Jusch1995

Jusch1995

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1 - 5 von 14
Jusch1995 vor 1 Jahr 52 13
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Die orientalische Büchse der Pandora - ein toller Duft im Schatten seines Gewandes
Gerne möchte auch ich eine ausführliche Meinung zu dieser Duftkreation äußern, da ich finde, dass Oud31 eine differenzierte Bewertung meinerseits verdient hat.

Vorneweg: Die aktuelle Diskussion auf dieser Plattform um Kai Porten geben mir irgendwo das Gefühl als Advocatus Diaboli zu handeln, was natürlich nicht der Fall ist. Ich möchte den Duft gerne unabhängig jeglicher Diskussionen um die Person, getrieben durch meine Leidenschaft für Düfte, bewerten. Ob dies sinnvoll ist und ob eine Marke bzw. eine Person (neben dem Parfümeur), die hinter dem Duft stehen, mit einbezogen werden sollten, muss jeder für sich selbst entscheiden. Meinem Bewertungsansatz entspricht das nicht.

Fairerweise muss ich anmerken, dass ich vorab eine Probe des Duftes erhalten habe und ihn so ausgiebig testen konnte. Wie bei allen anderen Düften, die ich als Probe erhalte beeinflusst das aber in keiner Weise meine Bewertungskriterien und ich gehe genauso vor wie mit jedem anderen Dufttest auch.

Meine Erwartungshaltung zu Oud31 war sehr gemischt. Ich wusste bereits, dass Christian Carbonnel als Parfümeur des Duftes auftritt und dass er in eine orientalische Richtung gehen soll. Mit den Düften von Carbonnel habe ich bisher eher gemischte Erfahrungen gemacht. Einige seiner orientalischen Werke wie "Oud Stars - Alexandria II (Parfum) | XerJoff" oder "Nefs | Nishane" gefallen mir wirklich gut und ich trage diese auch immer wieder gerne. Gleichzeitig trafen aber viele andere seiner Düfte (z. B. aus der Marc Gebauer oder Nose Behind Reihe) leider gar nicht meinen Geschmack. Als Muster war allerdings die meistens durchweg brachiale Haltbarkeit und Sillage zu erkennen, die zu den stärksten der verbreiteteren Nische gehören.

Aber nun genug Disclaimer, es soll ja schließlich um den Duft gehen.

Oud31 startet mit einer sanften, sehr angenehmen Animalik die durchaus wahrnehmbar ist. Liebhaber von animalischem Oud würden diese Note jedoch eher als leicht und "gefällig" im Vergleich zu ähnlichen Düften beschreiben. Die fäkale Komponente hält sich meiner Meinung nach aber sehr zurück und ist für mich in keinem Fall störend. Jemand, der mit dieser Form der Animalik gar nichts anfangen kann, könnte hiervon aber natürlich abgeschreckt werden. Der Akkord ist in jedem Fall wahrnehmbar.

Neben der Oud-Note ist eine warm-würzige Kardamom-Note vorhanden (die komischerweise nicht gelistet ist), die zusammen mit den bereits auftretenden holzigen Akkorden eine durchaus gefällige und aromatische Melange bilden. Am ehesten erinnert mich der Start an den "Miami South Beach | The Nose Behind" der jedoch nach den ersten Minuten in eine andere, mich nicht so ansprechende Richtung abdriftet.

Bis hierhin fand ich den Duft zwar gelungen, er hatte mich aber (noch) nicht überzeugt. Ich hatte die Probe zunächst auf einen Teststreifen im Homeoffice gesprüht und ihn dann neben mir auf den Tisch gelegt. Im Laufe des Tages bekam ich so immer wieder einen Hauch des wirklich fantastischen Drydowns ab. Hier kommt eine wirklich cremige Sandelholznote durch, die zusammen mit der Amber, Vanille, Moschus Basis und dem übrig gebliebenen Oud-Akkord eine balsamisch würzige Mischung bietet, die genau meinem Geschmack entspricht. Der animalische Anteil ist weitestgehend zurückgegangen und ist meiner Meinung nur noch unterstützend wahrnehmbar. Zu meinem Erfreuen spielt die Rose nach meiner Wahrnehmung nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Immer wieder habe ich mich ertappt, wie ich am Tisch zum Teststreifen gegriffen habe, um zu verifizieren, ob dieser tolle Duft wirklich vom Oud31 kommt. Handwerklich aus meiner Sicht wirklich toll gearbeitet und meines Erachtens eine der schönsten Arbeiten von Carbonnel.
Dieser Drydown hat schlussendlich auch dazu geführt, dass ich mir den Duft gegen meine Erwartung bestellt habe, da er mir sehr gut gefällt und ich Lust habe ihn, öfters zu tragen.

