Roberto Cavalli Oud al Qasr Roberto Cavalli 2014

Nun bin ich wieder einmal das erste Parfumo- Mitglied, das einen Duft kommentiert. Diesen hier haben ja auch nicht viele: Oud al Qasr von Roberto Cavalli. Cavalli ist normal in Sachen Parfums auf süssere Gefilde eingeschworen. Man denke nur an Just Cavalli "Paradiso" oder an das absolut feminine "Nero Assoluto" . Aber dieser hier ist anders. Absolut anders. Es ist die nachtschwarze Antwort auf azurblaue und pinkfarbene Düfte. Von Anfang an erinnert es zunächst an einen starken Fougerèduft. Aber dieser Eindruck findet sich nur kurz in der Kopfnote. Was dann kommt ist ein "AUF IHN MIT GEBRÜLL"- Gebaren, in dem der Föhrenwald zum Spaziergänger kommt und nicht umgekehrt.Riesige Zedernstämme streben mit ihren Kronen gen Himmel. Jahrtausende schon auf dem "Kerbholz". Das Sonnenlicht quetscht sich gerade noch so durch letzte Schlupflöcher und erreicht kaum noch den von Nadeln übersäten Waldboden. Man spürt unendliche Weiten. Wo endet der Wald? Wo fängt er an. Ich will gar nicht hinausfinden aus diesem dunklen Geheimnis, weil ich mich sicher fühle. Es wachsen aber auch noch andere Gehölze in diesem Dickicht. Nicht nur Zedern. Mächtige und knorrige Adlerholzbäume knarzen im Wind, der ihre Kronen bewegt. hier und da liegen Äste und Stöcke auf dem Boden. Längst verwittert und spröde. Und nach besagtem Holz duftend. Aber es warten noch andere Überraschungen. Eine sehr starke und balsamische Myrrhenote macht sich breit. Schwer und zugleich schwebend. Unsüss und doch lockend. Dunkelgrün wie Lianen. Fein ziseliert und eng verflochten mit feinen Noten von Vanille und Weihrauch. Glimmend und pulsierend. Wärmendes Feuer oder kühler Windhauch. Die Zeit scheint stillzustehen. Der Duft und seine Eindrücke weicht nur kaum merklich. Nach Stunden. Und er entwickelt sich immer weiter. Dunkel, aber schützend. Und mystisch. Kommt da nicht auch noch eine kleine Prise Patschuli, aus fernen Fernen, ganz heimlich hereingehuscht? Wie ein Ufo von einem Zwillingsplaneten dieser Waldwelt??....