Essentials Collection

Kiss My Name 2010

ShinyAbraxas
24.06.2012 - 08:44 Uhr
17
Top Rezension
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
2
Duft

Kiss My Ass

Nach dem Ersttest vor ein paar Stunden musste konsequenterweise folgender Versuchsaufbau her: Linkes Handgelenk Kiss My Name, rechtes Handgelenk Sécrétions Magnifiques.

Erinnert ihr euch daran, wie ihr euch als Kinder gegenseitig Wörter auf den Rücken geschrieben und erraten habt? Buchstabe für Buchstabe einzeln mit dem Zeigefinger gezeichnet, einzelne Wörter durch eine wischende Geste getrennt habt? Kiss My Name könnte die Erwachsenenvariante dieses Spiels sein, so mein erster Gedanke beim Lesen des Namens dieses Monegals; hinzu gesellten sich Vorstellungen von Leichtigkeit und Unbeschwertheit, Spielerischem und Lieblichem.

Umso größer die Überraschung, als ich mich auf einmal wie Barbie fühlte. Der Auftakt quietschig-fruchtig-blumig-pink-laut. Diese Fruchtigkeit, die sehr aufdringlich und daher fast schon künstlich daher kommt ist eine, die mich an Lady One Million - die Plastik-Erdbeere, die Escada Sommerdüfte sowie an Melonen-Duschgel denken lässt, ohne dass ich jedoch einzelne Früchte benennen könnte. Unterlegt wird dieser unecht wirkende Obstkorb von einer blumigen Süße, aus welcher ich zumindest Jasmin und Tuberose wiederzuerkennen meine. Wie weit es mit dem Wiedererkennungswert her ist, zeigt sich im weiteren Verlauf:
Das ein oder andere Mal las ich von der fäkalischen Seite, die eine mir so gefällige Jasminblüte annehmen könne, welche mir bisher jedoch noch nie begegnet ist. Wobei ich an dieser Stelle zwar keine Ausscheidungen, sondern eine penetrant metallisch-verfaulende Note wahrnehme. Es war dieser metallische Anklang, der mich sofort an Sécrétions Magnifiques denken ließ und zum oben beschriebenen Versuchsaufbau führte.

Im direkten Vergleich erscheint das Metallische des Monegal gegenüber dem Etat Libre d'Orange zwar weitaus harmloser, doch kann ich mittlerweile, nach dem ungefähr fünften bis siebten Test der "herrlichen Sekrete", diesen weitaus mehr abgewinnen als Kiss My Name, welcher durch einen Akkord verfaulender Blüten in abgestandenem Wasser nachhaltiger zu vergraulen weiß. Das Metallische steht bei Séctrétions Magnifiques gewollt im Zentrum des Erlebens und macht es deswegen spannend und stellt die Herausfordung dar - völlig im Gegensatz zu Kiss My Name, wo es Unerfreulichem eine noch unerfreulichere Richtung gibt. Es sei am Rande erwähnt, dass ich Sécrétions Magnifiques bei jedem weiteren Test als immer verträglicher, wenn auch nicht unbedingt tragbarer, empfinde.

Dem Metallischen geht jedoch bald der Atmen aus und zurück bleiben Jasmin- und Tuberosenblütenköpfe, die mit ein paar Blättern und Stengeln in einem lauwarmen Teich schwimmen und vor sich hin faulen. Im Drydown wirkt Kiss My Name belanglos-beliebig mit einem verwischten, süßlichen Blümchenakkord der nicht der Rede wert ist, wäre da ganz am Schluss nicht noch diese Kaugummiassoziation - ausgelutscht in etwas über einskommafünf Stunden.
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