Die Haltbarkeit des Duftes ist wirklich wahnsinnig. Nach diesem Initial-Test habe ich den Duft am nächsten Tag ins Büro getragen und wurde mehrfach auf die Intensität angesprochen. Vorsicht, wie bei allen Düften dieser Kategorie war er einigen Kollegen schon zu intensiv, er kam jedoch durchweg sehr positiv an. Überraschend und gegen jede Erwartung war auch, dass meine Frau, die animalische Düfte überhaupt gar nicht mag, diesen Duft sehr gerne mochte und er ihr wirklich gefallen hat. Für mich ein Zeichen für die starke Gefälligkeit des Duftes.

Der Preis eines Duftes spielt für die Bewertung der DNA für mich keine Rolle. Dennoch ein paar Worte hierzu. Ja, der Preis ist mit 370€ für 50ml sicherlich kein Schnapper. Vergleiche ich ihn aber z. B. mit dem Nefs der noch mal deutlich teurer daherkommt, finde ich ihn vergleichsweise gerechtfertigt. Das Düfte immer viel teurer sind als die Inhaltsstoffe, ist natürlich klar. Was man aber sagen kann, ist, dass man meiner Meinung nach eine tolle Qualität mit einer wahnsinnigen Intensität bekommt. Ob einem dieser Duft so viel Geld Wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann mir allerdings aufgrund der geringen Auflage aktuell kaum vorstellen, dass der Duft bald offiziell deutlich günstiger zu haben sein wird.

Die Verpackung und der Flakon sind ein zweischneidiges Schwert. Ich muss erwähnen, dass diese Eindrücke lediglich von den Bildern und dem generellen Design entstehen, da ich meinen Flakon noch nicht besitze. Es kann also sein, dass ich diesen Teil nach Erhalt noch mal aktualisieren werde.
Als großer Roja-Fan gefällt mir das grundsätzliche Design zwar, man erkennt natürlich aber die Inspiration anderer Düfte. Den Deckel finde ich jedoch von der Form sehr unique und bringt auf jeden Fall einen eigenen Touch mit rein. Alles in allem wirkt der Flakon durchdacht und hochwertig und wird dem Duft gerecht, wenn er auch keinen Innovations-Award gewinnt. Für den ersten Duft einer Marke aber durchaus gelungen.

Zusammenfassend ein wirklich schönes, meiner Meinung nach gefälliges Duftwerk mit toller Qualität und einer verrückten Haltbarkeit. Ich kann jedem nur raten, den Duft einmal zu testen, um sich ein unabhängiges Bild davon zu machen. Die Personen, denen ich den Duft bisher gezeigt habe, hatten alle einen positiven Eindruck von Oud31. Ich finde es schön, dass es die Option gibt, den Duft in mehreren Parfümerien vor Ort zu testen, um sich so ein Bild machen zu können, ohne einen Blind Buy tätigen oder eine Probe kaufen zu müssen.

Der Duft gefällt mir wirklich ausgesprochen gut und ich freue mich wirklich auf meinen Flakon. Die ganzen Diskussionen drum herum lenken leider von dem wirklich schönen Endprodukt ab. Abschließend muss aber natürlich dazu gesagt werden, dass der Duft genau meinen Vorlieben (orientalisch, leicht animalisch, stark, würzig) entspricht. Jemandem, der diesen Duftgeschmack nicht teilt, wird wahrscheinlich auch mit diesem Duft nichts anfangen können. Die Qualität empfand ich aber in jedem Fall im Vergleich zu vielen anderen orientalischen Düften als sehr hoch.





