
Pollita
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Über Masse und Klasse, Guerlain und Ikea. Und Bilder im Kopf, die nicht mehr gehen wollen
Geht es nur mir so oder ist auch euch schon aufgefallen, dass Guerlain zurzeit unheimlich viele neue Düfte raushaut? Ich persönlich denke immer noch gerne an die Zeiten zurück, wie aufregend es war, wenn ein neuer Duft lanciert wurde. Wochenlang war dieser Gesprächsthema Nummer eins in der kleinen Parfümerie im Nachbarort, in der meine Mutter immer so gerne eingekauft hat.
Bei dem Tempo heute ist das nicht mehr denkbar. Und es kommt, insbesondere bei Guerlain, nicht nur gefühlt alle Tage etwas Neues, sondern es wird auch immer exklusiver und immer teurer. 550 Euro kostet so ein Extrait aus der neuen Serie, zu der auch Vanille Planifolia Extrait 21 zählt. Vanille ist leider bei mir so ein Reizwort, genauso wie Moschus. Und deshalb kam ich nicht drumherum, diese Neuerscheinung zu testen.
Ja, ich gebe es zu. Duften tut er schon toll. Dafür spricht auch meine hohe Wertung. Er hat Gemeinsamkeiten mit meiner erst jüngst gefundenen Duftliebe Honoré Delights von Ex Nihilo. Die Kombination aus Vanille und Moschus ist hier tatsächlich ähnlich fein umgesetzt. Ja, das gefällt mir. Gleichzeitig hat er, wenngleich auch viel süßer und nicht so extravagant, Anklänge an Shalimar. Dieses dezent Rauchige, Ernsthafte ist hier ebenfalls verbaut. Vermutlich die würzigen Noten, die hier allerdings nur dann und wann mal eben hallo sagen. Denn insgesamt ist der Duft doch eher lieblich und hat vielleicht noch einen Hauch der Basisnote eines Shalimar, mehr aber auch nicht.
Die neuen Extraits sind ja auch zum Kombinieren gedacht. Vielleicht mag das der Grund sein, weshalb hier auf jeglichen frischen oder blumigen Counterpart verzichtet wurde. Und genau das fehlt mir hier. Denn ein wenig Bergamotte, ein wenig Zitrone, hier und da ein Blümchen, ein lederner Hauch, hätten dieser edlen und sanften Vanilleschönheit tatsächlich gutgetan. Denn so, wie sie ist, assoziiere ich mit ihr leider auch die allen bekannte Ikea-Duftkerze. In hochwertig natürlich. Alles andere hätte mich bei Guerlain auch gewundert, aber dieses Bild ist nach einer Weile eben auch in meinem Kopf und ich kriege es nicht mehr raus. Vor allem in der Projektion duftet Vanille Planifolia Extrait 21 auf den ersten Riecher nach Ikea. Mich würde es nicht wundern, wenn Leute, die Dich mit diesem Duft wahrnehmen, sich fragen, ob Du gerade in der Ikea-Duftkerzenabteilung warst?
Und diese Duftkerzenassoziation stört mich einfach am Ende. Den Rest hätte ich genommen. Zähneknirschend natürlich bei dem Preis. Aber genau solche Kerzen-Düfte, etwa von Profumum Roma, auch nicht gerade billig, hatte ich bereits zu Genüge und habe sie allesamt wieder aussortiert.
Vielleicht liegt es an der schieren Masse, weshalb hier ein für mich so klitzekleiner aber enorm wichtiger Hauch Klasse einfach fehlt?
Ein herzliches Dankeschön an WitweBolte für das Sharing und die Testmöglichkeit
Nachtrag: Da ich den Duft auf Dauer als enorm penetrant empfinde, musste ich mit der Wertung leider auch runtergehen. Das ist nicht mehr mein Guerlain.
Bei dem Tempo heute ist das nicht mehr denkbar. Und es kommt, insbesondere bei Guerlain, nicht nur gefühlt alle Tage etwas Neues, sondern es wird auch immer exklusiver und immer teurer. 550 Euro kostet so ein Extrait aus der neuen Serie, zu der auch Vanille Planifolia Extrait 21 zählt. Vanille ist leider bei mir so ein Reizwort, genauso wie Moschus. Und deshalb kam ich nicht drumherum, diese Neuerscheinung zu testen.
