06.07.2013 - 18:18 Uhr

Yatagan
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Yatagan
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41
Black Sabbath
1970 erklangen zum ersten Mal die Glockenschläge des Untergangs in der Musik und läuteten eine neue Epoche ein: Heavy Metal erblickte das Licht der Welt mit der ersten Platte von Black Sabbath, die Musikszene wurde revolutioniert, das dunkle Element zog ein in die Welt der Klänge und Töne, das Düstere, der Schatten bestimmen seitdem die zeitgenössische Musik und wer auch immer sich für U-Musik interessiert, kommt nicht mehr daran vorbei: Heavy Metal, Hard Rock, düstere elektronische Musik, Gothic... Klang wurde schwarz. Die Welt wurde eine andere in der Post-Presley-Ära.
Das mögen manche bedauern, manche mögen es als Revolution feiern. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass jede Zeit die Musik bekommt, die sie verdient, dass diese Musik der dunklen Seite des Lebens, diese Musik des Schattens ein Abbild unserer Welt ist, etwas formt, das uns adäquat zu unseren eigenen Erfahrungen erscheint und so einfach passt, zu uns passt, und uns etwas gibt, das zu diesem neuen, schon wieder alten Zeitalter gehört wie der Klang der Maschinen und das Rauchen der Schlote der Fabriken. Verdunkelt ist diese Welt nämlich, beschattet ist die Gegenwart der meisten Menschen, ein latent vorhandener Pessimismus hat den Optimismus der Nachkriegsjahre verdrängt, ist zum Grundzug der Mentalität der meisten Menschen auf dieser Welt geworden.
In diesem Jahr schließt sich ein Kreis: 13 heißt die neue Black Sabbath und ganz zum Schluss erklingen wieder Glocken und man könnte meinen, dass sich ein Jahrhundert der Düsternis, das mit dem Grauen des Ersten Weltkrieges begann, in den perversen Auswüchsen von Inhumanität des Zweiten Weltkriegs und der faschistischen Herrschaft einen unbegreiflichen Höhepunkt erlebte und durch die verunsichernde Massen- und Mediengesellschaft des 21. Jahrhunderts fast schon wieder sanft ausklingt, einem Ende zuneigt: Black Sabbath. Diese Musik spiegelt unsere Gesellschaft - und wir sehen uns im Spiegel unserer Kunst und unserer Kulturschaffens, so auch im Duft, der sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wandelt und sich den jeweiligen Mentalitäten anpasst.
Die 80er Jahre insbesondere waren ein ambivalentes Jahrzehnt: Unmittelbar folgend auf die ausufernden, schrillen 70er, dem Zeitalter des Wassermanns, der langen Haare und der Jugendrevolutionen, berief man sich in den 80ern wieder auf Tradition, feierte den Lifestyle und die Exklusivität, den Luxus. Wer darin eine Wende sieht, hat nicht verstanden, dass gerade die Besinnung auf konservative Werte angesichts einer sich besonders in den 80ern rasant verändernden Gesellschaft (die 80er sind das Jahrzehnt der beginnenden Medien- und Computerrevolution, die vieles Überkommene zertrümmern sollte) eher als Kontinuität verstanden werden kann, nämlich als Kontinuität der Flucht aus der Realität, die wenige Jahre zuvor durch die Werte der Hippie-Gesellschaft gesucht und gefunden werden sollte, in den 80ern aber als Flucht in den Glanz und Glimmer des Luxus ihre Fortsetzung fand. In beiden Fällen ging es um ein Negieren der Realität, um eine Gegenwelt zur harten Wirklichkeit des kapitalistischen (oder sozialistischen) Wirtschaftens, der Inhumanität der postmodernen Risikogesellschaft.
Ein Duft, der diese Zeit des Dunkels in einer scheinbar lichten Wohlstandsgesellschaft der 80er treffender verkörpert als alle anderen, ist Trussardi Uomo: italienischer Luxus, materialisiert als Krokolederimitat im Plastiklook der unverwechselbaren Trussardi-Flasche in Schwarz (der Damenflakon hingegen war bezeichnenderweise weiß): ein Duft voller Impact und gleichzeitig doch nicht ordinär - wie leider viele andere 80er-Düfte, die die Balance zwischen Wucht und Dezenz bzw. Eleganz nicht beherrschten, blieb Trussardi Uomo ein Singulär seiner Zeit (und auch unserer Zeit), ein Duft, der geradezu einmalig war und ist, ein Singulär unter den Herrendüften, in dieser Form eigentlich ohne Nachahmer, auch wenn es ähnliche, nicht aber gleich gelungene Herrendüfte gab.
