10.12.2016 - 15:37 Uhr
Palonera
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Palonera
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...der mit dem "!"
So richtig warm geworden sind wir miteinander nicht, der Herr Joop und ich.
Nicht in den späten Achtzigern, den frühen Neunzigern.
Nicht in der Zeit, die laut war, wild und ausgelassen, in der man am liebsten sich selbst feierte und der Blick in den Spiegel noch richtig wichtig war.
"Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr."
Die Zeit, in der fast jeder Mann Jil Sander trug, Diors Fahrenheit oder eben Joop, den mit dem "!".
Düfte, die laut waren, richtig laut, mit einem Sprüher schon.
Die "Schau mich an!" riefen und "Ich bin hier!", als hätte ich das nicht bereits gewußt.
Unüberriechbar, unübersehbar waren sie, die Männer jener Zeit, die "viel hilft viel" dachten und lieber etwas mehr sprühten – es könnte ja zu wenig sein.
Zu wenig, um sich durchzusetzen im Wettkampf der Geschlechter, dem olfaktorischen, in dem die Frauen bisher die Stärkeren waren und nun Schwerstkaliber auffuhren wie "Opium", "Poison" und natürlich Joop, den ersten, den mit dem "!".
Das war laut, das war heftig – und das war mir viel zu viel.
Viel zu süß, viel zu schwer, viel zu viel Kako-Osmie.
Es war leicht, sie mir zu merken, jene Duftgeschwader, die mir in den Magen pieksten und ins Hirn, denn allzu viele gab es damals nicht, der Markt war überschaubar.
Und so machte ich einen Bogen um die Düfte, um die Menschen, die sie trugen, so gut es eben ging.
Jahrelang, jahrzehntelang.
Bis jetzt.
Jetzt begegnet mir "Parah Noir".
Ein Duft, den es anscheinend nicht mehr gibt, auch wenn er, wie es heißt, noch produziert wird.
Ein Duft von irgendwo aus "good old Italy".
Von einer Marke, die zarte Dessous macht und schicke Kleidchen.
Ich las von Würze, Weihrauch und Zitrone, von Iris, Puder, Patchouli.
Das schien mir fein, das könnte ganz nach meinem Näschen sein.
Ein kleiner Rest nur noch im Röhrchen, also vorsichtig gesprüht...
...und da steht er plötzlich, Wolfgangs erster "Homme".
Unverkennbar, auch wenn er leiser ist und viel dezenter, nicht mehr so farbenfroh gewandet, nicht so schrill.
Lockerer, lässiger - kurz: reifer.
Und ernster, nachdenklicher durch den weichen Rauch, unheilig, ungeweiht.
Wärmer ist sein Lächeln und erreicht auch seine Augen, die grau sind, doch nicht kühl, nicht wässrig-seicht.
Ein Schatten Violett, vielleicht ein Veilchen.
Gezähmte Süße, ein Hauch von Orient.
Von einer Sommernacht schreibt man, mir nicht bekannt – nur eine halbvergessene Erinnerung, kann sein.
Dieselbe DNA, derselbe Stall.
So schön kann doch kein Joop sein...?!
Die Probe reichte eine knappe Woche, ein Flacon mußte her.
Und ein Vergleichstest.
Mehr Weihrauch, warmkühlweicher, ein paar Klafter staubigdunkles Holz, ein Tröpfchen Harz - und dahinter immer noch Joops "Homme".
Gut gealtert mit den Jahren, ein paar Falten, das Silber steht ihm gut.
Er kratzt mich nicht, er beißt mich nicht, er sticht nicht in die Nase.
Wir können miteinander, richtig gut sogar, Wolfgangs "Homme" und ich, auch wenn er sich diesmal "Parah Noir" nennt.
Aber Kleidchen und Dessous, die trägt er nicht...
Nicht in den späten Achtzigern, den frühen Neunzigern.
Nicht in der Zeit, die laut war, wild und ausgelassen, in der man am liebsten sich selbst feierte und der Blick in den Spiegel noch richtig wichtig war.
"Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr."
Die Zeit, in der fast jeder Mann Jil Sander trug, Diors Fahrenheit oder eben Joop, den mit dem "!".
Düfte, die laut waren, richtig laut, mit einem Sprüher schon.
Die "Schau mich an!" riefen und "Ich bin hier!", als hätte ich das nicht bereits gewußt.
Unüberriechbar, unübersehbar waren sie, die Männer jener Zeit, die "viel hilft viel" dachten und lieber etwas mehr sprühten – es könnte ja zu wenig sein.
Zu wenig, um sich durchzusetzen im Wettkampf der Geschlechter, dem olfaktorischen, in dem die Frauen bisher die Stärkeren waren und nun Schwerstkaliber auffuhren wie "Opium", "Poison" und natürlich Joop, den ersten, den mit dem "!".
Das war laut, das war heftig – und das war mir viel zu viel.
Viel zu süß, viel zu schwer, viel zu viel Kako-Osmie.
Es war leicht, sie mir zu merken, jene Duftgeschwader, die mir in den Magen pieksten und ins Hirn, denn allzu viele gab es damals nicht, der Markt war überschaubar.
Und so machte ich einen Bogen um die Düfte, um die Menschen, die sie trugen, so gut es eben ging.
Jahrelang, jahrzehntelang.
Bis jetzt.
Jetzt begegnet mir "Parah Noir".
Ein Duft, den es anscheinend nicht mehr gibt, auch wenn er, wie es heißt, noch produziert wird.
Ein Duft von irgendwo aus "good old Italy".
Von einer Marke, die zarte Dessous macht und schicke Kleidchen.
Ich las von Würze, Weihrauch und Zitrone, von Iris, Puder, Patchouli.
Das schien mir fein, das könnte ganz nach meinem Näschen sein.
Ein kleiner Rest nur noch im Röhrchen, also vorsichtig gesprüht...
...und da steht er plötzlich, Wolfgangs erster "Homme".
Unverkennbar, auch wenn er leiser ist und viel dezenter, nicht mehr so farbenfroh gewandet, nicht so schrill.
Lockerer, lässiger - kurz: reifer.
Und ernster, nachdenklicher durch den weichen Rauch, unheilig, ungeweiht.
Wärmer ist sein Lächeln und erreicht auch seine Augen, die grau sind, doch nicht kühl, nicht wässrig-seicht.
Ein Schatten Violett, vielleicht ein Veilchen.
Gezähmte Süße, ein Hauch von Orient.
Von einer Sommernacht schreibt man, mir nicht bekannt – nur eine halbvergessene Erinnerung, kann sein.
Dieselbe DNA, derselbe Stall.
So schön kann doch kein Joop sein...?!
Die Probe reichte eine knappe Woche, ein Flacon mußte her.
Und ein Vergleichstest.
Mehr Weihrauch, warmkühlweicher, ein paar Klafter staubigdunkles Holz, ein Tröpfchen Harz - und dahinter immer noch Joops "Homme".
Gut gealtert mit den Jahren, ein paar Falten, das Silber steht ihm gut.
Er kratzt mich nicht, er beißt mich nicht, er sticht nicht in die Nase.
Wir können miteinander, richtig gut sogar, Wolfgangs "Homme" und ich, auch wenn er sich diesmal "Parah Noir" nennt.
Aber Kleidchen und Dessous, die trägt er nicht...
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