Ja, ich gebe es zu. Duften tut er schon toll. Dafür spricht auch meine hohe Wertung. Er hat Gemeinsamkeiten mit meiner erst jüngst gefundenen Duftliebe Honoré Delights von Ex Nihilo. Die Kombination aus Vanille und Moschus ist hier tatsächlich ähnlich fein umgesetzt. Ja, das gefällt mir. Gleichzeitig hat er, wenngleich auch viel süßer und nicht so extravagant, Anklänge an Shalimar. Dieses dezent Rauchige, Ernsthafte ist hier ebenfalls verbaut. Vermutlich die würzigen Noten, die hier allerdings nur dann und wann mal eben hallo sagen. Denn insgesamt ist der Duft doch eher lieblich und hat vielleicht noch einen Hauch der Basisnote eines Shalimar, mehr aber auch nicht.
Die neuen Extraits sind ja auch zum Kombinieren gedacht. Vielleicht mag das der Grund sein, weshalb hier auf jeglichen frischen oder blumigen Counterpart verzichtet wurde. Und genau das fehlt mir hier. Denn ein wenig Bergamotte, ein wenig Zitrone, hier und da ein Blümchen, ein lederner Hauch, hätten dieser edlen und sanften Vanilleschönheit tatsächlich gutgetan. Denn so, wie sie ist, assoziiere ich mit ihr leider auch die allen bekannte Ikea-Duftkerze. In hochwertig natürlich. Alles andere hätte mich bei Guerlain auch gewundert, aber dieses Bild ist nach einer Weile eben auch in meinem Kopf und ich kriege es nicht mehr raus. Vor allem in der Projektion duftet Vanille Planifolia Extrait 21 auf den ersten Riecher nach Ikea. Mich würde es nicht wundern, wenn Leute, die Dich mit diesem Duft wahrnehmen, sich fragen, ob Du gerade in der Ikea-Duftkerzenabteilung warst?
Und diese Duftkerzenassoziation stört mich einfach am Ende. Den Rest hätte ich genommen. Zähneknirschend natürlich bei dem Preis. Aber genau solche Kerzen-Düfte, etwa von Profumum Roma, auch nicht gerade billig, hatte ich bereits zu Genüge und habe sie allesamt wieder aussortiert.
Vielleicht liegt es an der schieren Masse, weshalb hier ein für mich so klitzekleiner aber enorm wichtiger Hauch Klasse einfach fehlt?
Ein herzliches Dankeschön an WitweBolte für das Sharing und die Testmöglichkeit
Nachtrag: Da ich den Duft auf Dauer als enorm penetrant empfinde, musste ich mit der Wertung leider auch runtergehen. Das ist nicht mehr mein Guerlain.
42 Antworten
Urlaubsdüfte und ich. Oder das Mädchen mit den Zauberkräften Reloaded
Ich mag prinzipiell keine Urlaubsdüfte. Schon gar nicht solche, die Karibikfeeling, Meeresrauschen, Strand-Flair oder gar Cocktailbar-Assoziationen aufkommen lassen sollen. Es gibt gewiss einige Düfte, die ich mit Reisen und südlichen Gefilden verbinde, aber nicht diese Sorte. Entweder sind mir solche Düfte zu künstlich und süß oder zu aquatisch. Selten tanzt mal einer mit Kokos & Co. tatsächlich aus der Reihe und überrascht mich positiv.
Aber es gibt da so ein Mädchen mit Zauberkräften, über die ich unlängst berichtete. Und heute hat sie mich sogleich wieder verzaubert. Und das ausgerechnet mit so einem Urlaubsduft. Und auch noch mit einer Kokosnote. Okay, ich gebe es zu. Wenn eine das vermag, dann sie und keine andere.
Olivia Giacobettis Eau du Brésil ist wahrhaftig zauberhaft. Die Marke Cinq Mondes war mir bislang völlig unbekannt. Als die liebe Spatzl mich fragte, was sie mir denn Schönes zum Testen zukommen lassen darf, hatte ich den hier gar nicht auf dem Schirm. Klar, Kokos. Eigentlich ein No-Go bei mir. Hätte ich nur mal einen Blick auf die Parfumeurin geworfen. Aber Spatzl schien es geahnt zu haben, dass ich genau diesen Duft trotzdem kennenlernen sollte. Und da lag sie goldrichtig.
