Kirthi
15.10.2013 - 13:06 Uhr
23
Top Rezension
9Duft 10Haltbarkeit 7.5Sillage 10Flakon

Der Krieger, der Frieden fand!

Ashoka ist ein sehr vielschichtiger Duft.
Er ist eine Herausforderung.
Er hat eine starke Persönlichkeit.
Ashoka ist anstrengend, schwierig, durchdringend...zunächst.
Eine leicht bissige grüne Note lässt meinen Atem kurz stocken.
Die Feige gibt von Anfang bis zum Ende den Ton an, mal begleitet von pudriger Milch, mal von zarten Blüten, eindeutig bahnt die Osmanthus-Blüte sich ihren Weg.
Dann sind würzige Hölzer der krackselige Begleiter.
Abgelöst von einer blitzartigen Oud-Note, die nach einigen Minuten wieder das Feld räumt.
Ashoka ist aber auch weich, zart, lieblich...zeitweise.
Vermutlich ist das das Anstrengende an dem Parfum...ruht man sich nach der herben grünen stichigen Note gerade auf dem weichen pudrigen milchig nach Kokos duftenden Blütenbett aus, kommt ohne Vorwarnung das mit Oud eingeriebene Leder um die Ecke und lässt es krachen.
Man kann die Peitschenhiebe, die auf das Leder niederschlagen förmlich riechen.
Sehr spannend, wie ich finde.
Dieses Parfum kann man meiner Meinung nach nicht jeden Tag tragen, dazu ist es zu kantig und unangepasst. Es ist tragbar im Frühling und auch im Winter, aber ich finde, es ist ein Herbst-Parfum!
Bei Sturm durch den Wald spazieren, die bunten Blätter fliegen durch die Luft und der Wind zischt einem kalt in den Nacken.
Man zieht den Kragen hoch..und wird durchströmt von Ashoka, welcher noch am Kragen haftet..
Was bleibt ist ein intensiver reichhaltiger würziger Duft, der etwas von einer feinen Creme hat.
Cremig, grün, blumig, holzig, pudrig.
Für mich ist die Basis das Beste vom langen Weg.
Der Weg ist das Ziel.
Der Weg lohnt sich.
Das Ziel auch.
Wenn ich mir die Geschichte des Namensgebers Ashoka so durchlese, finde ich, dass der Duft durchaus diesen Namen verdient hat.
Einer der größten Herrscher der indischen Antike, der zum Buddhismus konvertierte.
Ashoka, der von gewaltvollen Eroberungen Abstand nimmt und den gewaltfreien Weg wählt.
Auch wenn der Duft turbulent erscheint, so ist es doch ein sehr stimmiges und gut gemachtes Duftbild.
Unruhig und laut.
Ruhe ausstrahlend und leise.
Der Duft hat eine sehr gute Haltbarkeit von mehreren Stunden.
Die Wahrnehmungen sind bekanntlich sehr unterschiedlich, aber einem kann ich mich der Vorkommentatorin Seerose nicht anschließen, bzw. ich widerspreche sogar,
ich kann an Ashoka trotz einer starken Gourmand-Note nichts von Milchreis oder Curry finden... Und ich liebe Curry in jeglicher Form ;)
Ich finde den Duft rein in der Pflanzenwelt wieder, anders als z.B. Bombay Bling!
Aber das Mosaik der Wahrnehmung mit all seinen Einflüssen aus der Vergangenheit und der Gegenwart machen ja genau diese Unterschiede aus.
Ich stelle mir den Duft an einem Mann sehr aufregend vor.
Das Parfum ist definitiv Unisex.
Die Neela Vermeire Flakons, von Pierre Dinand entworfen, sind für mich mit die Schönsten auf dem Markt.
Ich verneige mich vor den beiden Künstlern Neela Vermeire und Bertrand Duchaufour, weil sie es in ihren Kreationen wirklich hinkriegen, eine olfaktorische Brücke zwischen Indien und Europa zu schaffen.
Ernsthaft unkitschig.
7 Antworten
HasiHasi vor 12 Jahren
Wieder ein herausragend guter Kommentar!
MarronMarron vor 12 Jahren
Da hast Du uns mal wieder einen Exoten sehr schön nahegebracht, DANKE!
KirthiKirthi vor 12 Jahren
Liebe Seerose, fühl dich bitte nicht angegriffen, ich schrieb ja, das die Wahrnehmungen unterschiedlich sind ;)
SeeroseSeerose vor 12 Jahren
Geruchswahrnehungen sind unterschiedlich. Du nimmst keine grüne Thai-Currypaste wahr? OK! Aber ich sehr wohl zu Beginn. Ich schrieb doch: Der Duft findet gewiß Verehrer. Deine Indiensehnsucht ist wie meine Japansehnsucht, man hat einen anderen Zugang.
ErgoproxyErgoproxy vor 12 Jahren
Curry mag ich gerne essen, aber danach riechen nicht so gerne.:) Interessanter Kommentar.
YataganYatagan vor 12 Jahren
Spannend beschrieben. Unkonventionell. Wie immer. Respekt.
Puck1Puck1 vor 12 Jahren
Ich mag den Duft und finde es schwer, ihn in Worte zu fassen. Das milchig verschwommene, sanfte und gleichzeitig Kraft und Stärke, das kann ich dank Deines Kommentars schonmal als genau so erlebt beschreiben, aber da wartet noch immense Nasenarbeit.