Imagination 2021

Viseron
18.01.2022 - 07:17 Uhr
77
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Die Macht der Vorstellungskraft

Januar. Deutscher Winter. Regen - Kälte - Schnee, irgendwas dazwischen. Grauer Himmel. Dunkelheit, den ganzen Tag. Meine Stimmung? Am Tiefpunkt. Meine Motivation? Nicht vorhanden. Meine Neujahrsvorsätze? Krachend gescheitert. Ein seltsamer Einstieg in einen Kommentar, nicht? Mich erwischt die Winterdepression im Grunde jedes Jahr nach den Feiertagen. Im Dezember folgt Feier auf Feier. Die tolle Weihnachtsstimmung ist irgendwann vorbei und dann kommt der Winterblues. Meistens spätestens in der ersten Januarwoche.

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Winterdepression. Alleine schon dieses Wort. Ich bin doch nicht krank. Oder? Doch, ich leide an krankhaften Licht- und Motivationsmangel. Stell dich nicht so an, höre ich meine innere Stimme immer wieder zu mir sagen. Anderen geht es deutlich schlechter. Auch irgendwie nicht tröstend. Die Gedanken kreisen ständig, Sorgen machen sich breit: Was mache ich aus meinem Leben? Bin ich glücklich? Was bedeutet glücklich sein eigentlich? Bin ich da, wo ich sein möchte? Um dieses Gedankenkarussell zu unterbrechen und mich wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen, habe ich angefangen, mich mit dem Thema Achtsamkeit zu beschäftigen. Ich muss lernen, wieder mehr im Moment zu leben und weniger in meinen Sorgen und Gedanken über die Zukunft. Alle Gedanken, Sorgen und Ängste, Traurigkeit, schlechte Stimmung und sonstige Dinge einfach ohne sie zu bewerten wahrzunehmen und gehen zu lassen. Hat man jedoch erst einmal gelernt, sich in Gedankenkreisläufen zu verrennen, dann ist es sehr schwer, das Gehirn „umzuerziehen“.

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Mir haben es in letzter Zeit - nicht zuletzt bedingt durch mein Interesse an der Achtsamkeit und Meditation - Düfte mit einem beruhigenden, meditativen Charakter angetan. Ich muss im Home Office aufpassen, was für einen Duft ich trage, da dieser einen in den eigenen vier Wänden ziemlich schnell auf die Nerven gehen kann. Entdeckt habe ich in diesem Zusammenhang Tee-Düfte für mich - dabei ist mir der Imagination extrem ans Herz gewachsen und begleitet mich aktuell fast täglich. Der Duft entspannt meinen Geist, lässt mich durchatmen und erzeugt in mir ein Gefühl der Zufriedenheit. Dabei nervt er mich niemals. Spritzige Zitrusfrüchte beleben zunächst und sorgen für ein Kribbeln in der Nase, ehe dann nach einigen Minuten eine tolle Schwarzteenote zu riechen ist, die mich leicht an ein Wellness-Spa erinnert. Im Gegensatz zum Wulong Cha, der für mich aufgrund seiner Natürlichkeit nicht wirklich alltagstauglich ist und eher als Raumduft für mich funktioniert, nimmt dieser Spa-Charakter aber zum Glück nicht Überhand, sondern gibt dem Duft einfach einen meditativen Touch. Ich finde daher den Namen „Imagination“ dabei sehr passend gewählt. Im Verlauf zeigt sich eine ganz leichte Zimt-Note, die zwar nur als Nebenspieler agiert und ohne Notenauflistung kaum auffallen würde, aber dem Duft einen wärmenden Charakter gibt. Das macht diesen Duft auch tauglich für den Winter und funktioniert für mich in jeder Jahreszeit perfekt. Alles wirkt in perfekter Balance - Ying und Yang. Zur Basis hin wird der Duft hölzerner und die spritzige Zitrik verschwindet, es bleibt allerdings stets ein frischer Touch. Zudem wird er meiner Auffassung nach leicht cremig im Verlauf. Dabei behält er aber seinen leichten Charakter, hebt sich dennoch sehr stark von den zitrischen Colognes ab, die man von Louis Vuitton kennt. Der Duft hat mehr „Substanz“ und eine sehr haftende Basis. Über die Haltbarkeit kann ich mich nur wundern - ich nehme den Duft nach 8 Stunden immer noch deutlich wahr, wenn auch hautnah, und je nach Temperatur sogar noch länger. Auch für mein Umfeld ist Imagination sehr deutlich wahrnehmbar, vor allem in den ersten Stunden. Eine starke Abneigung gegen Ambroxan sollte nicht gegeben sein - denn der Duft erzeugt um mich herum eine diffuse Ambroxan-Aura. Aber nicht auf eine unangenehme metallisch-kratzige Art, sondern einhüllend und anziehend.

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Montag, 17:00 Uhr. Es ist schon dunkel. Es scheint, als neige sich der Tag dem Ende. Ich klappe den Laptop zu und gehe in die Küche. Ich habe Lust auf Tee. Ich blicke aus dem Fenster und nehme einen äußerst angenehmen Geruch war, der mich in positiven Gedanken versinken lässt. Imagination ist mein Wohlfühlduft schlechthin. Die schlechten Gedanken und Sorgen lösen sich auf, ich kann loslassen. Dabei wird mir klar, dass es völlig okay ist, auch mal niedergeschlagen zu sein. Der Duft zaubert ein Lächeln in mir hervor, spendet Trost und erinnert mich daran, dass am Ende doch alles ganz okay ist.

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Ich bin wahnsinnig begeistert von dem Duft und habe selten etwas so angenehmes gerochen. Dabei finde ich es außerdem interessant, dass Imagination eigentlich überhaupt nicht der Marke entspricht, die mir eher unsympathisch ist. Hier ist wenig Bling Bling. Understatement ist hierbei jedoch groß geschrieben. Ich freue mich schon auf den Frühling, wenn die Sonne scheint und der Kreislauf erneut beginnt. Ich freue mich schon, diesen Duft an wärmeren Tagen zu genießen.
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