Artisan Pure 2017

ScentBubble
22.01.2021 - 06:32 Uhr
9
Preis
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Fernweh

Mexikanische Karibikküste. Baden im türkisblauen Meer, bei etwa 26° Celsius Wassertemperatur. Vereinzelt umspielt etwas Seetang die Beine. Große Steine gibt es auf dem Grund nicht, alles ist eben und fühlt sich angenehm an. Schneeweißer Sandstrand. Palmwedel wiegen sich im Wind. Treibholz hier und da. Je nach dem, wie der Wind steht, wehen ein paar Takte Merengue-Musik über die Uferzone bis auf das Meer hinaus…

Dieses oder ein ähnliches Bild aus seinem Heimatland dürfte es gewesen sein, das den Parfümeur Rodrigo Flores-Roux inspiriert hat, Artisan Pure zu kreieren – den Duft, den ich heute vorstellen möchte.

Schon der Flakon umreißt ganz klar, was für eine Art Duft sich darin verbirgt. Der Behälter selbst ist aus weißem Milchglas, umschlossen von weißem Rattan. Der Boden ist aus Holz, der Deckel wird in Kork-Optik gehalten. Insgesamt wirkt der Flakon hochwertig und besonders und fängt also schon für sich genommen einen beachtlichen Teil Strandgefühl ein.

John-Varvatos-Düfte sind – das ist hinlänglich bekannt – nicht unumstritten. Als größter Kritikpunkt gilt deren Haltbarkeit. Ist es also dem Parfümeur gelungen, auch mit dem Duft selbst das erwünschte Gefühl von Sonnenschein und sommerlicher Haute Couture zu vermitteln? Und falls ja, wie ist es um die bei Sommerdüften ohnehin zumeist weniger gute Haltbarkeit bestellt?

Nun, Artisan Pure startet mit einem sauren, fast schon bitter-sauren Auftakt. Geschickt ineinander verwobene Noten von Orange, Bergamotte und Limone ergeben eine zwar leicht synthetische, aber angenehm herbale Zitrik, jedoch keinesfalls die – leider als inflationär vorgetragenes Totschlagargument missbrauchte – charakteristische Geruchsrichtung von Luftauffrischern im Sanitärbereich. Das bitter-saure Erscheinungsbild des Duftes wird geschickt aufgefangen und abgefedert durch die holzige Note und auch die leichte Blumigkeit der Iris.

Das Ergebnis ist ein Sommerduft, welcher durch den sauer-zitrischen Grundcharakter trotz des bei hohen Temperaturen oft zu verzeichnenden Nachsüßens eines Duftes immer eines bleibt: Erfrischend besonders, nahezu einzigartig. Er verläuft dabei grundsätzlich linear, wird aber später noch etwas cremiger, was ich persönlich gerade bei einem Sommerduft durchaus angenehm finde.

Artisan Pure legt in den ersten ein bis zwei Stunden – je nach Hauttyp – gut los und wird dann deutlich leiser. Jedoch ist der Duft für Außenstehende insgesamt etwa sieben Stunden gut wahrzunehmen – für einen Sommerduft und insbesondere einen John Varvatos überaus akzeptabel, wie ich finde. Getragen werden kann er von allen, die ihn mögen, und zwar ganztags. Sein hauptsächlicher Einsatzzeitraum dürften warme Frühlings- und natürlich Sommertage sein – auch die ganz heißen, an denen selbst andere Freshies die Segel streichen. Artisan Pure steht sie durch und packt sie alle – vielleicht auch dich, wenn du ihm eine Chance gibst!

Vielen Dank für dein Interesse!
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