Zum Kaufkandidaten schafft es dieser feine Südamerikaner zwar nicht, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, diesen wunderschönen Duft bei Sommerwetter, am liebsten im Urlaub, zu tragen. Hier haben wir nichts und ich betone gar nichts Künstliches. Zunächst ist der Duft zitrisch. Die Limetten, die ich oft als saurer, frischer empfinde, erscheinen mir hier zunächst wie Orangen oder Mandarinen. Saftig, fast leicht süß eröffnen sie diesen spritzigen Duft. Und genau so bleibt er auch für eine ganze Weile. Erst in der Basis wird er noch eine Idee frischer, bevor er sich langsam aber sicher ganz zurückzieht. Die holzige Note ist unglaublich zurückhaltend. Auch Moschus finde ich hier nur in sehr dezenter Form vor. Dieser Duft ist einfach nur wunderbar erfrischend und dabei so echt. Die Kokosnote sagt so hintergründig und schüchtern hallo, dass die Nase sie, will sie es nicht unbedingt, nicht einmal bemerkt. Doch wenn ich mich darauf einlasse, dann ist da ein Hauch Kokos, der tatsächlich an eine frisch aufgeschnittene Kokosnuss erinnert.
Ich erinnere mich so gut. Als ich noch ein Kind war, wussten die Strandverkäufer im Urlaub meine Mutter stets zu beeindrucken. Täglich kaufte sie überteuertes Obst. Und wenn es eine Kokosnuss sein sollte, habe ich mich immerzu mit größtem Vergnügen auf das frische Kokoswasser gestürzt und es geliebt.
Und da wären wir wieder beim Urlaub. Ein herzliches Dankeschön geht an Spatzl für die Testmöglichkeit. Diesen Duft möchte ich allen Kokos- und Urlaubsduft-Skeptikern ans Herz legen. Ich bin überzeugt, er wird auch euch überraschen. Blind wäre mein Verdacht übrigens auf Hermès gefallen. Na, hab ich euch neugierig gemacht?
Aber es gibt da so ein Mädchen mit Zauberkräften, über die ich unlängst berichtete. Und heute hat sie mich sogleich wieder verzaubert. Und das ausgerechnet mit so einem Urlaubsduft. Und auch noch mit einer Kokosnote. Okay, ich gebe es zu. Wenn eine das vermag, dann sie und keine andere.
Olivia Giacobettis Eau du Brésil ist wahrhaftig zauberhaft. Die Marke Cinq Mondes war mir bislang völlig unbekannt. Als die liebe Spatzl mich fragte, was sie mir denn Schönes zum Testen zukommen lassen darf, hatte ich den hier gar nicht auf dem Schirm. Klar, Kokos. Eigentlich ein No-Go bei mir. Hätte ich nur mal einen Blick auf die Parfumeurin geworfen. Aber Spatzl schien es geahnt zu haben, dass ich genau diesen Duft trotzdem kennenlernen sollte. Und da lag sie goldrichtig.
Zum Kaufkandidaten schafft es dieser feine Südamerikaner zwar nicht, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, diesen wunderschönen Duft bei Sommerwetter, am liebsten im Urlaub, zu tragen. Hier haben wir nichts und ich betone gar nichts Künstliches. Zunächst ist der Duft zitrisch. Die Limetten, die ich oft als saurer, frischer empfinde, erscheinen mir hier zunächst wie Orangen oder Mandarinen. Saftig, fast leicht süß eröffnen sie diesen spritzigen Duft. Und genau so bleibt er auch für eine ganze Weile. Erst in der Basis wird er noch eine Idee frischer, bevor er sich langsam aber sicher ganz zurückzieht. Die holzige Note ist unglaublich zurückhaltend. Auch Moschus finde ich hier nur in sehr dezenter Form vor. Dieser Duft ist einfach nur wunderbar erfrischend und dabei so echt. Die Kokosnote sagt so hintergründig und schüchtern hallo, dass die Nase sie, will sie es nicht unbedingt, nicht einmal bemerkt. Doch wenn ich mich darauf einlasse, dann ist da ein Hauch Kokos, der tatsächlich an eine frisch aufgeschnittene Kokosnuss erinnert.
