Fleurs Narcotiques

Rose Oud 2010

Terra
10.11.2016 - 13:09 Uhr
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Ganz ungefährlich, ganz unoudig - und doch so schön

ich bin eigentlich kein großer Fan von by Kilian. Zu viele der Düfte wirkten auf mich eher nach Schein als Sein, das Geld nicht Wert, uninspiriert. Nun erfindet Rose Oud auch nicht gerade das Rad neu, ist aber einfach bezaubernd schön gemacht. Oud riecht man hier gar nicht. Keinen Oud-Akkord, kein echtes Oud. Der Name erscheint mir wie reine Fantasie. Eher erinnert mich Rose-Oud an Düfte wie Calligraphy Rose von Aramis, Un Rose de Kandahar von Tauer oder 13 Brûlure de Rose von PG. Rosengourmands. Düfte, die weniger die üppige, dunkle Rose in den Vordergrund stellen, sondern sie in einen leckeren Kontext einbinden. Doch diese Vergleichsdüfte haben eine kleine Schwäche: Sie sind unheimlich üppig und der Aramis sowie der Tauer haben eine Ambernote, die ich als ein wenig staubig-schmutzig empfinde.

Das würde sich für by Kilian nicht gehören. By Kilian geht auf Nummer-Sicher. So kenne ich sie und so mochte ich die Düfte bisher nicht. Aber hier... hier ist das einfach wundervoll.

Die Rose erinnert im Auftakt eher an Rosenmarmelade, die von einem hell-transparenten Bienenwachs begleitet wird. Es geht nicht um die Konsistenz von Wachs. Der Duft wirkt für einen eher süßen und orientalischen Duft ziemlich luftig, das ist wunderbar gemacht. Es ist einfach ein zarter, weicher Geruch der an Bienenwachs erinnert.

Der Verlauf ist recht linear und unspektakulär, trotzdem wird der Duft nie langweilig. Ich trug Rose Oud heute während der Arbeit und eine Kollegin, die manchmal etwas zickig sein kann, war erstaunlich liebenswürdig und kam mir oft ziemlich nahe, als würde sie an mir schnuppern wollen. Scheinbar kommt Rose Oud gut an und auch mir gefiel er, obwohl ich zwischenzeitig zweifelte, ob er nicht zu feminin für mich ist.

Rose-Oud durchläuft Phasen, wo die Rose etwas narkotischer und weniger marmeladig riecht. Er verliert dabei nie die Eleganz, wird nie schwülstig, zu dick oder anstrengend. Er wirkt in diesen Momenten einfach weniger süß und auf interessante Weise besonders sexy.

In anderen Momenten kommen besonders die zart-marmeladigen oder die süß-honigwachsartigen Aspekte zum Tragen.

Natürlich ist immer alles davon zu riechen, aber es gibt keinen richtigen Verlauf, sondern eher ein langsames Verschieben der duftbestimmenden Pole.

Am Ende bleibt auf der Haut ein samtiger, zarter, seidenartiger Schleier zurück, der mich am ehesten noch an diese Bienenwachsnote erinnert hat. Wohlbemerkt irgend ein besonderes, transparentes, seidenzartes Luxusbienenwachs. Stellt euch Seide vor, die ein wenig nach Bienenwachs duftet.

Nun klang mein Satz zu den Vergleichsdüften von Tauer & Co. vielleicht so, als würde ich jene weniger schätzen. Nein, nicht unbedingt. Ich finde gerade den Tauer am besten unisextauglich, weil bei ihm nichts so zart und so sauber poliert ist. Der Kilian ist glaube ich eher was für die Frauen. Aber er ist wunderschön. Und das sage ich, der nun nicht der größte Fan dieser Marke ist.
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