L'Oiseau de Nuit Pierre Guillaume 2008

Also die Schokolade kann ich zwar ahnen, das heisst ich weiß, welche Note gemeint ist, aber ich rieche in erster Linie Artemisia. Und zwar nicht Artemisia absinthium, den Wermut, der wäre bitterer, sondern Artemisia vulgaris, der gemeine Beifuß. Ein Würzkraut, das bei fetten Speisen, z.B. dem Gänsebraten die Verdauung unterstützt. Wir kennen es alle als Unkraut im Garten oder am Straßenrand. Und ich fühle direkt die silbrigen samtigen Blütenstände zwischen den Fingern. Aber ein Unkraut ist eben eine Pflanze, deren Tugenden man (noch) nicht kennt. Beifuß ist würzig-herb und aromatisch.
Gedämpft wird das Aroma durch die balsamisch feinharzigen Noten von Benzoeharz und Labdanum, die fast etwas Süsse bewirken. Die Ledernote bringt dunkle und ein bisschen schmutzige Weichheit in den Duft und wirkt so als Balance.

Ich finde ihn auch nicht laut, und er bleibt - zumindest bei mir - ziemlich hautnah. Fruchtiges kann ich gar nicht ausmachen.

Ich finde den Duft sehr interessant. Keine Früchte, keine Blüten, weder Hölzer noch animalische Noten und doch hat der Duft einen ausgeprägten Charakter und ich würde ihn gerne tragen. Nachteule bin ich ja sowieso. Aber vielleicht ist ja mit dem Vogel der Nacht auch die Nachtigall gemeint??? Etwas melancholisch ist L`Oiseau de Nuit nämlich schon. Wobei ich gar nicht beschreiben kann, was dieses Fluidum ausmacht.

Sorry Apicius, mal musste es passieren. Ich stimme diesmal mit Dir überhaupt nicht überein;))