Ich erinnere mich so gut. Als ich noch ein Kind war, wussten die Strandverkäufer im Urlaub meine Mutter stets zu beeindrucken. Täglich kaufte sie überteuertes Obst. Und wenn es eine Kokosnuss sein sollte, habe ich mich immerzu mit größtem Vergnügen auf das frische Kokoswasser gestürzt und es geliebt.
Und da wären wir wieder beim Urlaub. Ein herzliches Dankeschön geht an Spatzl für die Testmöglichkeit. Diesen Duft möchte ich allen Kokos- und Urlaubsduft-Skeptikern ans Herz legen. Ich bin überzeugt, er wird auch euch überraschen. Blind wäre mein Verdacht übrigens auf Hermès gefallen. Na, hab ich euch neugierig gemacht?
27 Antworten
Zurück in die Achtziger
In den Achtzigern und frühen Neunzigern, da haben Früchte ein Parfum noch eine sinnliche Ausstrahlung verliehen. Hier ein wenig Pflaume, da etwas Ananas und das Ganze kombiniert mit einem üppig-blumigen Herzen und einer samtigen, weichen und mit einem klitzekleinen bisschen Schmuddel versehenen Basis.
So einer ist auch Clandestine von Guy Laroche, der mich auf den ersten Schnupperer zurück in den Friseursalon schickt, den meine gesamte Familie, von der Oma bis hin zu mir, in den Achtzigern besucht hatte. Der Salon hatte zwei Inhaberinnen, I. und I. Meine Oma und meine Mama gingen dort so gerne hin. Bei mir dauerte es etwas, bis ich diese Besuche zu schätzen wusste, denn als Kind bekam ich, aufgrund meines superdünnen Babyhaars, wie so viele andere Kinder in den Achtzigern, den typischen Kochtopf-Schnitt verpasst. Es war grausam! Erst, als ich mir trotz großen Protests meiner Mutter die Haare endlich wachsen lassen durfte, fing auch ich an, gerne zum Friseur zu gehen.
Genau so ein Duft hing dort in der Luft. Vermutlich eine Kombination aus den Haarpflegeprodukten, vielleicht auch dem Signaturduft einer oder beider Inhaberinnen oder - was damals ja auch gang und gäbe war - sie verkauften Duft plus passender Pflegeserie im Geschäft. Ich meine mich zu erinnern, dass sie tatsächlich Parfum verkauft haben.
Clandestine schafft es, wie viele Düfte aus dieser Zeit, die Frucht auf eine wunderbare Art und Weise strahlen zu lassen. Hier ist nichts klebrig oder zu süß. Der Duft erinnert ein wenig an die verbotene Frucht in der Bibel. Sündig und doch so verlockend. Dazu kommen Blüten vom Allerfeinsten. Eine pudrige, trockene Iris, die mich an das opulent parfümierte Haarspray erinnert, das damals gesprüht wurde. Heliotrop und Jasmin bringen eine feine Süße mit, ebenso Ylang-Ylang und auch die Rosen und Tuberosen, die nicht immer meine allerbesten Freundinnen sind, sind hier auf eine wunderbar edle Weise verbaut.
In der Basis dominiert Moschus, zusammen mit fein balsamischem Amber. Die Zibetnote ist so dezent und raffiniert eingebunden, dass ich sogar damit könnte.
Sobald ich Clandestine in der Nase habe, sitze ich wieder im Friseursalon. Ich bin allerdings schon etwas älter und fange an, das Ganze zu genießen. Meine erste Haartönung in dunklem, sattem Rotviolett, hach ja, das hatte was. Danke Clandestine. Und danke, liebe FrauKirsche, für die Testmöglichkeit.
So einer ist auch Clandestine von Guy Laroche, der mich auf den ersten Schnupperer zurück in den Friseursalon schickt, den meine gesamte Familie, von der Oma bis hin zu mir, in den Achtzigern besucht hatte. Der Salon hatte zwei Inhaberinnen, I. und I. Meine Oma und meine Mama gingen dort so gerne hin. Bei mir dauerte es etwas, bis ich diese Besuche zu schätzen wusste, denn als Kind bekam ich, aufgrund meines superdünnen Babyhaars, wie so viele andere Kinder in den Achtzigern, den typischen Kochtopf-Schnitt verpasst. Es war grausam! Erst, als ich mir trotz großen Protests meiner Mutter die Haare endlich wachsen lassen durfte, fing auch ich an, gerne zum Friseur zu gehen.
