20.11.2017 - 13:18 Uhr

Turandot
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Turandot
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Patchouli - eine Rolle rückwärts.
Patchoulidüften ging ich in den letzten Jahren meist in großem Bogen aus dem Weg. Grund dafür war, dass patchoulilastige Parfums mit dem authentischen Duft des Krauts nichts, aber auch gar nichts mehr gemein hatten.
Ich kenne den Originalduft der getrockneten Pflanze aus meiner Lehrzeit. Damals mussten wir Azubis täglich die großen Standgefäße und Schubladen mit Heilkräutern und Substanzen wie Colophonium, Weihrauch, Soda, Seifenflocken usw. usw. auffüllen. Diese Düfte vergisst man nicht mehr.
Patchouli duftet herbgrün, dunkel, würzig und eher sogar feuchtkühl als trocken, oft etwas erdig. Was in der Hippiezeit an "Patchouliölen" oder noch schlimmer an Räucherstäbchen auf diversen Märkten verscherbelt wurde, roch eher muffig und mit den damals noch erhältlichen synthetischen Moschusnoten noch aufgehübscht bildeten die Mädels sich ein, damit besonders erotisch zu duften. Ich habe das nie verstanden, aber es war halt in. Nachdem es in den Discos und Kellerkneipen aber meist sowieso so verraucht war, dass man die Hand kaum vor Augen sah, war das eigentlich auch schon egal. Die Kombination von billigem Patchouliöl, Gauloises, Apfelkorn, Asbachcola und schwitzenden Menschen charkterisiert für mich diese Zeit. ("Aber schön war es doch....." so sang unsere Hilde und recht hatte sie. )
Vermeintlich erwachsen geworden und mit Düften beruflich befasst, war Patchouli für mich eher sowas wie ein Underdog der Duftnoten. Erschwerend kam dazu, dass die Parfumeure - aus welchem Grund auch immer - dazu übergingen, den Duft mit Noten wie Tonka, Vanille, und/oder Sandelholz zu kombinieren. Ich vermute, die dunkle Note sollte damit gefälliger gemacht werden. Das Ergebnis war für mich unerträglich süss, staubtrocken, schwer bis belastend und muffig bis gruftig. Der ruhige und entspannende Charakter von Patchouli ging damit völlig verloren und die entsprechenden Düfte waren für mich nur noch nervig.
Natürlich habe ich bei Parfumo dann erlebt, dass die Note auch in wertigen, ja kostbaren eleganten Parfums immer wieder auftaucht. Aber sobald der Duft zum Thema wurde, habe ich dankend abgewunken, musste instinktiv ein Räuspern unterdrücken, denn mich kratzte Patchouli schon im Hals, wenn ich nur dran dachte. Als Basisnote, die einem Duft Tiefe verleiht gerne - als Thema bitte nicht. Soweit mein Verhältnis zu dem Duft - bis letzte Woche.
Ich war zugegebenermaßen skeptisch, als mir Noir Patchouli zum Test avisiert wurde. Andererseits weiß ich, dass mich der Spender der Probe längst durchschaut hat und seinem Urteil kann ich meist vertrauen. Also war ich neugierig und bereit, mich noch einmal auf das Thema einzulassen.
Und nun kann ich sagen: So, genau so habe ich den Duft von Patchoulikraut in Erinnerung. Der Duft ist silbriggrün, sauber-moosig, kraftvoll und doch beruhigend, er "trägt". Ich meine damit, dass das Parfum in sich stimmig ist, im Gleichgewicht, denn hier wurde eben auch noch mit Leder, Moos und Vetiver kombiniert. Noten, die wie Patchouli selbst eben nicht süss wirken, sondern die ruhige Stimmung abrunden. Und hier würde ich gerne wieder den Begriff "herb" bei den Einordnungen anklicken können.
Aber das Allerschönste ist für mich: Noir Patchouli bringt in mir jene Saiten zum klingen, wegen denen ich auch Parure von Guerlain so liebe. Wirklich erstaunlich ist das nicht, denn die Pyramiden der beiden Düfte sind nicht meilenweit auseinander. Dass der Duft schnurstracks auf die Wunschliste rutschte, ist deshalb nur natürlich. Ich weiss, es gibt nicht viele Parure-Liebhaber bei Parfumo, die wenigen aber umso leidenschaftlicher. Denen möchte ich einen Test von Noir Patchouli wärmstens ans Herz legen.