13 Antworten
Jusch1995 vor 2 Jahren 16 1
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Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Feuer oder doch Eis - Egal, einer der besten Frische-Düfte der letzten Jahre
Stéphane Humbert Lucas ist in den letzten Jahren vor Allem für eines bekannt: Tolle Konzeptdüfte mit einer außergewöhnlichen Präsentation. Als die La Collection Serpent angekündigt wurde, viel sie mir vor allem durch ihren artistischen Anspruch, ihre klare Linie und den interessanten Duftnoten auf. Herausgestochen ist aber besonders der türkisblaue, golden-mellierte Wahnsinnsflakon mit dem Namen "God of Fire".

Zunächst staunt man nicht schlecht über den Anfangs unpassend wirkenden Namen des Duftes.
(Zumindest ging es mir so).
Feuer, bei einem frischen Duft mit türkisem Flakon? Irgendwie unpassend. Bei der Farbe und den Duftnoten hätte ich eher an Eis und Kälte als an rauchiges heißes Feuer gedacht.
Beschäftigt man sich aber mit der Inspiration hinter dem Duft, so erkennt man, das der Ursprung des Namens und der Farbe auf den Aztekischen Gott Xiuhtecuhtli zurückzuführen ist, was frei übersetzt "Der Herr des Türkises " bedeutet, welcher als Gott des Lichtes und des Feuers bekannt ist. Dieser bringt Licht und Wärme in Zeiten der Dunkelheit, ähnlich wie der Duft energetische Frische transportiert. Immer noch weit hergeholt aber irgendwie besonders und auf jedenfall interessant.

Kurze Seitnotiz: Kennt jemand den türkis-blauen Monster Energie trink? Ich musste zwangsweise immer wieder an diesen denken, denn dieser hat ebenfalls die Mango als Hauptbestandteil seines Geschmacks beinhaltet. Komisch das sich diese Türkis-Mango Assoziation so ausgebildet hat.

Aber genug des Vorgeplänkels. Wichtig ist, der Flakon ist wunderschön, einzigartig und hochwertig, wie man es von SUL gewohnt ist und präsentiert sich als tolles Schmuckstück in jeder Sammlung.

Aber wie riecht der Duft nun? Nach dem ersten Aufsprühen hatte ich sofort diesen WOW-Effekt, den man bei nur wenigen Düften verspürt. Dieser Moment wo man merkt, der Duft ist zwar super gefällig, aber gleichzeitig doch ganz anders als alles bisher vernommene. Und Ja, der Duft ist wirklich sehr gefällig, überraschend für einen SUL, ich kann mir kaum vorstellen, dass dieser Duft irgendwo aneckt oder als unangenehm wahrgenommen wird (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Der Start ist wie erwartet zitrisch, fruchtig und leicht pudrig. Die Mango ist zwar da, aber in keinem Fall synthetisch oder einnehmend wie es z.B. bei "Gaya | Anfas" der Fall ist. Dies begrüße ich sehr, da ich eigentlich kein großer Mango Fan bin. Für mich war es eher der Ingwer und die Zitrone die in den ersten Minuten den Ton angeben.
Die zitrisch fruchtige Kopfnote geht dann im weiteren Verlauf etwas zurück und wird in der Basis durch eine leicht holzige, würzige und ambrierte Basis gefestigt. Ein großer Duftverlauf ist nicht erkennbar, was aufgrund des angesprochenen anfänglichen WOW-Effekts sehr zu begrüßen ist. Insgesamt eine außergewöhnliche Komplexität für einen frischen Duft, der keineswegs ein Collogne ist, sondern sich auch super als eleganter Abend-Duft eignet.

Eine Besonderheit des Duftes und eines der Hauptargumente die für ihn sprechen ist die tolle Haltbarkeit und Sillage. Nahezu jeder weiß, dass bei einem fruchtig-frischen Duft meist mit einer schwachen H+S zu rechnen ist. Nicht in diesem Fall. Die handwerklich meisterlich verblendete Grund-DNA schafft super 8 Stunden + und ist jederzeit super angenehm wahrnehmbar. Klar erreicht man hier nicht die Mörder-Haltbarkeit eines Oud-Bombers, das wäre bei dieser DNA aber auch eher störend.

Da frische Düfte mit guter Haltbarkeit sowieso immer gefragt sind und der Preis für diesen Duft recht fair ist (ist natürlich immer Ansichtssache), glaube ich das dieser Duft in den nächsten Monaten sehr viel Zuspruch ala "Imagination | Louis Vuitton" und co. erhalten wird. In jedem Fall für mich bisher das schönste und interessanteste Release dieses Jahr und eine absolute Empfehlung für alle Freunde frischer- fruchtiger Düfte (Egal ob männlich oder weiblich, da der Duft super unisex ist).