Genau so ein Duft hing dort in der Luft. Vermutlich eine Kombination aus den Haarpflegeprodukten, vielleicht auch dem Signaturduft einer oder beider Inhaberinnen oder - was damals ja auch gang und gäbe war - sie verkauften Duft plus passender Pflegeserie im Geschäft. Ich meine mich zu erinnern, dass sie tatsächlich Parfum verkauft haben.
Clandestine schafft es, wie viele Düfte aus dieser Zeit, die Frucht auf eine wunderbare Art und Weise strahlen zu lassen. Hier ist nichts klebrig oder zu süß. Der Duft erinnert ein wenig an die verbotene Frucht in der Bibel. Sündig und doch so verlockend. Dazu kommen Blüten vom Allerfeinsten. Eine pudrige, trockene Iris, die mich an das opulent parfümierte Haarspray erinnert, das damals gesprüht wurde. Heliotrop und Jasmin bringen eine feine Süße mit, ebenso Ylang-Ylang und auch die Rosen und Tuberosen, die nicht immer meine allerbesten Freundinnen sind, sind hier auf eine wunderbar edle Weise verbaut.
In der Basis dominiert Moschus, zusammen mit fein balsamischem Amber. Die Zibetnote ist so dezent und raffiniert eingebunden, dass ich sogar damit könnte.
Sobald ich Clandestine in der Nase habe, sitze ich wieder im Friseursalon. Ich bin allerdings schon etwas älter und fange an, das Ganze zu genießen. Meine erste Haartönung in dunklem, sattem Rotviolett, hach ja, das hatte was. Danke Clandestine. Und danke, liebe FrauKirsche, für die Testmöglichkeit.
25 Antworten
Die starke Frau
Als wir vor zehn Jahren hierhergezogen sind, habe ich anfangs immer wieder zu Deinem Schlafzimmerfenster hochgeschaut. Ich meinte, ich konnte Dein Gesicht hinter dem Fenster erkennen. Einen Schatten vielleicht? Jetzt nutze ich diese Räume längst selbst, aber meine Blicke, die gehen manchmal immer noch nach oben und suchen Dein Gesicht.
Du warst immer die starke Frau in meinem Leben gewesen. Du warst es, die mir in für mich damals schier ausweglosen Situationen eine Stütze warst und mich sogar beschützt hast, als ich das so dringend gebraucht habe. Meine Kindheit, meine Jugend – Du warst immerzu an meiner Seite. Mir hat nicht immer alles gefallen, was Du gesagt und getan hast, aber heute weiß ich, Du lagst bei so vielen Dingen richtig.
Als Kind stöberte ich auch dann und wann in Deinem Badschränkchen. Welches Parfum Du getragen hast, daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber an Dein Deodorant, diese rosafarbene Dose, war es 8&4 oder bac, damals in den Achtzigern, erinnere ich mich noch sehr gut. Manchmal habe ich selbst ein wenig gesprüht.
2023: Polly sprüht Facets von Avon aus dem Jahr 1988 und steckt mal wieder ihr kindliches Köpfchen in den Badschrank der Oma, sprüht ein bisschen aus der pinken Dose. Ja, an diesen Duft erinnere ich mich genau. Blumig, etwas süß, schon mit einer gewissen Opulenz, aber trotzdem auch irgendwie zart. Für Jasmin und Moschus hatte ich wohl damals schon eine gewisse Schwäche. Der Duft ist fein klassisch und dabei trotzdem schon ein wenig lieblich. Ganz typisch für diese Zeit. Das Eichenmoos in der Basis, so typisch für die Achtziger, bekommt im Herzen ein wenig pudrige Süße geschenkt und es entsteht ein Parfum, bei dem die kalte Chypre-Schulter schon nicht mehr so kalt ist, sondern auch schon ein dezenter Hauch Wärme mitschwingt.
So passend für Dich. Da Du bereits als junges Mädchen hart arbeiten und Deine Familie versorgen musstest, warst Du immer eine starke Frau gewesen. Wer Dich gekannt hat, dachte bei Deiner oftmals schroffen Art nicht immer sofort an eine warmherzige Person. Das haben nur diejenigen Menschen gespürt, die Dich sehr gut kannten.
