Ambre Sublime 2010

Pollita
06.01.2021 - 04:04 Uhr
49
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Alte Liebe

Ich kenn Dich doch! Damals, ich war kaum älter als zwanzig und machte mein erstes Praktikum, da traf ich Dich zum ersten Mal. Und verliebte mich. Eine sehr liebe, etwas ältere Mitarbeiterin des Unternehmens, in dem ich meine allerersten beruflichen Schritte wagte, trug Dich. Sie saß mir gegenüber, weshalb Du auch immerzu in meiner Nähe warst. Viele Frauen in dieser Firma liebten Dich und verweilten gerne für ein Weilchen bei der netten Dame, bei der es auch meist ein Tässchen Tee oder Cappuccino gab. Dazu passt Du auch perfekt. Ich wäre selbst gerne eine Liaison mit Dir eingegangen, doch mein Partner hatte leider etwas dagegen. Aufdringlich sollst Du sein, viel zu süß und zu stark. Daher wurde es nichts mit uns. Aber ja, ich hab Dich immer noch sehr lieb.

Die Rede ist von Bogner Woman No. 1, dem dieser feine Ambre Sublime von Stendhal für meine Nase sehr ähnlich ist. Während der Bogner eine recht überschaubare Duftpyramide aufweist, kommt man beim Stendhal kaum zum Ende, hat man einmal angefangen, sich die Noten anzuschauen. Aber es gibt dennoch Parallelen, weshalb das nicht so abwegig scheint, dass ich hier an Woman No. 1 denken muss, der leider schon lange nicht mehr am Markt ist.

Der Duft beginnt zitrisch, wie auch der Bogner. Bergamotte haben die beiden auch gemeinsam. Dann nehmen relativ schnell süße Blüten Fahrt auf. Hier haben wir vor allem Rose und Ylang-Ylang, beim Bogner ist es Jasmin, aber auch etwas Rose, die dem Duft einen floralen Anstrich verleihen. Auf die Grundsüße, auf die diese sich betten, muss man bei beiden nicht lange warten. Für meine Nase ist das bei beiden vor allem ein Mix aus Amber und Vanille und das nicht zu knapp. Beim Bogner passt das auch, beim Stendhal, obwohl der den Amber gar im Namen trägt, sucht man diese Note vergebens. Ich tippe mal auf Benzoe, die diesen Eindruck bei mir hinterlässt. Ebenfalls haben wir hier Vanille und reichlich Tonkabohne, die dem Duft eine süßes und durchweg warmes Fundament verleiht. Die Note fügt sich hier wunderbar in das grundsüße Konzept ein.

So weit, so gut. Doch leider haben wir hier trotz aller Schönheit und diverser Gemeinsamkeiten mit Woman No. 1 ein klitzekleines Aber, das da heißt Cashmeran. Diese Note macht den Standhal leider um eine ganze Ecke dumpfer als den Bogner. Das hätte es hier meines Erachtens nicht gebraucht und sorgt, bei mir zumindest, für Abzüge in der B-Note. Wie es meist bei Cashmeran der Fall ist, ist es lediglich für den Träger selbst wahrzunehmen. Für die Außenwelt geht diese dumpfe Note, die mich leider auch oft an Pressspan denken lässt, doch eher unter. Mich jedenfalls würde der Duft als Träger auf Dauer nerven, weshalb er für mich auch kein Kaufkandidat wird. Wer mit Cashmeran allerdings keine Probleme hat und dem Woman No. 1 ab und an nachtrauert: Schaut euch diesen feinen Amber einmal an. Es könnte sich lohnen!

Herzlichen Dank an Floyd für die Testmöglichkeit.
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