Manakara 2006

Olympia
05.11.2022 - 13:08 Uhr
9
Hilfreiche Rezension

Süße und Melancholie der Tropen

Manakara ist mein besonderer Liebling - benannt nach der Stadt an der Südostküste Madagaskars, die wiederum bekannt ist für ihre Litschi-Plantagen. Wer sich die Ernte dieser duftenden Früchte einmal näher anschauen möchte, dem gibt folgende Dokumentation auf YouTube einen guten Überblick:

https://youtu.be/SpuoWhnyk14

Um es gleich vorweg zu sagen, der Duft ist süß - sehr süß. Eine feine sirupartige Süße, die von Beginn an da ist und bis zum Ende bleibt. So süß wie vollreife, safttropfende Litschis mit ihrem zarten rosenartigen Duft eben schmecken. Gleichzeitig nimmt man den Duft voll erblühter, von der Sonne beschienener Rosen wahr, was auf den ersten Blick paradox erscheint, denn europäische Gartenrosen gedeihen in tropischer Hitze nicht. Der Rosenduft steht hier jedoch nicht für sich allein, sondern soll vor allem das Aroma der Litschis unterstreichen. Für meine Nase wirkt es so, als ob die (sehr reifen) Früchte selbst diesen Duft produzieren würden.
Wer je an einer frisch geschälten Litschi gerochen hat, kann bestätigen, dass ihr Duft stark an den bestimmter Rosen erinnert. Francis Kurkdjian selbst soll den Duft mit den Worten „Wenn Rosen Früchte wären, dann wären sie am ehesten Litschis“ kommentiert haben.
Es handelt sich also weniger um ein klassisches Rosenparfum, als um einen intensiven Litschi-Duft, der sich seiner üppigen Süße weder schämt, noch zu schämen braucht. Unterstrichen wird der tropische Charakter durch eine Ahnung von frischem Kokoswasser (nicht Kokosmilch). Der Duft wirkt auf meine Nase keinesfalls cremig oder sahnig, sondern behält bis zum Ende seine feine marmeladige Süße. Damit unterscheidet er sich stark von allen anderen Litschi-Düften, die ich kenne, wie beispielsweise „Miracle“ von Lancome oder „Delina“ von Parfums de Marly, die immer auch etwas fruchtig Frisches an sich haben.
Diese Süße ist einerseits absolut betörend, andererseits liegt in ihr für mich immer auch ein Hauch von Melancholie. So wie man sich im Augenblick des höchsten Glücks der eigenen Endlichkeit bewusst wird.
Oder, um es mit Prince zu sagen (der uns ja leider auch viel zu früh verlassen hat)
„All good things they say never last“

Dies gilt jedoch nicht für Sillage und Haltbarkeit des Duftes, die ich beide als überdurchschnittlich beschreiben würde. Der Sprüher meines Flakons allerdings ist eine Frechheit. Aber das nehme ich in Kauf…
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