Testostérone 2012

Ludomat
18.07.2020 - 13:14 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Cooler Veggie-Schweiß

Vor wahrscheinlich 6-7 Jahren auf Dienstreise in München, natürlich bei Beck vorbeigeschaut, um in der Parfumabteilung etwas Inspiration zu sammeln. Aha, Testostérone, das klingt ja mal interessant (meine Leidenschaft für irgendwie menschelnde oder tierschelnde Düfte erwachte damals ganz zaghaft).
Aufgesprüht, den Laden verlassen und den ganzen Tag damit zugebracht, den Duft zu fassen zu kriegen: puh, wie richtiger Schweiß, geht ja gar nicht —- irgendwie aber auch etwas geil und sexy —- kann ich doch nicht tragen, wann auch —- hat aber echt was --- usw.
„Kollegin, wie findest du den Duft hier?“ „Nicht schlecht." „Nicht schweißig oder eklig?“ „Nö.“

Mmh, trotzdem ohne Entscheidung die Stadt verlassen, konnte ihn aber nicht vergessen. Nächster Besuch, nochmal getestet, gleiches Spiel.

Und wieder ein Besuch, inzwischen ca. ein Jahr vergangen: jetzt kauf ich ihn aber. Beck: „Oh, das tut uns leid, Sentifique haben wir aus dem Sortiment genommen.“ Och, Mist, aber halb so schlimm, der war ja auch schwierig.

Nach weiteren Jahren, in denen ich eine kleine Sammlung mein Eigen nenne und einige recht ledrige, animalische oder oudige Düfte lieben lernte, fiel mir Testostérone wieder ein.
Leider nirgendwo mehr zu bekommen, weder neu noch auf ebay.
Noch vor kurzem dann tatsächlich ein Treffer auf ebay, halbvoller Flakon, her damit.

Endlich in der Hand, ich mag ihn immer noch (Erleichterung), traue aber mich kaum, ihn wieder so richtig und ganz zu testen, also mich großflächiger damit einzusprühen. Heute, Samstag, ziemlich heiß, Wochenmarkt - genau die richtige Gelegenheit, Frischluft gibt Sicherheit.

Der Duft: immer noch so faszinierend wie eh und je. Grundsätzlich trocken, sofort da und mit wenig Entwicklung, wie ja unten schon mehrfach geschrieben wurde.
Koriander und wahrscheinlich Cumin sind von Anfang an sehr deutlich: medizinisch, herb, und damit eben komischerweise auch sauber. Birkenteer durchaus wahrnehmbar, Oud in leichten Dosen vorstellbar. Patchouli wenn, dann nicht in seiner klassischen erdig-modrigen Form, sondern klar und herb.
Gerade Cumin (und vielleicht auch das atypische Patchouli) ruft auch die Schweiß-Assoziationen hervor, das geht mir bei Al Oudh von L’Artisan Parfumeur genauso, da aber in viel wärmer, orientalischer und molliger. Mich wundert, dass keine animalischen Noten enthalten sind, Zibet, Castoreum, Hyraceum …

Vielleicht bewirkt ja auch den Name mehr Kopfkino als eigentlich nötig.
Tatsächlich bleibt der Duft edel und unaufdringlich, wenn man sich das trotz des dennoch vorhandenen Frischschweißes überhaupt vorstellen kann, ich werde auf dem Markt jedenfalls nicht schräg angesehen. T’rone passt auch erstaunlich gut zur Hitze, behält immer seine kühle Trockenheit bei - und das lange.

Ich bin jetzt sehr froh, T’rone in der Sammlung zu haben, die 30ml, die noch da sind, werden gehütet wie meine Augäpfel und nur zu besonderen Anlässen weiter reduziert.
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