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MattRacer
Top Rezension
13
Gereifter Partyboy springt aus seinem Schatten
Das Image als Partylöwe eilt ihm noch immer schadhaft voraus. Trotz seiner objektiv betrachtet nunmehr hohen Qualifikation, seiner herausragenden Reifeprüfung die er beim Maestro Pescheux ablegen durfte, ist er zu Unrecht, aufgrund seines extrovertierten Ursprungs, der ihm seine Bekanntheit einbrachte, immernoch als lauter Angeber verschrien.
Macht man sich die Mühe und lässt die Partygeschichten von damals ruhen, betrachtet ihn unvoreingenommen, ergibt sich jedoch ein neues Bild, welches sich durch wahrhaft stilsicheres, adäquates und weltmännisches Auftreten auszeichnet.
Spass und Metaphern bei Seite, ab zum Duft...
Versace Eros Parfum lässt immernoch ganz klar seine Wurzeln erkennen. Allerdings ist es Pescheux hier geglückt, einen meiner Meinung nach wirklich harmonischen Duft zu kreieren. Er lässt zwar immernoch die alte freche Attitide erkennen, setzt diese jedoch nun deutlich runder und sanfter um.
Wo das Eros EDT sehr harsch und laut agiert, ist das Parfum die entscheidende Nuance leiser unterwegs, was den Duft in eine neue Hemisphäre der Versatilität hieft.
Die Minze ist hier deutlich zurückhaltender, der synthetische Apfel fehlt offenbar gänzlich, wird hier durch relativ milde Zitrusfrüchte ersetzt. Dies sorgt dafür dass die brachial laute Eröffnung des EdT hier ein perfektes Quentchen milder daherkommt.
Das Parfum ist zweifelsohne immernoch süß. Die Früchte des Openings sowie die stets mitwabernde Vanille zeigen wes Geistes Kind dieser Duft ist. Allerdings ist der Grad an Süße hier gegenüber dem EdT ein entscheidendes Eckchen heruntergeregelt und kommt weicher daher.
Zitrone und diverse Kräuter, wobei vom reinen Eindruck der hier aufgeführte Salbei und Lavendel schon gut erkennbar hinkommen, geben dem Duft eine gewisse Frische aber zugleich auch angenehme Würze mit. Die Salbei Note verleiht dem Duft eine gewisse Moderne und setzt ihn zeitgemäß in Szene.
Der Duftcharakter lässt sich kurzgesagt als frisch-süß-fruchtig beschreiben.
Das Teil wirkt insgesamt rund und die Noten sind harmonisch ineinander verwoben, ohne jedoch bis zur Unkenntlichkeit vernebelt zu sein.
Grundsätzlich, ohne gleich zu riechen, erinnert mich dieser Duft in seiner Machart, Richtung und Verwendungsbreite sowie dem grundsätzlichen Charakter an einen Chanel Allure Homme Sport Eau Extreme. Und hier an dieser Stelle muss ich eine Lanze für den Italiener brechen: Der Versace kommt ebenso harmonisch und wertig daher, weist jedoch deutlich mehr Ecken und Kanten auf als der bis zur Unkenntlichkeit glattgebügelte überbewertete Franzose, der schlicht nach Berliner Ballenauf frischer Wäsche riecht, und sich verglichen mit dem Italiener zudem als deutlich kurzatmiger herausstellt.
Die Performance des Duftes ist solide. 4-6 Stunden bleibt der Duft gut wahrnehmbar. Die Sillage ist glücklicherweise nicht so thermonuklear wie beim EdT, dafür konstanter, das Parfum wirkt insgesamt eine Ecke haltbarer. Das ganze passt ins wie ich finde stilvolle Gesamtbild eines angenehm gereiften hochwertigen Duftes, der seine Wurzeln nicht verkennt, aber auf angenehme Art und Weise mit der Zeit gegangen ist. Eros Parfum sehe ich als ultra-versatilen Duft an der zu keiner Jahreszeit und kaum einer Umgebung deplatziertbwirken würde.
Zum Kultflakon muss man nicht viele Worte verlieren, das Medusa-Fläschchen ist trotz seines nicht von der Hand zu weisenden Kitschfaktors eine kunstvolle kreative Augenweide.
Das Parfum scheint an vielen vorbeigegangen zu sein, die denken mit dem EdT oder EdP hätten sie schon alles erlebt. So mausert sich das Parfum ggf. zu einem kleinen Geheimtip, der ob des schlechten Rufes der Vergangenheit nur für die wahrlich unvoreingenommene Klientel zugänglich wird.
Tatsächlich hätte ich mir noch MEHR Reife, klare Kante und Abgrenzung zum EdT erhofft, aber insgesamt hat Pescheux es hier geschafft den Eros deutlich wertiger zu machen, ohne seine Grund DNA zu verraten.