Ich kenne den Originalduft der getrockneten Pflanze aus meiner Lehrzeit. Damals mussten wir Azubis täglich die großen Standgefäße und Schubladen mit Heilkräutern und Substanzen wie Colophonium, Weihrauch, Soda, Seifenflocken usw. usw. auffüllen. Diese Düfte vergisst man nicht mehr.
Patchouli duftet herbgrün, dunkel, würzig und eher sogar feuchtkühl als trocken, oft etwas erdig. Was in der Hippiezeit an "Patchouliölen" oder noch schlimmer an Räucherstäbchen auf diversen Märkten verscherbelt wurde, roch eher muffig und mit den damals noch erhältlichen synthetischen Moschusnoten noch aufgehübscht bildeten die Mädels sich ein, damit besonders erotisch zu duften. Ich habe das nie verstanden, aber es war halt in. Nachdem es in den Discos und Kellerkneipen aber meist sowieso so verraucht war, dass man die Hand kaum vor Augen sah, war das eigentlich auch schon egal. Die Kombination von billigem Patchouliöl, Gauloises, Apfelkorn, Asbachcola und schwitzenden Menschen charkterisiert für mich diese Zeit. ("Aber schön war es doch....." so sang unsere Hilde und recht hatte sie. )
Vermeintlich erwachsen geworden und mit Düften beruflich befasst, war Patchouli für mich eher sowas wie ein Underdog der Duftnoten. Erschwerend kam dazu, dass die Parfumeure - aus welchem Grund auch immer - dazu übergingen, den Duft mit Noten wie Tonka, Vanille, und/oder Sandelholz zu kombinieren. Ich vermute, die dunkle Note sollte damit gefälliger gemacht werden. Das Ergebnis war für mich unerträglich süss, staubtrocken, schwer bis belastend und muffig bis gruftig. Der ruhige und entspannende Charakter von Patchouli ging damit völlig verloren und die entsprechenden Düfte waren für mich nur noch nervig.
Natürlich habe ich bei Parfumo dann erlebt, dass die Note auch in wertigen, ja kostbaren eleganten Parfums immer wieder auftaucht. Aber sobald der Duft zum Thema wurde, habe ich dankend abgewunken, musste instinktiv ein Räuspern unterdrücken, denn mich kratzte Patchouli schon im Hals, wenn ich nur dran dachte. Als Basisnote, die einem Duft Tiefe verleiht gerne - als Thema bitte nicht. Soweit mein Verhältnis zu dem Duft - bis letzte Woche.
Ich war zugegebenermaßen skeptisch, als mir Noir Patchouli zum Test avisiert wurde. Andererseits weiß ich, dass mich der Spender der Probe längst durchschaut hat und seinem Urteil kann ich meist vertrauen. Also war ich neugierig und bereit, mich noch einmal auf das Thema einzulassen.
Und nun kann ich sagen: So, genau so habe ich den Duft von Patchoulikraut in Erinnerung. Der Duft ist silbriggrün, sauber-moosig, kraftvoll und doch beruhigend, er "trägt". Ich meine damit, dass das Parfum in sich stimmig ist, im Gleichgewicht, denn hier wurde eben auch noch mit Leder, Moos und Vetiver kombiniert. Noten, die wie Patchouli selbst eben nicht süss wirken, sondern die ruhige Stimmung abrunden. Und hier würde ich gerne wieder den Begriff "herb" bei den Einordnungen anklicken können.
Aber das Allerschönste ist für mich: Noir Patchouli bringt in mir jene Saiten zum klingen, wegen denen ich auch Parure von Guerlain so liebe. Wirklich erstaunlich ist das nicht, denn die Pyramiden der beiden Düfte sind nicht meilenweit auseinander. Dass der Duft schnurstracks auf die Wunschliste rutschte, ist deshalb nur natürlich. Ich weiss, es gibt nicht viele Parure-Liebhaber bei Parfumo, die wenigen aber umso leidenschaftlicher. Denen möchte ich einen Test von Noir Patchouli wärmstens ans Herz legen.
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