loewenherz
13.04.2016 - 15:53 Uhr
15
Top Rezension
7.5Duft 7.5Haltbarkeit 5Sillage 6Flakon

Jürgen Prochnow in 'Das Boot'

Einer der bis heute erfolgreichsten deutschen Filme stammt von 1981 und erzählt die Geschichte der U 96, eines U-Boots der deutschen Kriegsmarine und seiner Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, auf Feindfahrt im Atlantik, 1941. 'Das Boot' war nicht nur der Durchbruch des Regisseurs Wolfgang Petersen (der mit 'Der Sturm' und 'Poseidon' später noch zwei weitere 'Seestücke' in seinem Œuvre hat), sondern auch des Schauspielers Jürgen Prochnow. Prochnow spielt den Kommandanten der U 96, den sie nur 'den Alten' nennen, weil er mit seinen gut dreißig Jahren deutlich älter als die meisten anderen der Besatzung ist. Der Film thematisiert nicht nur den Krieg, die Spannungen zwischen den Männern und die klaustrophobische Enge an Bord des U-Boots, sondern auch und gerade die allgegenwärtige Überlegenheit der See.

'Die Überlegenheit der See' - es musste lange gewartet werden, bis es Jean-Claude Ellena für das Haus Hermès einen diesem Thema würdigen Wasserduft zu erschaffen glückte - einen jenseits der wasserblauen Duschgel-/Disco-Kandidaten, von denen es so viele gibt und die fast alle allein mit ihrer Kopfnote umschmeicheln und gewinnen wollen. Dieser Fokus geht bei den meisten unter ihnen zu Lasten ihrer nachfolgenden Entwicklung: Herz- und Basisnote sind - wenn überhaupt vorhanden - im besten Fall banal, und oftmals mündet der Versuch, der Frische entgegen der ihr immanenten Flüchtigkeit künstlich Tiefe zu verleihen, in etwas Angestrengtem, manchmal fast quengelig Künstlichem. Denn niemand wählt aquatische Düfte wegen ihres Duftverlaufs oder gar ihrer schönen Basis. Wasserdüfte sind für jetzt und hier.

Hermessence Épice Marine bricht mit diesem Schema. Viele vor ihm haben sich versucht daran, einem Duft mit einem Meeresthema Ausdauer und Tiefgründigkeit zu geben - Hermès' bzw. Ellenas Dunkelblauer hat all das. Anders als die vorgenannten Leichtfüße ist er ein ernster - wenn nicht dunkler, dann doch zumindest mitteldunkler - Duft von Kraft und einer ungewohnten Reife. Er zeigt die Wertigkeit seiner Ingredienzen und deren gekonntes Arrangement schon zu Beginn, als er ganz kurz mit seiner Frische kokettiert, die erwartbar ist bei einem, der 'Marine' im Namen trägt. Doch dann türmt er zornige, graublaue Wogen auf vor einem nächtlichen, rasch dahinziehenden Wolkenhimmel, und die namengebenden Gewürze steigen empor wie unheilvolles Treibgut, deren Knurrigkeit inmitten des brodelnden Dunkelblau aufregend ist und fremd.

Fazit: 'Das Boot' erlebte 1991 dank des Hamburger DJs Alex Christensen eine Renaissance, als seine Titelmelodie als Technoversion die Discos und die Charts durchflutete. Und weitere zwanzig Jahre später erschufen Hermès und Jean-Claude Ellena einen dem Kommandanten Jürgen Prochnow und seiner Mannschaft würdigen und angemessenen Duft. Endlich.
4 Antworten
BlauemausBlauemaus vor 10 Jahren
Für mich ist das der mit Abstand authentischste und beste Meeres-Duft! Der ist richtig klasse....
Mustang69Mustang69 vor 10 Jahren
Wunderbar beschrieben. In der Tat sind tragbare Aquaten handverlesen. Für mich unangefochten nach wie vor Heeley´s "Sel Marin".
MeggiMeggi vor 10 Jahren
Das war tatsächlich mal eine kongeniale Verfilmung.
RobGordonRobGordon vor 10 Jahren
gelungener Handlungsbogen, schöner Kommentar!