1 Antwort
Jusch1995 vor 2 Jahren 14 2
9
Flakon
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Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Rauch ohne Feuer und gleisende Dunkelheit - der Inbegriff von Nische
Mit Black Gemstone präsentiert Stephane Humbert Lucas ein außergewöhnliches Konzept, das sensationell abgestimmt ist und mit jeder Faser schreit: Ich will Nische sein und das ist auch gut so.

Beschäftigt man sich intensiver mit der olfaktorischen Welt, so stellt man irgendwann fest, dass sich die meisten Düfte einer bestimmten Kategorie zuordnen lassen und es deutliche Überschneidungen innerhalb einzelner Duftwelten gibt. Nicht selten kommt es vor, dass man einen Duft riecht und sich sofort eine Assoziation mit anderen Werken einstellt - man Gedanklich eine Einordnung vornimmt und die verschiedenen olfaktorischen Schubladen bedient. Selten schafft es ein Duft dieses Gefühl etwas völlig Anderes darzustellen zu transportieren und den Träger zu überraschen. Black Gemstone ist meines Erachtens ein Paradebeispiel für diesen Effekt und bietet eine völlig unerwartete Dufterfahrung.

Zunächst die Präsentation: Ein auf Perfektion getrimmtes, leidenschaftlich gestaltetes Konzept. Der wunderschöne Flakon, die Inschrift auf der Verpackung, der perfekt passende Name. Alles so dicht und stimmig, dass man das Gefühl hat ein sakrales Relikt in seinen Händen zu halten. Gleichzeitig schwebt etwas Ehrfurcht und Demut mit. Man weiß nicht was man erwarten soll und was gleich auf einen zukommt, nur dass es vermutlich "anders" wird als sonst ...

Sprüht man den Duft nun auf ergibt sich eine fast schon unbeschreibliche Aura, die ich im ersten Moment als "zwischen Genie und Wahnsinn" betiteln würde. Egal was man erwartet hat, man bekommt etwas vollkommen Anderes präsentiert (zumindest ging es mir so). Es ist irgendetwas zwischen einer leicht fruchtigen beerigen Süße gepaart mit einer harzigen dunklen Basis. Etwas das zu einem sagt, hier stimmt was nicht, das ist untragbar aber gleichzeitig irgendwie so gut ist, dass ich davon nicht wegkomme. Etwas ganz Besonderes eben. Im weiteren Verlauf gesellt sich die wohl dominanteste Note hinzu: Weihrauch. Laut, imposant aber perfekt abgestimmt entsteht so ein Geruchsbild, das den oft schon genannten Vergleich mit einer Kapelle oder eines Tempels super trifft. Es fühlt sich so dermaßen kalt, emotional und nüchtern an wie es nur sein kann, eben wie der im Namen perfekt beschriebene schwarze Edelstein. Man hält inne, ist fasziniert und wird an einen unbekannten Ort transportiert, der sich nicht genau beziffern lässt.

Der Duft ist sicherlich nicht für jeden geeignet und genau dass macht ihn so genial. Das will er nämlich gar nicht. Er eckt an, fordert den Träger, bietet dafür aber eine einzigartige erstaunlich tragbare Dufterfahrung die einen auf jeden Fall vom Mainstream abhebt.
Ergänzend erzeugt der Duft eine so brutale und einnehmende Sillage, wie ich Sie selten bei einem Duft erlebt habe. Ich habe den Duft einem Kollegen (3 Sprüher) an Helloween aufgesprüht. Ich selbst trug den Megamare (Vielleicht der stärkste Duft den ich kenne) und die Power des Black Gemstones war so omnipräsent, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Diese Erfahrung hat sich dann in weiteren Anwendungen bestätigt. Es ist fast so als ob der Duft den Träger herausfordert und dann wie ein spezielles Accessoire schmückt.

