Signature

Isfarkand 2005 Eau de Parfum

3lbows
12.04.2022 - 05:26 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Nett ist vielen nicht gut genug.

In Zeiten, wo das laute Exklamieren der eigenen Rechte und Bedürfnisse Hochkonjunktur hat, bleiben die leiseren Gesellen gerne ungehört oder werden als untätige Säusler verschrien, auch wenn sie durchaus etwas zu sagen hätten. Klar Farbe zu bekennen ist gesellschaftlich sicher eine legitime Forderung, zu oft geschieht das aber ohne fundierten Standpunkt.
Isfarkand Eau de Parfum bewegt sich vermutlich ob des fehlenden Mutes zur Polarisierung weit unter dem Radar unserer Community hier, zumindest wenn man bedenkt, welche Resonanz die anderen, markanteren Düfte aus dem Haus Ormonde Jayne hier erfahren. Vielleicht empfinde ich gerade deshalb seine Duftaura als überraschend treffliches und gleichermaßen angenehmes olfaktorisches Statement in der Aufgeregtheit des aktuellen Zeitgeistes.
Wir haben einerseits dezent Zitrisches – gänzlich unblumig, ohne Neroli oder anderswo herrührende 4711-Allüren. Den Gegenpol bildet ein Pfefferbett, keineswegs scharf oder kratzig, wie man es bei vielen Frischheimern derzeit findet, nein, eher warm umrahmend, fast cremig, getragen vom dritten, unsichtbaren Hauptakteur, nämlich Giza Schön´s Markenzeichen ISO-E-Super. Die Komposition ist bewusst einfach gehalten, ohne großartige Entwicklung, erzeugt aber in der Zusammenschau einen harmonischen, samtig-holzigen Dufteindruck, den das ISO-E Molekül schön mit der eigenen Hautchemie verschmelzen lässt: Individuell und nischig muss nicht zwingend komplex oder ausgefallen sein. Wirklich frisch ist das Ganze dadurch nicht, aber durchaus bei wärmeren Temperaturen tragbar, schon deswegen, weil ISO-E-Super im Zusammenspiel mit Körperwärme die einzelnen Duftbausteine und den eigenen Hautgeruch intensiver betont und dadurch jahreszeitlich unterschiedliche, im Sommer intensivere Dufteindrücke erschafft. Sehr schön – und mindestens genauso spannend wie ein komplexer Duftverlauf. Chaotisch wird´s nie – eher das Gegenteil ist der Fall. Isfarkand wirkt sehr aufgeräumt aber nie zu formell – ein richtiger zweite-Haut-Duft, der unaufgeregt begleitet, der Sicherheit und Kontinuität ausstrahlt, der abholt und Heimat gibt. Die synthethisch-holzige Basis projiziert verhalten aber mit der nahezu ewigen Ausdauer von Giza Schön´s Supermolekül. Nach vier Stunden bleibt ein pfeffrig-cremiger, nur noch ganz peripher zitrischer Hautgeruch, welcher problemlos beiderlei Geschlecht zugeordnet werden kann. Lediglich in der ersten, frischeren Stunde des Duftverlaufs, wo Piperin und Hesperidien noch schärfer aufspielen, sehe ich das Wässerchen noch eher an Männern.
Wem Moleküldüfte wegen deren Spiel mit der eigenen Hautchemie zusagen, diese aber in Reinform schwer wahrnimmt, wer obendrein einen veträumt-warmen, nahbaren Sommerduft sucht, bei dem zitrische Facetten nur die zweite Geige spielen, und wer Pfeffer – wenn auch gedimmt – abkann, dem lege ich Isfarkand uneingeschränkt an´s Herz.
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