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Top Rezension
Shitstorm statt Komplimente - ein Erfahrungsbericht
Ich habe zwar schon ein Statement zu diesem Produkt geschrieben, aber eine Erfahrung kurz vor Weihnachten möchte ich gerne teilen, da Arabians Tonka weiterhin ein Hype ist, was auch das hochfrequente Staccato an meist begeisterten Statements und Rezensionen bestätigt. Der Duft hat ja auch durchaus was mit seiner Mischung aus Tonkabohne, etwas Leder und dieser synthetischen Süsse, welche im Verlauf durch holzige Töne und etwas Moschus ergänzt wird. Aber eben nur bei extrem vorsichtiger Dosierung, sonst wird es rasch unerträglich - was leider nicht so selten der Fall ist, und dann kippt der Duft in eine ätzende Schärfe und verliert jeden Zauber. Aber mal der Reihe nach:
Am Samstag in der Früh im Grossmarkt war grundsätzlich alles noch ruhig und friedlich, die Menschen noch etwas müde und gleichgültig, als dann plötzlich dieser unverwechselbare süss-scharfe Tonka-dominierte Starkstrom-Hammer zuschlug. Obwohl der Duftradius ein Dutzend Meter betragen haben muss, war die Quelle dieser Geruchsbombe rasch evaluiert: als eine Dame mittleren Alters, mit pechschwarzen Haaren, einem (hoffentlich Fake-) Pelzmantel, Trainerhosen aus einem italienischen Modehaus mit sehr grossem Schriftzug und Lederstiefeln an mir vorbei zum Protein-angereicherten Quark rauschte, erstickte die Luft. Die nette sächsische Verkäuferin, die gerade die Milch auffüllte, stöhnte nur kurz ein "Das muss jetzt aber nicht sein, oder?", und generell zog diese Brutalo-Wolke hinter der besagten Dame keine Komplimente, sondern nur ratlose Blicke nach sich. In der taufrischen Frühe des Tages waren die Reaktionen aber insgesamt noch sehr temperiert.
Ganz anders am Abend im Restaurant. Grosser schöner historischer Saal, eine französisch angehauchte Küche, jeder Sitzplatz besetzt, wie häufig in der Adventszeit. Die ersten Tische hatten schon die Hauptspeise aufgetragen erhalten, als erneut der gleiche unverwechselbare Duft seine Aufwartung machte, zunächst an uns vorbeizog und sich dann zwei Tische weiter niederliess. Dieses Mal an einem Mann, typische Barbershop-Frisur inklusive Bart, frühe Zwanziger, keine Trainerhosen mehr, aber mit betont (nach-) lässiger Kleidung und coolem Habitus. Der Duft wurde in dieser Distanz dann deutlich milder, war aber weiterhin wahrnehmbar. Das (mutmassliche) Ehepaar am Tisch zwischen uns hingegen, welches dem Ursprung der Duftpartikel viel näher sass und gerade ein Rindstatar serviert bekommen hat, war weniger amüsiert. Nach wenigen schüchternen Gabeln, die offenbar nur noch nach Tonkabohne schmeckten, fasste sich der weibliche Part dieses Tandems ein Herz und fragte höflich, ob sich der Herr nicht einen anderen Tisch geben lassen könne, da das Essen so keinen Spass mehr mache.
Der zuständige Kellner des Tisches war gerade nicht zugegen, also kam der Sommelier, der kraft seines Berufes eine feine Nase haben muss, und hat den Tonka-Herrn, der offenbar noch auf eine zweite Person wartete, gebeten, mit einem Tisch ganz am Rande des Restaurants vorlieb zu nehmen. Die Reaktion des Herrn war sehr zivilisiert und zuvorkommend, er wechselte. Die nächste Viertelstunde war dann wenig ereignisreich, als plötzlich in dieser etwas abgelegeneren Ecke des Lokals eine hitzige Unruhe ausbrach. Worte waren nicht zu verstehen, aber offenbar ging es wieder um einen Konflikt zwischen Parfum und Kulinarik. Nach mehreren Minuten lautstarker Diskussion erhoben sich der Herr mit der Barbershop-Frisur und auch sein mittlerweile eingetroffener Begleiter, ebenfalls mit Bart, und verliessen das Lokal unter froher Zustimmung der verbleibenden Gäste. Der mutmassliche Ehegatte beschloss das Thema mit der Bemerkung, dass er unter diesen Umständen ein Nachtessen in einer Zigarrenlounge vorziehen würde. Ganz so weit würde ich nicht gehen, aber nach gleich zwei Arabians Tonka-Erfahrungen an diesem Tag würde ich dem Flakon mindestens gerne einen "Gefahr! Kann Ihr Befinden beeinträchtigen und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen."-Sticker empfehlen.