Meiner Meinung nach funktioniert der Duft am besten draußen bei kalten Temperaturen. Es einsteht eine wahnsinnig dichte Atmosphäre und eine mir unerklärliche Synergie zwischen der kalten Luft und dem Duftprofil. Man sollte den Duft unbedingt mal Testen (und am besten auch Tragen) um sein volles Potenzial zu erkennen. Für mich ein künstlerisch anspruchsvolles und außergewöhnlich beeindruckendes Werk, dass außerordentlich durchdacht ist und eine Erfahrung bietet, die man so nirgends anders bekommt.

2 Antworten
Jusch1995 vor 2 Jahren 10
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Aufs Wesentliche reduziert - eine faszienierende Aufassung von Simplizität
Tygar ist ein sehr spezieller Duft. Schaut man sich die "Duftpyramide" an, so erkennt man schnell, das hier nicht viel geboten wird. Es sind genau 3 Noten:

Grapefruit
Ingwer
Ambroxan

Ist man in der Nischenwelt unterwegs ist diese erschreckend geringe Anzahl an Duftnoten gerade im Vergleich zu Häusern wie Roja oder Nabeel sehr ungewöhnlich und für einen 300 Euro Duft sicherlich gewagt.

Jedoch bietet gerade dieses reduzierte, auf Einfachheit getrimmte Notenbild den Reiz dieses Duftes.
Die 3 Bestandteile lassen sich als unabhängige Grundpfeiler wunderbar heraus riechen, verfließen aber zudem in einer synergetischen Kombination zu einer wunderbar dichten und stimmigen Melange.
Das Triumvirat dieser einfachen Duftnoten ist ehrlich, ungetrübt aber nicht weniger spannend und zeichnet für mich ein Geruchsbild, dass durch Mehr einfach nur verfälscht worden wäre.

Aber wie riecht der schwarze Tiger mit dem Edelsteinkopf nun? Zunächst recht unspektakulär. Er ist definitiv sehr synthetisch was vor allem dem Ambroxan geschuldet ist und bietet mit der Grapefruit eine brausige energetische Frische, die irgendwie bekannt aber nicht weniger sensationell ist. Der Ingwer bringt als würziges Herz eine gewisse Komplexität mit ein, die den Duft von ähnlichen Exemplaren abhebt.
Tygar erinnert mich an Fast Food. Es wird mit einfachen nicht all zu hochwertigen Zutaten gearbeitet, einfach ausgeführt, riecht (schmeckt) am Ende aber trotzdem irgendwie geil. Gleichzeitig, und das ist das spannende, hat der Duft eine maskuline Eleganz, die gerade später im Drydown immer wieder in die Nase weht und mich auf einer tieferen Ebene berührt. Er ist für mich ein Dumb Reach, etwas was immer geht, bei dem man nicht drüber nachdenken muss, was man an hat, wo man hingeht oder welche Personen mit dabei sind. Man ist immer elegant unterwegs und trifft einen zeitlosen aber auch modernen Zeitgeist, der sich trotz aller Simplizität von anderen Ambroxan Designern abhebt.

Ich verstehe absolut jeden der nicht bereit ist, für diesen Duft 300 Euro auszugeben (wenn man überhaupt noch die Gelegenheit hat, da er in normalen Stores irgendwie nicht mehr zu haben ist), da er von der reinen Beschreibung viel günstiger sein müsste. Zusätzlich gibt es mittlerweile ähnliche Alternativen, die alle aber noch einen eigenen Twist mit einbringen:

"Rosso Pompei | Tiziana Terenzi" --> Durch die Traube noch fruchtiger und etwas synthetischer. Zudem viel lauter und aufdringlicher

"Burlington 1819 | Roja Parfums" --> Durch die Minze etwas eleganter, aber klassischer und weniger frisch.

"L'Immensité | Louis Vuitton" --> Gleicher Parfumeur und preislich günstiger, aber in meinem Test auch deutlich schwächer und weniger interessant.

Da ich die oberen beiden Düfte besitze kam für mich zwangsweise die Frage auf, ob dieser Duft noch einen Mehrwert für die Sammlung bietet. Nach ausgiebigen Testen , gefällt er mir jedoch so gut, dass ich unbedingt einen Flakon haben muss. Ich komme einfach nicht von dieser Duft-DNA weg.

Der Flakon gefällt mir ebenfalls ausgesprochen gut. Er hat eine mystische klassische Eleganz ähnlich der Armani Privet linie und erinnert mich vom Stil an die späten 80er/Anfang 90er.

