Sun Song Louis Vuitton 2019
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Sehr hilfreiche Rezension
Pomeranzen-WM um den Sonnenpokal
- Ob die verschiedenen Vertreter nun dieselbe Gewichtsklasse vertreten, sei einmal dahingestellt, sie hatten Lust auf die Pomeranzen-WM.
- Gewinn: der Sonnenpokal!
Auf zum Nerolisprint.
Direkt vom Start weg können sich „Neroli Portofino Acqua“, „Mandarino di Amalfi Acqua“ und das „Mugler Cologne“ absetzen. Das Neroli ist direkt da, die Kopfnotenmotoren laufen auf Hochtouren.
Auf halber Strecke kommt die Aufholjagd in Gang. „Sun Song“, „Le Vestiaire – Saharienne“ und auch der Ferrari kommen langsam in Blütendestillat-Fahrt und legen ordentlich zu.
Ein verspäteter Bremspunkt lässt das italienische Rennpferd in Ambrox-Kurve 1 jedoch geradeaus fahren. In Anbetracht der Tatsache, dass hier der Preis ein recht sensationeller ist, fährt „Bright Neroli“ in dieser Gewichtsklasse einen sehr respektablen Platz 6 ein. Eine Ikone, die auch noch ein wenig nach „Icon“ riecht – Sieger der internen Dunhill-2015er-Ausscheidung. Respekt.
Ein kapitaler Motorschaden verhindert das Weiterkommen des „Mugler Cologne“ – insgesamt etwas schwachbrüstig, hat das Morillas-Eau de Toilette am Ende des Tages keine Chance und landet auf Platz 5. Und das im Konzert der Großen! Top.
Jetzt wird es doch noch eng im Konzert der Zitrusfruchtgranden. „Sun Song“ stellt sich den Etablierten mit breiter Zitrusbasis - in Form von Cavallier-Belletrud´scher Zedrat-Zitrone, auch Zedernapfel genannt - entgegen. Der Vuitton ist strahlend hell, fruchtig wie frisch zugleich. Er ist einfach fröhlich-schön und verbreitet allzeit gute Linear-Laune. Allerdings hat „Sun Song“ - wie seine Gegner aus dem Hause Tom Ford - seine Konditionsprobleme. Ob es bei dem Preis dann nicht auch ein Ferrari tut, muss jeder für sich entscheiden, der Anderssein-Ansatz mit der Zedernfrucht gelingt nur bedingt.
Am Ende ermöglicht „Sun Song“ seinem Fahrer einen guten vierten Rang. Die Zitronatzitrone ist gegen das (Synth-)Pomeranzen-Neroli der anderen Vertreter nicht dynamisch genug.
„Neroli Portofino Acqua“ verabschiedet sich mit schwacher Haltbarkeit und bejubelt die Bronzemedaille, bevor es mit Amalfi und Saharienne auf die Schlussgerade geht.
Hier gewinnt „Mandarino di Amalfi Acqua“ hauchdünn vor dem YSL-Ableger aufgrund seines etwas kreativeren Ansatzes innerhalb der Pomeranzen-WM und nimmt freudestrahlend den Sonnenpokal entgegen. Für mich ist es das etwas Frischherb-Saure, das den endgültigen Ausschlag gibt. Saharienne hat dagegen einige Neroli-PS mehr im Tank als die Fords, etwas positiv-kratziger als N. Portofino A.
So endet der ungleiche Vergleich für „Sun Song“ nicht einmal so ganz ernüchternd, wie vielleicht befürchtet und Louis V. darf während der Siegerehrung der Sonnenpokalgekührten wenigstens den Sonnensong singen, während ich gerne auf das Wasser der Sonne Positanos warte.
8 Antworten


Wie sich wohl sein auch ziemlich kraftvolles und mit agilem Fahrwerk ausgestattetes Aqua Allegoria Neroli Bianchi aus dem Traditionsrennstall Guerlain hier geschlagen hätte?? Der baute nicht nur flotte Kutschen, sondern auch heute noch Boliden...