Ein Kristall ist eine Schönheit,
es kommt vor in purer Reinheit;
der Glanz erstrahlt wie aus 1001 Nacht,
der Besitz verleiht einem reine Macht.
Erschaffen von Chemikern und geschliffen von Meistern,
geliebt von Romantikern und vergöttert von Freigeistern;
Farben und Formen bewirken Barmherzigkeit,
und in der Vitrine erzeugen sie Glückseligkeit.
[...]
Als ich vor einigen Tagen zum einkaufen in eine bekannte Drogerie fuhr und meine Utensilien beisammen hatte, habe ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, auch die dortigen Duft-Regale zu besuchen. So ging ich erst - wie gewöhnlich - zu den Düften für Herren und testete einen nach dem anderen...
Urplötzlich fiel mir ein, dass mir eine Parfuma (ich meine sie hieß Lunabella) kürzlich - beim Blick in meine Sammlung - empfahl, den Versace Versense mal auszuprobieren. Dies geschah nämlich vor dem Hintergrund, dass wir drüber sprachen, welche „Frauen“-Düfte denn auch für Männer geeignet wären (generell hierzu verliere ich später nochmal ein paar Worte).
Also nahm ich den Flakon und sprühte ihn auf einen Teststreifen: „Hmm, gar nicht so feminin, Kopfnote gefällt schon mal“, war mein Gedanke.
Direkt neben dem Versense sah ich aber einen sehr interessant aussehenden Flakon; bordeaux-rötlich mit einer Kappe, die ich so noch nicht gesehen hatte...
„Das sieht ja aus wie ein Kristall!“, und schwuppdiwupp sah ich den Namen: „Crystal Noir, ok. Macht Sinn!“, sagte ich mir selbst.
Naja, spontan den Flakon in die Hand genommen und ehe ich die Kappe öffnete, spürte ich bereits den Atem einer Verkäuferin in meinem Nacken und hörte: „Der ist sehr sehr schön, für Ihre Frau?“
- „Ne, ich teste ihn für mich selbst!“
- „Oh, das ist aber toll!“
[...]
Ich sprühte also gleich meine beiden Handgelenke ein und ließ ihn einige Sekunden weilen... „Gott, was bitte ist denn das?!“, war ich begeistert von der Kopfnote. Diese ist nämlich würzig und blumig zugleich, alles andere als „klassisch feminin“ oder dergleichen. Um die Ausdauer sowie Wirkung auf Papier zu testen, sprühte ich ebenso einen Teststreifen ein und nahm diesen mit nach Hause.
Auf der Rückfahrt im Auto roch ich ständig, und zwar abwechselnd, an meinem Handgelenk sowie Teststreifen. Oft ist es ja so, dass sich Düfte auf der Haut anders entfalten als auf Papier o.ä. Doch auf beiden nahm ich einen identischen Geruch wahr. Wie glücklich mich das machte...
Und immer wieder schloss ich die Augen und genoss einfach diesen Moment...
Ja, bekanntlich schließen wir (fast) alle unsere Augen, wenn wir aus dem Herzen lachen, tief im Schlaf träumen, oder uns innig mit einer bedeutenden Person küssen, denn die schönsten Momente kann man nicht mit den Augen sehen, sondern mit dem Herzen fühlen... Und so erging es mir auch mit diesem Crystal Noir...
[...]
Nun, eigentlich hatte ich bereits ein kurzes Statement geschrieben. Doch als ich heute wieder bei der besagten Drogerie gewesen bin, habe ich mir einen Flakon gekauft. Nicht nur, weil die Verkäuferinnen gerade dort wirklich allesamt sehr nett, freundlich, höflich und zuvorkommend sind und sich wirklich Zeit für einen nehmen; auch, weil ich gerne mal Einzelhändler unterstützen möchte. Und wenn ich dafür - verglichen mit Online-Händlern - ein paar Euro mehr hinblättere, so spielt das eine untergeordnetere Rolle (denn wenn ich morgen von einem Auto überfahren und nie mehr wach werden sollte, dann bringen mir die paar Euro mehr auch nicht mehr viel).
Ich habe vorhin den Duft zuhause nur für mich aufgetragen, verfasse gerade diesen Kommentar und könnte mich nicht glücklicher fühlen, zufällig diesen Kristall-Schatz für mich entdeckt zu haben.
[...]
Wie vorhin bereits erwähnt, nehm ich die Kopfnote als würzig mit leicht floralem Touch wahr. Der Ingwer und Pfeffer sind zwar vorherrschend beim Opening, doch finde ich lassen die blumigen Noten nicht lange auf sich warten. Denn das Herz von diesem Duft besteht hauptsächlich aus eben floralen Noten, wie z.b. Pfingstrose oder Orangenblüte. Ich kenne zwar mich nicht so genau mit all den verschiedenen Pflanzen-, Rosenarten usw. aus, doch Rose zumindest nimmt meine Nase ganz klar wahr. Diesen kenne ich seitdem ich Cartier Déclaration d’un Soir EdT für mich entdeckte...
Und zum absoluten Traum wird der Duft in der Basis. Die Kombi Sandelholz und Moschus sind sowieso meine „Endgegner“, jedoch im positiven Sinne. Balsamisch-süß, animalisch-cremig und leicht pudrig kommen sie mir vor und gerade mit diesen Noten kann man mich nämlich leicht schnappen und um die Finger wickeln... Und Amber tut sein Übriges und sorgt ebenso für den langanhaltend betörenden Charakter, wie die beiden anderen im
Drydown.
Fazit:
Immer wieder lese ich hier im Forum und auch zuletzt in meinem eigenen Beitrag dort, wie manche Leute über jemanden urteilen, ohne die Person auch zu kennen oder geschweige denn sie jemals zu Gesichte bekommen zu haben. Und das nur, weil man einen für das andere Geschlecht klassifizierten Duft trägt. Mich bekommt stets ein Gefühl von Unverständnis und Fremdscham zwecks dieser Intoleranz, wenn ich diesbezüglich manch Beiträge lese. Und dass diese Geschlechtereinteilung reine Marketinggründe hat, sollte jedem irgendwann doch mal klar sein...
Ich trage jedenfalls das, was mir gefällt; da ich Düfte nur für mich und niemand anderen sonst trage! Und diesen Crystal Noir finde ich einfach wunderschön...
Denn ein Kristall ist wie eine Ehe: Es funkelt und glänzt, trotz Ecken und Kanten.
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Und wie immer gilt mein Dank an alle LeserInnen!
LG