27.08.2022 - 09:30 Uhr
Intersport
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15
Synthie Heu / Farn Modern
Aus der ersten Runde der La Parfumerie Moderne Veröffentlichungen war das reichhaltige, gestrüppige und auf den Punkt gebrachte Flieder Portrait Désarmant (2013) die Überraschung für mich. Der Duft der immer noch überschaubaren Marke, den ich am häufigsten zücke, und der sich seit Jahren bei mir graduell nach oben schleicht und immer schlüssiger erscheint, bleibt jedoch No Sport. Hier nur in aller Kürze:
No Sport Moderne?
Es war die Kombination Geranien & Vetiver auf die ich so gespannt war. Noten wie Inhaltsstoffe, die Corticchiato bei Parfum d'Empire bis dato nie ins Rampenlicht stellte*. Der sympathische Titel und das überzeugend flaschengrüne Glas des Flakons haben sicher auch mitgeholfen.
No Sport ist eine Fougère Interpretation. Lavendel raus, Geranien verstärkt und noch mehr grünliches rein. Zentral dabei ist eine ebenfalls grüne Heu Note, die wie ein hochmoduliertes Coumarin oder ein Kommentar darauf erscheint. Coumarin - obwohl so vertraut als unverwüstliches Fougère Gerüst, schwingt ja auch ein leicht befremdlicher Aspekt bei - andere experimentelle Fougères, wie etwa Weinstrasse (2019) machen das nur allzu deutlich. Das führt letztendlich zu Paul Parquet's initialen Einsatz von synthetisieren Coumarin in Fougère Royale (1882), konzeptuell wohl springende Punkt von dieser aufbrechenden Moderne. Diesem Heubad schwingt dazu eine überaus passende Künstlichkeit mit: Heu, unter einer fluoriszierenden Schicht aus gezackten Geranien Blättern and der Schwelle zu Rosenknospen die ihren Duft nur erahnen lassen, hell grüne Vétiverwurzelspitzen, gedämpft und umnebelt von marzepanigen Mandeln. Eine Botanik die auch aus Après L'Ondée's (1906) anis-aldehydigen Garten stammen könnte. Floral, humid, in Blüte: alles erscheint leicht, ist dabei aber engmaschig verwoben. Guerlain's Gärtner Tabak grüsst aus weiter Ferne, Chanel's N°18's (2007) Gefrierblumen Bouquet schwebt über dem Horizont.
Gibt es Überlagerungen zu Fougère Bengale (2007), Corticchiato’s Heu-Helichrysum-Halluzination und zumindest namentlichen Fougère oder Tabac Tabou (2015) und Œillères (2017) die auch auf feinstes Heu Absolute setzten? Kaum; Heu, Tabak, Patchouli sind in No Sport als irisierende Grün-Schattierungen inszeniert, aber auch dieses Synthi Heu strahlt Wärme ab. Sämtliche zitrischen Facetten die rosige Geranien auszeichnen, ich denke an Parfums wie Jardin du Nil (1988) oder aktueller Rose et Cuir (2019), fehlen bei No Sport. Eine wohlige Glätte bedingt dass der Duft in kälteren Monaten vielleicht besser funktioniert, das Zusammenspiel flaschengrüner Frische mit einem modernisierten Coumarin Polster ist einfach raffiniert! Fougère, indeed, très moderne.
* so schnell kann es gehen, am 1/9/2022 berichtete das französische Au Parfum Forum von einer neuen Parfum d’empire Veröffentlichung, namens Vétiver Bourbon…
No Sport Moderne?
Es war die Kombination Geranien & Vetiver auf die ich so gespannt war. Noten wie Inhaltsstoffe, die Corticchiato bei Parfum d'Empire bis dato nie ins Rampenlicht stellte*. Der sympathische Titel und das überzeugend flaschengrüne Glas des Flakons haben sicher auch mitgeholfen.
No Sport ist eine Fougère Interpretation. Lavendel raus, Geranien verstärkt und noch mehr grünliches rein. Zentral dabei ist eine ebenfalls grüne Heu Note, die wie ein hochmoduliertes Coumarin oder ein Kommentar darauf erscheint. Coumarin - obwohl so vertraut als unverwüstliches Fougère Gerüst, schwingt ja auch ein leicht befremdlicher Aspekt bei - andere experimentelle Fougères, wie etwa Weinstrasse (2019) machen das nur allzu deutlich. Das führt letztendlich zu Paul Parquet's initialen Einsatz von synthetisieren Coumarin in Fougère Royale (1882), konzeptuell wohl springende Punkt von dieser aufbrechenden Moderne. Diesem Heubad schwingt dazu eine überaus passende Künstlichkeit mit: Heu, unter einer fluoriszierenden Schicht aus gezackten Geranien Blättern and der Schwelle zu Rosenknospen die ihren Duft nur erahnen lassen, hell grüne Vétiverwurzelspitzen, gedämpft und umnebelt von marzepanigen Mandeln. Eine Botanik die auch aus Après L'Ondée's (1906) anis-aldehydigen Garten stammen könnte. Floral, humid, in Blüte: alles erscheint leicht, ist dabei aber engmaschig verwoben. Guerlain's Gärtner Tabak grüsst aus weiter Ferne, Chanel's N°18's (2007) Gefrierblumen Bouquet schwebt über dem Horizont.
Gibt es Überlagerungen zu Fougère Bengale (2007), Corticchiato’s Heu-Helichrysum-Halluzination und zumindest namentlichen Fougère oder Tabac Tabou (2015) und Œillères (2017) die auch auf feinstes Heu Absolute setzten? Kaum; Heu, Tabak, Patchouli sind in No Sport als irisierende Grün-Schattierungen inszeniert, aber auch dieses Synthi Heu strahlt Wärme ab. Sämtliche zitrischen Facetten die rosige Geranien auszeichnen, ich denke an Parfums wie Jardin du Nil (1988) oder aktueller Rose et Cuir (2019), fehlen bei No Sport. Eine wohlige Glätte bedingt dass der Duft in kälteren Monaten vielleicht besser funktioniert, das Zusammenspiel flaschengrüner Frische mit einem modernisierten Coumarin Polster ist einfach raffiniert! Fougère, indeed, très moderne.
* so schnell kann es gehen, am 1/9/2022 berichtete das französische Au Parfum Forum von einer neuen Parfum d’empire Veröffentlichung, namens Vétiver Bourbon…
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