Ich weiß nicht was es genau ist, was diesen Duft für mich so anziehend macht, aber mir gefällt das Gesamtpaket und diese mystische Aura so gut, dass er mittlerweile zu meinen Favoriten gehört.

Ein Ode und eine Galionsfigur für die einfachen, reduzierten Düfte.
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Jusch1995 vor 2 Jahren 35 3
9
Flakon
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Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Spannend, einzigartig und super stark - orientalische Nische in Höchsform
Für mich ist Turath die Entdeckung des letzten Jahres. Lange habe ich nach einem Oud Duft gesucht, der stark dennoch unaufdringlich ist und sich von der typischen Oud Rose Kombination abhebt. Turath ist eben jener Duft, der zeigt, dass auch komplexe Düfte mit vielen Inhaltsstoffen, super tragbar und alltagstauglich sein können.

Schaut man sich zunächst die Duftpyramide an, so wird man zunächst von der schieren Menge an Duftakkorden erschlagen. Fruchtig, ambrig, floral, gourmand, es ist irgendwie Alles dabei und wirkt wie sinnlos zusammengewürfelt. Die Inspiration des Duftes entstand nach Herstellerangaben wohl der arabischen Cuisine und vereint lokale Spezialitäten zu einem olfaktorischen Genuss. Funktioniert, diese unglaubliche Fülle an Inhaltsstoffen? Meiner Meinung nach eindeutig ja.

Das Duftprofil besitzt eine sehr warme Basis, die vor allem durch das trockene Oud (ähnlich eines Ombre Nomade) gestärkt wird. Die fruchtigen Beigaben, sorgen für eine spannende Präsenz und bringen eine bestimmte Tiefe mit ein, die den Duft auf eine eigene Komplexitätsstufe katapultiert. Einzelne Inhaltsstoffe lassen sich nach meiner Nase hierbei aber nur sehr bedingt heraus riechen, denn durch unglaubliches Handwerk sind die Akkorde so perfekt zu einem Ganzen verbunden, das ein rundes homogenes Geruchsbild entsteht. Der Duft ist hierbei, wieder erwarten, vergleichsweise linear und bleibt im Duftverlauf relativ konstant. Lediglich die fruchtigen Kopfnoten gehen etwas zurück und er wird im Drydown noch etwas wärmer.

Die Haltbarkeit und Sillage des Duftes sind über den gesamten Duftverlauf hindurch außerordentlich stark, und das auf eine gute Weise. Als ich den Duft zunächst als Probe aufgetragen hatte, ist mir zunächst nicht aufgefallen, dass aus den Herstellerproben doch mehr rauskommt als gedacht. Dies führte dazu, dass ich mir ca. 1 ml des Duftes aufsprühte, was natürlich viel zu viel ist. Der Duft war natürlich komplett überstrahlt, komischerweise war es für mich aber den ganzen Tag super angenehm und hatte keine störende Elemente - Für mich ein Zeichen für eine tolle Qualität. Die eben beschriebene starke Haltbarkeit ist natürlich auch bei einer normalen Sprüh-Routine vorhanden ;)

Der Flakon und die Umverpackung sind meiner Meinung ein zweischneidiges Schwert. Das generelle Design und der erste Eindruck sind super, und gerade das Motiv auf dem Flakon gefällt mir ausgesprochen gut. Schaut man aber etwas genauer hin, erkennt man, dass hier eher etwas "gewollt" luxuriöses erschaffen wurde. Der Deckel ist etwas klapprig und leicht, die Umverpackung aus etwas günstigerem Karton usw. Nichts was jetzt nach super handwerklicher Verarbeitung schreit, aber alles in allem sehr kreativ und absolut ausreichend.

Jemand wie ich, der nicht der allergrößte Oud oder Oud-Rose Sympathisant ist, findet in Turath eine wundervolle und sehr tragbare Alternative zu den bekannten Evergreens. Turath ist für mich eine tolle Nischenduft Erfahrung, bei der Alles stimmt: Preis, Qualität, Einzigartigkeit und ein super versatiler und spannender Duft. Die Probe habe ich so schnell leergezogen (Natürlich unter anderem auch wegen dem "Unfall" :D), dass ich den Duft sofort in meiner Sammlung haben musste und nun super gerne trage. Eine absolute Empfehlung von meiner Seite für diesen tollen Orientkracher.

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