Am Samstag in der Früh im Grossmarkt war grundsätzlich alles noch ruhig und friedlich, die Menschen noch etwas müde und gleichgültig, als dann plötzlich dieser unverwechselbare süss-scharfe Tonka-dominierte Starkstrom-Hammer zuschlug. Obwohl der Duftradius ein Dutzend Meter betragen haben muss, war die Quelle dieser Geruchsbombe rasch evaluiert: als eine Dame mittleren Alters, mit pechschwarzen Haaren, einem (hoffentlich Fake-) Pelzmantel, Trainerhosen aus einem italienischen Modehaus mit sehr grossem Schriftzug und Lederstiefeln an mir vorbei zum Protein-angereicherten Quark rauschte, erstickte die Luft. Die nette sächsische Verkäuferin, die gerade die Milch auffüllte, stöhnte nur kurz ein "Das muss jetzt aber nicht sein, oder?", und generell zog diese Brutalo-Wolke hinter der besagten Dame keine Komplimente, sondern nur ratlose Blicke nach sich. In der taufrischen Frühe des Tages waren die Reaktionen aber insgesamt noch sehr temperiert.
Ganz anders am Abend im Restaurant. Grosser schöner historischer Saal, eine französisch angehauchte Küche, jeder Sitzplatz besetzt, wie häufig in der Adventszeit. Die ersten Tische hatten schon die Hauptspeise aufgetragen erhalten, als erneut der gleiche unverwechselbare Duft seine Aufwartung machte, zunächst an uns vorbeizog und sich dann zwei Tische weiter niederliess. Dieses Mal an einem Mann, typische Barbershop-Frisur inklusive Bart, frühe Zwanziger, keine Trainerhosen mehr, aber mit betont (nach-) lässiger Kleidung und coolem Habitus. Der Duft wurde in dieser Distanz dann deutlich milder, war aber weiterhin wahrnehmbar. Das (mutmassliche) Ehepaar am Tisch zwischen uns hingegen, welches dem Ursprung der Duftpartikel viel näher sass und gerade ein Rindstatar serviert bekommen hat, war weniger amüsiert. Nach wenigen schüchternen Gabeln, die offenbar nur noch nach Tonkabohne schmeckten, fasste sich der weibliche Part dieses Tandems ein Herz und fragte höflich, ob sich der Herr nicht einen anderen Tisch geben lassen könne, da das Essen so keinen Spass mehr mache.
Der zuständige Kellner des Tisches war gerade nicht zugegen, also kam der Sommelier, der kraft seines Berufes eine feine Nase haben muss, und hat den Tonka-Herrn, der offenbar noch auf eine zweite Person wartete, gebeten, mit einem Tisch ganz am Rande des Restaurants vorlieb zu nehmen. Die Reaktion des Herrn war sehr zivilisiert und zuvorkommend, er wechselte. Die nächste Viertelstunde war dann wenig ereignisreich, als plötzlich in dieser etwas abgelegeneren Ecke des Lokals eine hitzige Unruhe ausbrach. Worte waren nicht zu verstehen, aber offenbar ging es wieder um einen Konflikt zwischen Parfum und Kulinarik. Nach mehreren Minuten lautstarker Diskussion erhoben sich der Herr mit der Barbershop-Frisur und auch sein mittlerweile eingetroffener Begleiter, ebenfalls mit Bart, und verliessen das Lokal unter froher Zustimmung der verbleibenden Gäste. Der mutmassliche Ehegatte beschloss das Thema mit der Bemerkung, dass er unter diesen Umständen ein Nachtessen in einer Zigarrenlounge vorziehen würde. Ganz so weit würde ich nicht gehen, aber nach gleich zwei Arabians Tonka-Erfahrungen an diesem Tag würde ich dem Flakon mindestens gerne einen "Gefahr! Kann Ihr Befinden beeinträchtigen und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen."-Sticker empfehlen.
17 Antworten


Toll rezensiert!
Paulanergarten mit Frischluft wäre aber besser gewesen 😁
Wer traut sich denn bewußt, das Umfeld anderer dermaßen invasiv zu benebeln?
Herrlich beschrieben!
Dafür einen Tapferkeitspokal!
🏆
Danke übrigens für Deine Lattafa-Tipps. Werde ich ausprobieren. Ich kann im Gegenzug Sauvage Very Cool Spray empfehlen. Hat nochmals einen anderen Twist als das Elixir.
Ich finde das völlig richtig wenn derart rücksichtslose Leute dann gehen müssen.
Wenn dann auch noch hier empfohlen wird für ein "Date" im Restaurant solche Hämmer aufzulegen krieg ich immer schon beim Lesen Schnappatmung. Ich hoff dann immer dass diese Leute dann einen Besuch beim Dönermann meinen wo's nicht drauf ankommt... Da muß man auch nicht so lange vorher reservieren...
Wär bei mir das letzte Date - wenn's an der grundsätzlichen Wertschätzung fehlt wird das nichts.
Wenn sich das wirklich so zugetragen hat, ist natürlich die Frage, ob diese Menschen zu Overspraying neigten 😅 Welch unangenehme Erfahrung.
Habe davon ein Testtröpfchen geordert.
Gilt aber für alle "Kracher" bzw. wie man heute auf hipstrig sagt: "Beastmode"-Düfte.