Das zeigt schon die Duftpyramide, die eine Reihe von eher ungewöhnlichen Komponenten vereint: Tomatenblatt (nur in einem halben Dutzend bekannteren Herrendüften auf Parfumo gelistet), Bittermandel (unglaublich aber wahr: nur in einem einzigen Herrenduft, nämlich diesem, enthalten), Okumal (fast genauso unglaublich: nur in zwei Trussardi-Herrendüften verarbeitet: keine genaueren Informationen dazu recherchiert)...
Kein Wunder, dass dieser Duft in gewisser Weise einzigartig ist und war.
Trussardi Uomo ist für mich der dunkelste, schwärzeste Herrenduft unserer Zeiten, selbst Or Black von Morabito kann nicht konkurrieren, und das will etwas heißen.
Natürlich ist die Frage berechtigt, was ein „schwarzer“ Duft denn eigentlich sei, wie Schwärze, Finsternis, Dunkelheit riechen könne. Ich gebe zu, dass das nur subjektiv wahrgenommen werden kann, dass das ganz individuelle Eindrücke sind, dass jeder einen anderen „schwarzen Duft“ vor Augen haben wird, aber für mich muss ein düsterer Duft so riechen wie Trussardi Uomo: wuchtig und doch elegant, ein lichter Auftakt aus Bergamotte und Lavendel, als Resonanz krautige Eindrücke durch Estragon, wahrscheinlich auch durch Tomatenblatt (wie auch immer das riechen mag: Hobbygärtner an die Front: wie riecht das denn nun?), in der Herznote eine starke Rosennote, die von Zeder, meinem Lieblingsholz, untermalt wird, im Ausklang die Süße von Ambra und Vanille, über allem die charakteristische Bittermandelnote, die es nur hier zu erleben gibt und die den Duft von Anfang bis zum Ende dominiert und ihm ein aristokratisches Ansehen gibt, ganz zum Schluss die Wärme von Sandelholz.
Dunkel und hart, klar und wuchtig, düster und energisch:
Black Sabbath: hörst Du die Glocken?
Das mögen manche bedauern, manche mögen es als Revolution feiern. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass jede Zeit die Musik bekommt, die sie verdient, dass diese Musik der dunklen Seite des Lebens, diese Musik des Schattens ein Abbild unserer Welt ist, etwas formt, das uns adäquat zu unseren eigenen Erfahrungen erscheint und so einfach passt, zu uns passt, und uns etwas gibt, das zu diesem neuen, schon wieder alten Zeitalter gehört wie der Klang der Maschinen und das Rauchen der Schlote der Fabriken. Verdunkelt ist diese Welt nämlich, beschattet ist die Gegenwart der meisten Menschen, ein latent vorhandener Pessimismus hat den Optimismus der Nachkriegsjahre verdrängt, ist zum Grundzug der Mentalität der meisten Menschen auf dieser Welt geworden.
In diesem Jahr schließt sich ein Kreis: 13 heißt die neue Black Sabbath und ganz zum Schluss erklingen wieder Glocken und man könnte meinen, dass sich ein Jahrhundert der Düsternis, das mit dem Grauen des Ersten Weltkrieges begann, in den perversen Auswüchsen von Inhumanität des Zweiten Weltkriegs und der faschistischen Herrschaft einen unbegreiflichen Höhepunkt erlebte und durch die verunsichernde Massen- und Mediengesellschaft des 21. Jahrhunderts fast schon wieder sanft ausklingt, einem Ende zuneigt: Black Sabbath. Diese Musik spiegelt unsere Gesellschaft - und wir sehen uns im Spiegel unserer Kunst und unserer Kulturschaffens, so auch im Duft, der sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wandelt und sich den jeweiligen Mentalitäten anpasst.
Die 80er Jahre insbesondere waren ein ambivalentes Jahrzehnt: Unmittelbar folgend auf die ausufernden, schrillen 70er, dem Zeitalter des Wassermanns, der langen Haare und der Jugendrevolutionen, berief man sich in den 80ern wieder auf Tradition, feierte den Lifestyle und die Exklusivität, den Luxus. Wer darin eine Wende sieht, hat nicht verstanden, dass gerade die Besinnung auf konservative Werte angesichts einer sich besonders in den 80ern rasant verändernden Gesellschaft (die 80er sind das Jahrzehnt der beginnenden Medien- und Computerrevolution, die vieles Überkommene zertrümmern sollte) eher als Kontinuität verstanden werden kann, nämlich als Kontinuität der Flucht aus der Realität, die wenige Jahre zuvor durch die Werte der Hippie-Gesellschaft gesucht und gefunden werden sollte, in den 80ern aber als Flucht in den Glanz und Glimmer des Luxus ihre Fortsetzung fand. In beiden Fällen ging es um ein Negieren der Realität, um eine Gegenwelt zur harten Wirklichkeit des kapitalistischen (oder sozialistischen) Wirtschaftens, der Inhumanität der postmodernen Risikogesellschaft.
Ein Duft, der diese Zeit des Dunkels in einer scheinbar lichten Wohlstandsgesellschaft der 80er treffender verkörpert als alle anderen, ist Trussardi Uomo: italienischer Luxus, materialisiert als Krokolederimitat im Plastiklook der unverwechselbaren Trussardi-Flasche in Schwarz (der Damenflakon hingegen war bezeichnenderweise weiß): ein Duft voller Impact und gleichzeitig doch nicht ordinär - wie leider viele andere 80er-Düfte, die die Balance zwischen Wucht und Dezenz bzw. Eleganz nicht beherrschten, blieb Trussardi Uomo ein Singulär seiner Zeit (und auch unserer Zeit), ein Duft, der geradezu einmalig war und ist, ein Singulär unter den Herrendüften, in dieser Form eigentlich ohne Nachahmer, auch wenn es ähnliche, nicht aber gleich gelungene Herrendüfte gab.
Das zeigt schon die Duftpyramide, die eine Reihe von eher ungewöhnlichen Komponenten vereint: Tomatenblatt (nur in einem halben Dutzend bekannteren Herrendüften auf Parfumo gelistet), Bittermandel (unglaublich aber wahr: nur in einem einzigen Herrenduft, nämlich diesem, enthalten), Okumal (fast genauso unglaublich: nur in zwei Trussardi-Herrendüften verarbeitet: keine genaueren Informationen dazu recherchiert)...
Kein Wunder, dass dieser Duft in gewisser Weise einzigartig ist und war.
Trussardi Uomo ist für mich der dunkelste, schwärzeste Herrenduft unserer Zeiten, selbst Or Black von Morabito kann nicht konkurrieren, und das will etwas heißen.
Natürlich ist die Frage berechtigt, was ein „schwarzer“ Duft denn eigentlich sei, wie Schwärze, Finsternis, Dunkelheit riechen könne. Ich gebe zu, dass das nur subjektiv wahrgenommen werden kann, dass das ganz individuelle Eindrücke sind, dass jeder einen anderen „schwarzen Duft“ vor Augen haben wird, aber für mich muss ein düsterer Duft so riechen wie Trussardi Uomo: wuchtig und doch elegant, ein lichter Auftakt aus Bergamotte und Lavendel, als Resonanz krautige Eindrücke durch Estragon, wahrscheinlich auch durch Tomatenblatt (wie auch immer das riechen mag: Hobbygärtner an die Front: wie riecht das denn nun?), in der Herznote eine starke Rosennote, die von Zeder, meinem Lieblingsholz, untermalt wird, im Ausklang die Süße von Ambra und Vanille, über allem die charakteristische Bittermandelnote, die es nur hier zu erleben gibt und die den Duft von Anfang bis zum Ende dominiert und ihm ein aristokratisches Ansehen gibt, ganz zum Schluss die Wärme von Sandelholz.
Dunkel und hart, klar und wuchtig, düster und energisch:
Black Sabbath: hörst Du die Glocken?
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