01.11.2015 - 04:15 Uhr
Meggi
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18
Eauxprimordiale Unschärfe
Die Düfte von Les Eaux Primordiales tauchten vor nicht langer Zeit im vorzüglich sortierten Geschäft von Herrn Lubner in Hamburg auf. Particules Imprévisibles als Weihrauchduft wurde mir natürlich empfohlen. Ich mag Fachgeschäfte.
Es eröffnet eine weiße, strahlende Weihrauchnote, für die Elemiharz verantwortlich sein dürfte. Der Cardinal lässt grüßen. Aufs Trefflichste begleitet vom eher fruchtigen als scharfen Aroma Rosa Pfeffers. Außerdem beginnt bereits nach wenigen Minuten der Kreuzkümmel, seine typische Schwitzigkeit anzudeuten. Sie wird allerdings nie penetrant werden.
Nach ungefähr einer Viertelstunde schleicht sich allmählich eine sachte Wärme in den Duft. Wie sich umeinander kräuselnde Rauchsäulen umwehen wechselnde Eindrücke die Nase. Hier ist mancherlei Rauchwerk beteiligt. Ingwer steuert seine aparte Kombination aus Süße und Schärfe bei.
Nach zwei Stunden ist das Gewürz gleichberechtigt neben den Weihrauch getreten. Rosmarin ist erkennbar, indes bleibt fraglich, ob ich ihn ohne Ansage hätte benennen können. Eine Holz-Note erahne ich. Zeder? Zypresse vielleicht, gar Thuja scheint mir nicht ausgeschlossen. Leder ist vorstellbar, veilchen-gestützt sozusagen. Doch das mischt sich derart rund zusammen, obenauf leicht aufgeraut vom weißen Rauch, dass das tiefere Nachspüren schwer fällt. Das finde ich außerordentlich gut gelungen.
Laut Hersteller mache die Kombination zahlreicher würziger und holziger Ingredienzen die konkrete Duft-Entfaltung unvorhersagbar. Particules Imprévisibles – daher zweifellos das ‚unvorhersehbar‘ im Namen - entwickele sich auf jeder Haut einzigartig. Aha. Na sowas! Nun, derlei überrascht uns nicht. Wozu die explizite Erwähnung? Hm.
Particules Imprévisibles. Unvorhersehbare Partikel. Unvorhersagbare Teilchen. Der Duft zur Quantenphysik? Ein gewisses Maß an Unvorhersagbarkeit des „Verhaltens“ der kleinsten Teilchen ist eines ihrer Charakteristika. Womöglich ist selbst hartnäckigen Physik-Verweigerern die Heisenberg’sche Unschärfe-Relation ein Begriff, wonach nie sämtliche Eigenschaften der kleinsten Teilchen gleichzeitig exakt bestimmbar sind, und zwar nicht wegen unzureichender Instrumente, sondern prinzipiell nicht.
Oder: Wir wissen sehr genau, wie viel von einer radioaktiven Substanz nach einer bestimmten Zeit noch übrig sein wird. Damit arbeiten immerhin die präzisesten Uhren. Wir haben freilich keine Ahnung (und können offenbar auch keine haben), wann ein einzelnes, radioaktives Atom zerfallen wird, ob jetzt sofort, oder – im Fall etwa des Atom-Mülls Jod 129 – im Mittel in knapp 16 Millionen Jahren.
Verblüffenderweise hat es im vorliegenden Fall durchaus Sinn, diese Spur der Unvorhersagbarkeit weiter zu verfolgen. Der Duft benimmt sich nämlich sogar von Tag zu Tag unterschiedlich. Am ersten Anwendungstag zeigte sich ab dem Mittag eine muskatig-sandelholzige Pieksigkeit, die ich sicherlich nicht als Einziger nicht vorauszusagen vermocht hätte, ja, die ich angesichts des vorigen Dufterlebens hiermit für prinzipiell unvorhersehbar erkläre. Vanille und Guajak tun das Ihre dazu, mich nach dem wunderschön austarierten Vorderteil einschließlich dessen Qualität ein bisschen zu enttäuschen.
Anderntags dominierte im zweiten Teil durchgängig und bis weit in den Abend hinein eine nobel-weißberauchte, stockfinstere Edelholz-Note ähnlich der aus Odins 07 Tanoke. Menno, ist das gut. Das passt schon besser zu den aufgerufenen 170 Euronen. Zwischen Pieks und Dunkel hatte Particules Imprévisibles beim dritten Mal alternativ dann noch eine helle Holznote als vorherrschenden Eindruck im Angebot.
Insofern bin ich mir nicht im Klaren, ob mir die Halbwertszeit des Diesen-Duft-durchweg-toll-Findens nicht einen Zacken zu kurz ist. Ich erwarte keine 15,7 Millionen Jahre, doch ein paar Stunden mehr an ‚Komplett-Supertoll‘ als bis mittags hätten es sein dürfen. Ich bitte, das richtig zu verstehen: Der Duft bleibt sehr gut und phasenweise erinnert er mich (viertens) auch wieder an den Vormittag. Nur mag ich bei dem Preis kein ‚Aber‘ dulden. Gleichwohl bin ich damit noch nicht fertig und bin mächtig gespannt, was andere an zusätzlichen Geruchs-Eindrücken beitragen werden.
