Encre Noire 2006 Eau de Toilette

Kourosiosi
19.08.2021 - 07:46 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
10
Preis
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Schwarz oder doch Königsblau?

Encre Noire, schwarze Tinte und schon geht es los: Duftnamen wecken Assoziationen oder auch nicht. Eutopie nummeriert einfach durch, Chanel macht das teilweise auch und andere regen das Kopfkino bewusst durch die Namensgebung an, bevor der erste Tropfen den Flacon überhaupt verlassen hat. Der Schwarze Tintenfleck auf weißen Grund gilt Piraten als Botschaft des baldigen Todes in Stevensons Schatzinsel und wird heute noch in der Popkultur so verwendet. In Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" sterben Mönche mit Fingern und Zungen befleckt mit schwarzer Tinte. Gegen den "Schwarzen Tod" half im Mittelalter kein Lockdown und am "Schwarzen Freitag" begann eine weltweite Wirtschaftskrise ohne Rettungsschirme; Schwarze Magie, Schwarzarbeit, Schwarzseher... Und seit Encre Noir "Schwarzriecher" - da hilft nur noch Schwarzer Humor!

Der Duft von Encre Noir an sich wurde hier schon ausführlich beschrieben und ich gehe deshalb auch nicht noch einmal auf die einzelnen Duftbausteine ein, sondern auf die subjektive Wirkung dieses Duftes auf mich persönlich, denn ich sehe ihn etwas anders: Im Gegensatz zu vielen hier empfinde ich Encre Noir durchaus als Sommerduft. Encre Noir strahlt für mich eine Kühle aus, die ich von keinem anderen Duft so kenne. Bei Fahrenheit oder Grey Flannel ist es eine metallische Kühle, bei den üblichen Zitrussommerdüften ist es eher eine Frische, aber Encre Noir wirkt auf mich kalt . Dies liegt nicht an den enthaltenen Duftstoffen selbst, sondern an der Abwesenheit von allem, was auch nur ansatzweise warm oder süß-kuschelig riechen könnte. EN ist für mich emotionslos kalt - gefroren wie ein Eisblock. Ich überlege, ob viele in den Rezensionen beschriebene Assoziationen auch entstanden wären, wäre der Duft in einem "geeisten" Flacon gefangen und hieße Encre Bleu? Für mich ist EN ein Eisberg aus blauer Tinte in dessen Mitte ein Blaues Loch alles warm-süßlich-kuschelige einsaugt und in strahlende Kälte verwandelt. Im Zentrum dieses "Blauen Lochs" herrscht unendliche Ruhe und riecht es nach Königsblau. Ich mag das ab und zu sehr.

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