Facets hätte Dir bestimmt gefallen.
Mit ganz liebem Dank an MadameLegras für die Testmöglichkeit. So durfte ich gedanklich heute ein bisschen bei meiner lieben Oma verweilen.
Du warst immer die starke Frau in meinem Leben gewesen. Du warst es, die mir in für mich damals schier ausweglosen Situationen eine Stütze warst und mich sogar beschützt hast, als ich das so dringend gebraucht habe. Meine Kindheit, meine Jugend – Du warst immerzu an meiner Seite. Mir hat nicht immer alles gefallen, was Du gesagt und getan hast, aber heute weiß ich, Du lagst bei so vielen Dingen richtig.
Als Kind stöberte ich auch dann und wann in Deinem Badschränkchen. Welches Parfum Du getragen hast, daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber an Dein Deodorant, diese rosafarbene Dose, war es 8&4 oder bac, damals in den Achtzigern, erinnere ich mich noch sehr gut. Manchmal habe ich selbst ein wenig gesprüht.
2023: Polly sprüht Facets von Avon aus dem Jahr 1988 und steckt mal wieder ihr kindliches Köpfchen in den Badschrank der Oma, sprüht ein bisschen aus der pinken Dose. Ja, an diesen Duft erinnere ich mich genau. Blumig, etwas süß, schon mit einer gewissen Opulenz, aber trotzdem auch irgendwie zart. Für Jasmin und Moschus hatte ich wohl damals schon eine gewisse Schwäche. Der Duft ist fein klassisch und dabei trotzdem schon ein wenig lieblich. Ganz typisch für diese Zeit. Das Eichenmoos in der Basis, so typisch für die Achtziger, bekommt im Herzen ein wenig pudrige Süße geschenkt und es entsteht ein Parfum, bei dem die kalte Chypre-Schulter schon nicht mehr so kalt ist, sondern auch schon ein dezenter Hauch Wärme mitschwingt.
So passend für Dich. Da Du bereits als junges Mädchen hart arbeiten und Deine Familie versorgen musstest, warst Du immer eine starke Frau gewesen. Wer Dich gekannt hat, dachte bei Deiner oftmals schroffen Art nicht immer sofort an eine warmherzige Person. Das haben nur diejenigen Menschen gespürt, die Dich sehr gut kannten.
Facets hätte Dir bestimmt gefallen.
Mit ganz liebem Dank an MadameLegras für die Testmöglichkeit. So durfte ich gedanklich heute ein bisschen bei meiner lieben Oma verweilen.
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Du bist mir so vertraut – vom Weltuntergang bis zum Kuchenbuffet
Düfte sind für mich tatsächlich so ein bisschen etwas wie Freunde. Lebensabschnittsgefährten manchmal oder gleich dauerhafte Liebschaften. Familienmitglieder. Der Name, den ich ihnen gebe, spielt eigentlich keine Rolle. Und wenn ein Duft mir vertraut ist, dann ist die Hemmschwelle geringer, ihn unbedingt haben zu wollen.
Bei Honoré Delights dachte ich zunächst, dass wir nicht die allerbesten Freunde werden. Mit Ambrette kann ich nicht immer. Es wirkt auf mich holzig, oftmals etwas künstlich. Doch Honoré Delights entwickelte sich vom Duft mit kleiner Nervnote zu einem verdammt guten Freund. Zunächst grüßte ELdOs La Fin Du Monde im Auftakt. Iris, Ambrette, etwas Holziges, das bereits die Basisnote andeutet. Ein Duft, in den ich mich einst verschossen hatte, den ich dann aber nicht behalten wollte. Beim ELdO war die Störnote deutlicher. Aber dass ich mit Quentin Bischs Düften oft nicht kann, ist ja kein Geheimnis.
