05.09.2017 - 15:02 Uhr
loewenherz
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loewenherz
Top Rezension
15
In guten Schuhen kann man nicht rennen
Und in Tuscan Suede von Azzi Glasser auch nicht.
Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger handwerklich hochwertig gemachter Schuhe. Und wenn es auch GQ, Men's Health und andere Ratgeber für den 'Mann mit Stil' schon bis zur Ermüdung wiederholt haben: es lohnt sich, innerhalb seines Bekleidungsbudgets das maximal Mögliche in Schuhe zu investieren - bei (klassischen Herren-)Schuhen sieht (und spürt) man tatsächlich jeden Cent. Nur rennen kann man in solchen Schuhen nicht. Die Ledersohlen sind zu glatt, das Spiel des Fußes im Schuh ist zu gering, um mal eben beherzt zur U- oder zur Straßenbahn zu spurten - ich hab' es erst vorhin wieder bemerkt. Egal. Zum Rennen hab' ich andere Schuhe - die Rahmengenähten aus England sind es nicht. (Und ehe ich irgendwelche gummibesohlten Bequemschuhe trage, was Wohlmeinende jetzt vielleicht empfehlen werden, warte ich lieber auf die nächste Bahn.)
Lederdüfte - und ein solcher ist Tuscan Suede, der Name deutet es schon an - empfinde ich als mit die formellsten unter den Parfumfamilien, quasi die Rahmengenähten im Parfumregal. Lederdüfte sind nie leichtfüßig oder heiter, geschweige denn sportlich oder frisch. