Noir Patchouli

Kaathi85
20.10.2021 - 11:23 Uhr
7
Sehr hilfreiche Rezension

Vergangene Zeiten im dunklem Wohnzimmer

Ich nehme Platz auf Omas ausladendem Polstersofa. Direkt neben den dicken dunkelblauen Samtvorhängen, die leicht muffig riechen und dennoch Behaglichkeit ausstrahlen, so wie ihr ganzes Wohnzimmer. Hier verweilt man zum Kaffee oder Tee und schwelgt in Erinnerungen, folgt Omas lächelnden Geschichten über alte Zeiten und Dekaden, mit einem Hauch Wehmut in ihrer Stimme und Gesicht.

Trotz dieser schönen, angenehmen Assoziation bin ich völlig zwiegespalten von Noir Patchouli. Dieser Duft überfordert und verwirrt mich. War doch mein erstes, impulsives Fazit: Patch ist wirklich nichts für mich! Heftig, dominant, in your Face, eine Sillage-Ohrfeige. Schwer(mütig!), muffig, altbacken. Klassisch, für ältere Damen geeignet, "Omaduft". Zu speziell, intensiv.
Aber: wieso um Himmels willen, hänge ich dann nonstop mit meiner Nase an meinem Arm, bin offenbar fasziniert von diesem Duft?! Zumal ich ihn per Sillage völlig anders wahrnehme als direkt mit der Nase an der Haut. Die anderen Düfte, die ich parallel teste, beachte ich nicht mehr, sie gehen komplett unter. Thematisch wie olfaktorisch. Ja, ich muss mir eingestehen: Das ist wohl sowas wie Kunst. Vielleicht habe ich hier ein Meisterwerk vor mir?

Man möge mir nachsehen, dass ich Noir Patchouli (heute) nicht bewerten kann. Zum einen wird er einem "ich kann mich nicht entscheiden, also wirds eine solide 3+ (Note)" absolut nicht gerecht! Zum anderen bin ich mir sicher, ich würde ihn 3x testen und 3x verschieden bewerten. Je nach Wetter, Laune, anderen Duft-Nebenbuhlern auf der Haut... Wobei das vermutlich immer so ist, eine Duftbewertung ist doch letztlich eine Momentaufnahme. Heute - bringt der Duft etwas Schwermut und Trägheit mit sich, lässt mich grübeln, innehalten. Passend dazu kam gerade ein Regenschauer herunter. Oder bin ich vielleicht doch betört oder hypnotisiert von Noir Patchouli?
Ich lasse die Punkte heute offen, bin absolut überfragt...
4 Antworten