Moustache (Eau de Parfum) von Rochas

Moustache 2018 Eau de Parfum

KnowThis30
14.03.2020 - 14:05 Uhr
28
Top Rezension
8.5Duft 7Haltbarkeit 6Sillage 9Flakon

Duftende Kunst für den schmalen/passenden Geldbeutel

Bevor ich mit meiner Rezension für "Moustache" von Rochas beginnen möchte, ist es mir wichtig klarzustellen, dass ich vom Duft "Le Vestiaire - Tuxedo" von Yves Saint Laurent - welcher in den wenigen vorhandenen Online-Rezensionen immer wieder als Vergleich herangezogen wird (angeblich ca. 80-90% Ähnlichkeit) - keinerlei Kenntnis besitze!

So...dieses kleine Detail aus dem Weg geräumt, habe ich nun vor meine Bewertung an folgenden fünf Kriterien festzumachen: Duft, Sillage, Performance, Flakon, Einsatzmöglichkeiten und Preis.

Duft:
Eröffnend mit einer ordentlichen Prise des rosa Pfeffer, vermag es der Duft zwar nicht mir die Mandarine so prominent und süß zu vermitteln wie z.B. Chanels "Allure Homme Sport Eau Extrême", jedoch glaube ich mir zumindest einzubilden, dass diese den Duft des Pfeffers ein wenig zähmt und bändigt. Andere Düfte, welche ebenfalls den rosa Pfeffer in der Kopfnote tragen, wirken hier auf mich sehr viel kräftiger. Allem in allem hält die Kopfnote jedoch nur wenige Minuten, geht anschließend relativ unbemerkt in die Herznote über und dürfte somit niemanden stören.
Wie bereits in meinem Statement geschrieben, ähnelt die Herznote - für mein Empfinden - stark der Herznote von Givenchys "Gentlemen Only" aus dem Jahr 2013. Beide bestehen zum größten Teil aus Zeder, tragen drumherum jedoch gänzlich andere begleitende Stoffe. Während Givenchys Duft mittels Vetiver für eine eher stechende Holznote sorgt, wirkt diese bei "Moustache" durch die eingesetzte Rose runder und weicher. Als würde man am selben Stück Holz riechen, beim "Moustache" jedoch aus größer Entfernung, was den Eindruck weniger drückend aber dafür stimmiger macht. Der Duft nach Zeder geht zwar anschließend noch eine Weile mit in die Basisnote über, die Herznote verlässt die Haut hingegen nach rund 1,5 - 2 Stunden.
Anders als zuerst vermutet, hält sich die Süße des Duftes selbst in der Basisnote mit seinem Patchouli und dem vanilleartigen Duft des enthaltenen Benzoe dezent zurück. Ja, "Moustache" endet durchaus in mehreren süßlichen Varianten, vermag es jedoch zu keinem Zeitpunkt mit dieser Süße überladen zu wirken, zügelt die verbliebene Zeder - wenn auch nur noch schwach wahrnehmbar - diese doch zu jedem Zeitpunkt. Und auf diese Weise verbleibt der Duft dann auch ohne jede weitere Entwicklung, ehe er die Haut nach weiteren ungefähr 2-3 Stunden endgültig verlässt.

Sillage:
Was die Sillage betrifft, so spielt der Duft diese Stärke insbesondere in der Herznote und beim Übergang in die Basis wunderbar aus. Die angenehme Holznote, verbunden mit einer langsam einsetzenden Süße sorgt dafür, dass man eine ausreichende und wahrnehmbare, jedoch niemals erdrückende Duftspur hinterlässt. Lediglich der Pfeffer in der Kopfnote könnte bei manch einem für ein kurzes Zucken mit der Nase sorgen, jedoch dürfte diese für alle anderen aufgrund ihrer kurzen Anwesenheit bereits längst verflogen sein. In der Basisnote und damit am Ende seiner Lebensdauer wird "Moustache" ein sehr eng anliegender "Skin-Scent", ist außer für die tragende und sehr nahe kommende andere Personen also kaum noch zu bemerken.

Performance:
Beim Thema der Ausdauer scheint es sehr geteilte Meinungen zu geben. Während "Moustache" auf meiner Haut nach rund 5 Stunden verschwindet, so soll er dennoch - zumindest laut den Online-Rezensionen - bei manch anderer Person problemlos 8 Stunden und länger durchhalten. Durchaus nicht schlecht, wäre in diesem Punkt meiner Meinung nach das größte Verbesserungspotential enthalten, zumal es sich bei diesem Duft um eine Eau de Parfum-Konzentration handelt.

