Wow! for Women 2018 Eau de Toilette

Sternanis
23.02.2021 - 17:15 Uhr
9
Hilfreiche Rezension
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Jetzt muss ich ihn doch haben...

Ich habe für den Duft ein paar Anläufe gebraucht - also nicht gerade das, was ein "Wow!" normalerweise ausdrückt. Soviel zum Namen ;)
Sonst kann ich mit Joop nicht viel anfangen, mir fällt spontan nur Le Bain ein, das ich schon immer scheußlich fand, und Homme Extreme, das mein Freund scheußlich fand. An der Joop-Ecke gehe ich also meistens schnurstracks vorbei. Aber irgendetwas an der Aufmachung hat mich dann doch zum testen angeregt, und ich fand den Duft immerhin interessant genug, dass ich ihn danach nicht einfach abgehakt habe. Die Kopfnoten und Teile der Herznote sind nämlich etwas gewöhnungsbedürftig und lassen einen ganz anderen Duft vermuten, als später daraus wird. Er hat also einen spannenden Verlauf ;)

Aber mit der Zeit habe ich mich an die "störende" etwas quietschige Himbeernote gewöhnt, und nach ca. 20-30 Minuten verbindet sie sich schön mit der Rose, statt sie zu übertönen. Bis hierhin hätte ich irgendein pinkes Himbeerrosenbonbonwasser erwartet (wahrscheinlich auch noch mit Vanille und Cashmeran als Basis, gähn). Stattdessen kommt hier eine Art tiefdunkelroter Rosenduft zum Vorschein, den ich bisher im Drogerie- bis Mainstream-Parfumeriekettenbereich nur sehr selten geschnuppert habe ("Rosenrot" wäre auch so ein Kandidat, aber den finde ich mehr ölig, während "Wow!" deutlich fruchtiger ist). Gut, mit Moonlight Patchouli (entgegen des Namens ebenfalls ein Rosenduft) kann er qualitativ nicht mithalten, aber er ist auch vielseitiger einsetzbar, gerade weil ihm diese hochwertig duftenden pudrig-eleganten Nuancen fehlen.

Ich würde es eher als süßere Abwechslung zu Aigners Explosive anschaffen - Herz und Basis haben fast dieselbe dunkle Patchoulirose (jemand hat sie mal bei Explosive als metallisch bezeichnet, das würde ich halb unterschreiben). Bei Explosive ist sie trockener, hier ist sie fruchtiger und weicher. Das Patchouli ist nicht ganz so erdig, was den Duft deutlich gefälliger für diejenigen in der Umgebung macht, die keine Freunde von Kellermuff sind. Die Kombination ist hier eher süffig als modrig oder ruppig.
Explosive ist natürlich viel komplexer (manche würden es überladen nennen, die 80er lassen grüßen - Eichenmoos! Aldehyde!!), aber manchmal gefällt mir etwas geradlinigeres besser, was nicht so anstrengend für die Nase ist.

Wahrscheinlich könnte man die Kopfnoten etwas harmonischer gestalten, aber die habe ich nach einigen Jahren Parfumtesterei gelernt auszublenden. Ich würde sogar schätzen, dass ca. 1/3 meiner Lieblingsdüfte einen eher unangenehmen Start haben. Umgekehrt gibt es aber viel mehr Düfte, bei denen mir der Kopf gefällt, die dann aber fies, lasch oder langweilig werden, und das finde ich wesentlich ärgerlicher.

Die Haltbarkeit musste ich seit meinem Statement nach oben korrigieren: ich habe mir in der Drogerie, ungefähr zum 5. mal testend, Wow! "richtig" aufgesprüht und 2 Tage später den selben Pulli nochmal angezogen, diesmal trug ich Encre Noire (ja, den Herrenduft, meine Nase empfindet den als geschlechtsneutral). Noch einen Tag später roch der Pulli zwar noch nach Encre Noire, aber auch nach der Patchoulirose von Wow! (die Mischung ist übrigens auch toll, ich werde die Düfte wohl häufiger layern. Und vielleicht kann ich so meinen Freund an den "alten Schrank" EN gewöhnen :P ).

Der Flakon ist, um es nett auszudrücken, nicht so besonders. Die Farbe ist zwar schön und passt zum Duft, aber in der Drogerie habe ich mir am extrem fest sitzenden Verschluss einen Fingernagel abgesplittert und ansonsten ist es eben eine Glasbuddel mit Papieretikett, das am vor meinen Augen neu ausgepackten Testflakon schon verschlissen aussieht. Aber immerhin sprühte er gut.
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