Es eröffnet eine weiße, strahlende Weihrauchnote, für die Elemiharz verantwortlich sein dürfte. Der Cardinal lässt grüßen. Aufs Trefflichste begleitet vom eher fruchtigen als scharfen Aroma Rosa Pfeffers. Außerdem beginnt bereits nach wenigen Minuten der Kreuzkümmel, seine typische Schwitzigkeit anzudeuten. Sie wird allerdings nie penetrant werden.
Nach ungefähr einer Viertelstunde schleicht sich allmählich eine sachte Wärme in den Duft. Wie sich umeinander kräuselnde Rauchsäulen umwehen wechselnde Eindrücke die Nase. Hier ist mancherlei Rauchwerk beteiligt. Ingwer steuert seine aparte Kombination aus Süße und Schärfe bei.
Nach zwei Stunden ist das Gewürz gleichberechtigt neben den Weihrauch getreten. Rosmarin ist erkennbar, indes bleibt fraglich, ob ich ihn ohne Ansage hätte benennen können. Eine Holz-Note erahne ich. Zeder? Zypresse vielleicht, gar Thuja scheint mir nicht ausgeschlossen. Leder ist vorstellbar, veilchen-gestützt sozusagen. Doch das mischt sich derart rund zusammen, obenauf leicht aufgeraut vom weißen Rauch, dass das tiefere Nachspüren schwer fällt. Das finde ich außerordentlich gut gelungen.
Laut Hersteller mache die Kombination zahlreicher würziger und holziger Ingredienzen die konkrete Duft-Entfaltung unvorhersagbar. Particules Imprévisibles – daher zweifellos das ‚unvorhersehbar‘ im Namen - entwickele sich auf jeder Haut einzigartig. Aha. Na sowas! Nun, derlei überrascht uns nicht. Wozu die explizite Erwähnung? Hm.
Particules Imprévisibles. Unvorhersehbare Partikel. Unvorhersagbare Teilchen. Der Duft zur Quantenphysik? Ein gewisses Maß an Unvorhersagbarkeit des „Verhaltens“ der kleinsten Teilchen ist eines ihrer Charakteristika. Womöglich ist selbst hartnäckigen Physik-Verweigerern die Heisenberg’sche Unschärfe-Relation ein Begriff, wonach nie sämtliche Eigenschaften der kleinsten Teilchen gleichzeitig exakt bestimmbar sind, und zwar nicht wegen unzureichender Instrumente, sondern prinzipiell nicht.
Oder: Wir wissen sehr genau, wie viel von einer radioaktiven Substanz nach einer bestimmten Zeit noch übrig sein wird. Damit arbeiten immerhin die präzisesten Uhren. Wir haben freilich keine Ahnung (und können offenbar auch keine haben), wann ein einzelnes, radioaktives Atom zerfallen wird, ob jetzt sofort, oder – im Fall etwa des Atom-Mülls Jod 129 – im Mittel in knapp 16 Millionen Jahren.
Verblüffenderweise hat es im vorliegenden Fall durchaus Sinn, diese Spur der Unvorhersagbarkeit weiter zu verfolgen. Der Duft benimmt sich nämlich sogar von Tag zu Tag unterschiedlich. Am ersten Anwendungstag zeigte sich ab dem Mittag eine muskatig-sandelholzige Pieksigkeit, die ich sicherlich nicht als Einziger nicht vorauszusagen vermocht hätte, ja, die ich angesichts des vorigen Dufterlebens hiermit für prinzipiell unvorhersehbar erkläre. Vanille und Guajak tun das Ihre dazu, mich nach dem wunderschön austarierten Vorderteil einschließlich dessen Qualität ein bisschen zu enttäuschen.
Anderntags dominierte im zweiten Teil durchgängig und bis weit in den Abend hinein eine nobel-weißberauchte, stockfinstere Edelholz-Note ähnlich der aus Odins 07 Tanoke. Menno, ist das gut. Das passt schon besser zu den aufgerufenen 170 Euronen. Zwischen Pieks und Dunkel hatte Particules Imprévisibles beim dritten Mal alternativ dann noch eine helle Holznote als vorherrschenden Eindruck im Angebot.
Insofern bin ich mir nicht im Klaren, ob mir die Halbwertszeit des Diesen-Duft-durchweg-toll-Findens nicht einen Zacken zu kurz ist. Ich erwarte keine 15,7 Millionen Jahre, doch ein paar Stunden mehr an ‚Komplett-Supertoll‘ als bis mittags hätten es sein dürfen. Ich bitte, das richtig zu verstehen: Der Duft bleibt sehr gut und phasenweise erinnert er mich (viertens) auch wieder an den Vormittag. Nur mag ich bei dem Preis kein ‚Aber‘ dulden. Gleichwohl bin ich damit noch nicht fertig und bin mächtig gespannt, was andere an zusätzlichen Geruchs-Eindrücken beitragen werden.
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