Flakon:
Hier spielt "Moustache" bzw. Rochas mit den ganz Großen der Duftinduestrie problemlos mit bzw. überflügelt diese sogar noch. Der Flakon wirkt wertig und stabil, hat einen gut funktionieren Sprühkopf und eine (zumindest dem Gewicht nach) hochwertige Kappe aus Metall. Trotz oder vielleicht wegen der geriffelten Oberfläche des Glases liegt der Flakon (in allen Größen) sicher in der Hand. Die Optik (in meinen Augen schön anzusehen) ist hingegen wie immer Geschmackssache, lässt sich doch eine gewisse Reminiszenz an vergangene Zeiten - das ursprüngliche "Moustache EDT" stammte aus dem Jahr 1949 - nicht verleugnen.

Einsatzmöglichkeiten:
Dank der doch eher moderaten Süße dieses Duftes und der im allgemeinen eher zurückhaltenden Projektion (das Thema "Übersprühen" wird hierbei nicht berücksichtigt), kann "Moustache" sowohl wunderbar in der Freizeit, wie auch im Büro oder ähnlichen Lokalitäten eingesetzt werden. Auch der Einsatz in den verschiedenen Jahreszeiten (wovon ich ohnehin nichts halte - über einen guten Duft wird man sich nie aufgrund des gerade herrschenden Wetters beschweren) ist problemlos möglich. Wenn überhaupt gilt: je wärmer, desto weniger Sprühstöße sollten aufgrund der Süße eingesetzt werden.
Auch was das Alter der tragenden Person (und ja, auch diese Kategorisierung halte ich für Nonsens) angeht, sollte diesem Parfüm keine Grenze gesetzt sein. Lediglich den jüngeren Kandidaten unter uns sollte vor einem potentiellen Blindkauf gewahr sein, dass es sich bei "Moustache" um keinen - ich wiederhole: keinen! - Duft der Kategorie "Bleu" à la "Sauvage", "Bleu de Chanel" oder z.B. "Dylan Blue" handelt.

Preis:
Wenn man "Moustache" eines nicht vorwerfen kann, dann ist es wohl seine hervorragende Preispolitik bzw. das grandiose Verhältnis zwischen hochwertigen Duft, Flakongröße und Preis.
Genauso wie z.B. "Bentley for Men Intense" oder auch"Encre Noire" erhält man hier einen hochwertigen Duft mit einem mehr als großartigen Preisetikett, was einen so manches Mal wundern lässt, wie viel Aufschlag alleine der Firmenname manch anderer Marke kosten mag.
Allein zur Orientierung: ich konnte mir den 75 ml Flakon zu einem Preis von knapp unter 28 € sichern.

Fazit:
Für wen also ist "Moustache" der richtige Duft? In jedem Fall darf man keinen lauthalsen Marktschreier erwarten, der das Umfeld zudem noch durch seine Einzigartigkeit in den Bann schlägt. Auch einen Duft der den Großteil des
Tages problemlos durchhält ist hier (vermutlich) nicht zu finden. Viel eher handelt es sich bei "Moustache" um ein dezentes - in manchen Momenten sehr ruhiges -, leicht an alte Zeiten erinnerndes Parfüm, welches im Vergleich zu seinem Eau de Toilette aus dem Jahre 1949 (bzw. der neuen Variante "Moustache Original 1949" von 2018) jedoch weitreichend verändert bzw. an heutige Nasen angepasst wurde um nicht altbacken zu wirken.
6 Antworten
JoTJoT vor 5 Jahren
Top Kommentar! Vielen Dank dafür. Besser kann man den Duft nicht beschreiben.
Kaffee42Kaffee42 vor 5 Jahren
Eine gute sachliche Duftanalyse. Ich habe mir gleich eine Abfüllung bestellt.
Danke
SalvaSalva vor 5 Jahren
Ein super Kommentar: Sachlich, informativ, detailliert und im Ganzen sehr hilfreich. Besitze ihn seit ein paar Tagen auch und habe ihn genau so wie du für knapp 30€ (75ml) bekommen. Absolut hervorragendes PLV!
FeuerfuchsFeuerfuchs vor 6 Jahren
Wirklich super beschrieben....du hast ihn mir jetzt noch schmackhafter gemacht. Pokal für dich...
KnowThis30KnowThis30 vor 6 Jahren
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Verglichen mit z.B. Givenchy-Düften: Nein! Verglichen mit Damendüften, welche holzig riechen: Ja! Hier eine klare Grenze zu finden ist aber sehr schwer bis unmöglich.
Grundsätzlich ist eine fixe Klassifizierung "Male, Female, Unisex" in der Parfümwelt doch ohnehin nutzloses Schubladendenken! Man trägt was man tragen will/kann/mag, es sei denn man trägt es mehr für andere als sich selbst.
Melisse2Melisse2 vor 6 Jahren
Sehr guter differenzierter Kommentar. Warum schreiben die meisten diesen Duft Herren zu, wenn er doch moderat süß ist? Ist die Zeder so herb?