu sein. Hölzer geben ihr den so dringend benötigten Halt. Sie wird abgefedert vom Moos der Eichen, das immer auf der Nordseite wächst.

Sie tritt auf den Balkon hinaus, winkt dem Volk zu und hebt das Zepter hoch über ihren Kopf. Der Jubel der Menschenmenge ist ohrenbetäubend und berauschend. Sie spürt, wie sehr sie gebraucht wird. Hier und Jetzt.
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