Honoré Delights begleitete mich länger und ich erkenne noch mehr Vertrautes, Geliebtes. In der Basisnote rückt eine wunderbar zarte, weiche und raffinierte Vanille in den Vordergrund. Die Art Vanille, die ich bei Tokyomilks Let Them Eat Cake kennen und lieben gelernt habe. Beim Tokyomilk war die Liebe nach einer Flakonlänge erstmal passé. Zu viel Süße, zu viel Kokos hatte dieser Duft, sodass ich nach verbrauchten 30 Millilitern erstmal nicht nach Nachschub lechzte. Doch diese zarte Vanille, die konnte ich nicht vergessen. Die besuchte mich jetzt mit Honoré Delights ein weiteres Mal. Und dieses Mal ohne Kokos und ohne zu viel an überbordender Süße. Stattdessen in einem zarten, körpernahen Parfum, wie ich meine Düfte eigentlich fast immer bevorzuge.
Tja, was soll ich sagen. Ich werde ihn mir wohl doch holen müssen, auch wenn wir kurz Startschwierigkeiten miteinander hatten. Ob er dauerhaft bleiben wird, wird sich zeigen. Und was ihn für mich noch vertrauter und schöner macht: Er hat auch diese Ahnung eines meiner absoluten Lieblingsparfums, allerdings an Mr. Polly. Nämlich Cašran von Chopard. Nur das Maskuline, dieser leichte Hauch von Fougère-Noten, die zu Cašran gehören, die fehlen hier. Dafür kommt eine ganz sanfte Neroli-Zitrik hinzu und etwas mehr Vanille. Auch so eine Ahnung von Iris bleibt bis zum Schluss und gibt dem Duft für mich einen eher femininen Anstrich. Mit trotzdem so einer klitzekleinen Idee, als ob meine Haut Cašran geküsst hätte.
Oh yes, I love you, Honoré Delights. Danke meine liebe Connie. Ich denke, ich werd mir den jetzt mal holen.
Bei Honoré Delights dachte ich zunächst, dass wir nicht die allerbesten Freunde werden. Mit Ambrette kann ich nicht immer. Es wirkt auf mich holzig, oftmals etwas künstlich. Doch Honoré Delights entwickelte sich vom Duft mit kleiner Nervnote zu einem verdammt guten Freund. Zunächst grüßte ELdOs La Fin Du Monde im Auftakt. Iris, Ambrette, etwas Holziges, das bereits die Basisnote andeutet. Ein Duft, in den ich mich einst verschossen hatte, den ich dann aber nicht behalten wollte. Beim ELdO war die Störnote deutlicher. Aber dass ich mit Quentin Bischs Düften oft nicht kann, ist ja kein Geheimnis.
Honoré Delights begleitete mich länger und ich erkenne noch mehr Vertrautes, Geliebtes. In der Basisnote rückt eine wunderbar zarte, weiche und raffinierte Vanille in den Vordergrund. Die Art Vanille, die ich bei Tokyomilks Let Them Eat Cake kennen und lieben gelernt habe. Beim Tokyomilk war die Liebe nach einer Flakonlänge erstmal passé. Zu viel Süße, zu viel Kokos hatte dieser Duft, sodass ich nach verbrauchten 30 Millilitern erstmal nicht nach Nachschub lechzte. Doch diese zarte Vanille, die konnte ich nicht vergessen. Die besuchte mich jetzt mit Honoré Delights ein weiteres Mal. Und dieses Mal ohne Kokos und ohne zu viel an überbordender Süße. Stattdessen in einem zarten, körpernahen Parfum, wie ich meine Düfte eigentlich fast immer bevorzuge.
Tja, was soll ich sagen. Ich werde ihn mir wohl doch holen müssen, auch wenn wir kurz Startschwierigkeiten miteinander hatten. Ob er dauerhaft bleiben wird, wird sich zeigen. Und was ihn für mich noch vertrauter und schöner macht: Er hat auch diese Ahnung eines meiner absoluten Lieblingsparfums, allerdings an Mr. Polly. Nämlich Cašran von Chopard. Nur das Maskuline, dieser leichte Hauch von Fougère-Noten, die zu Cašran gehören, die fehlen hier. Dafür kommt eine ganz sanfte Neroli-Zitrik hinzu und etwas mehr Vanille. Auch so eine Ahnung von Iris bleibt bis zum Schluss und gibt dem Duft für mich einen eher femininen Anstrich. Mit trotzdem so einer klitzekleinen Idee, als ob meine Haut Cašran geküsst hätte.
Oh yes, I love you, Honoré Delights. Danke meine liebe Connie. Ich denke, ich werd mir den jetzt mal holen.
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