La Collection 777

Black Gemstone 2013

Jusch1995
09.03.2022 - 09:28 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
8
Preis
9
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Rauch ohne Feuer und gleisende Dunkelheit - der Inbegriff von Nische

Mit Black Gemstone präsentiert Stephane Humbert Lucas ein außergewöhnliches Konzept, das sensationell abgestimmt ist und mit jeder Faser schreit: Ich will Nische sein und das ist auch gut so.

Beschäftigt man sich intensiver mit der olfaktorischen Welt, so stellt man irgendwann fest, dass sich die meisten Düfte einer bestimmten Kategorie zuordnen lassen und es deutliche Überschneidungen innerhalb einzelner Duftwelten gibt. Nicht selten kommt es vor, dass man einen Duft riecht und sich sofort eine Assoziation mit anderen Werken einstellt - man Gedanklich eine Einordnung vornimmt und die verschiedenen olfaktorischen Schubladen bedient. Selten schafft es ein Duft dieses Gefühl etwas völlig Anderes darzustellen zu transportieren und den Träger zu überraschen. Black Gemstone ist meines Erachtens ein Paradebeispiel für diesen Effekt und bietet eine völlig unerwartete Dufterfahrung.

Zunächst die Präsentation: Ein auf Perfektion getrimmtes, leidenschaftlich gestaltetes Konzept. Der wunderschöne Flakon, die Inschrift auf der Verpackung, der perfekt passende Name. Alles so dicht und stimmig, dass man das Gefühl hat ein sakrales Relikt in seinen Händen zu halten. Gleichzeitig schwebt etwas Ehrfurcht und Demut mit. Man weiß nicht was man erwarten soll und was gleich auf einen zukommt, nur dass es vermutlich "anders" wird als sonst ...

Sprüht man den Duft nun auf ergibt sich eine fast schon unbeschreibliche Aura, die ich im ersten Moment als "zwischen Genie und Wahnsinn" betiteln würde. Egal was man erwartet hat, man bekommt etwas vollkommen Anderes präsentiert (zumindest ging es mir so). Es ist irgendetwas zwischen einer leicht fruchtigen beerigen Süße gepaart mit einer harzigen dunklen Basis. Etwas das zu einem sagt, hier stimmt was nicht, das ist untragbar aber gleichzeitig irgendwie so gut ist, dass ich davon nicht wegkomme. Etwas ganz Besonderes eben. Im weiteren Verlauf gesellt sich die wohl dominanteste Note hinzu: Weihrauch. Laut, imposant aber perfekt abgestimmt entsteht so ein Geruchsbild, das den oft schon genannten Vergleich mit einer Kapelle oder eines Tempels super trifft. Es fühlt sich so dermaßen kalt, emotional und nüchtern an wie es nur sein kann, eben wie der im Namen perfekt beschriebene schwarze Edelstein. Man hält inne, ist fasziniert und wird an einen unbekannten Ort transportiert, der sich nicht genau beziffern lässt.

Der Duft ist sicherlich nicht für jeden geeignet und genau dass macht ihn so genial. Das will er nämlich gar nicht. Er eckt an, fordert den Träger, bietet dafür aber eine einzigartige erstaunlich tragbare Dufterfahrung die einen auf jeden Fall vom Mainstream abhebt.
Ergänzend erzeugt der Duft eine so brutale und einnehmende Sillage, wie ich Sie selten bei einem Duft erlebt habe. Ich habe den Duft einem Kollegen (3 Sprüher) an Helloween aufgesprüht. Ich selbst trug den Megamare (Vielleicht der stärkste Duft den ich kenne) und die Power des Black Gemstones war so omnipräsent, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Diese Erfahrung hat sich dann in weiteren Anwendungen bestätigt. Es ist fast so als ob der Duft den Träger herausfordert und dann wie ein spezielles Accessoire schmückt.

Meiner Meinung nach funktioniert der Duft am besten draußen bei kalten Temperaturen. Es einsteht eine wahnsinnig dichte Atmosphäre und eine mir unerklärliche Synergie zwischen der kalten Luft und dem Duftprofil. Man sollte den Duft unbedingt mal Testen (und am besten auch Tragen) um sein volles Potenzial zu erkennen. Für mich ein künstlerisch anspruchsvolles und außergewöhnlich beeindruckendes Werk, dass außerordentlich durchdacht ist und eine Erfahrung bietet, die man so nirgends anders bekommt.

2 Antworten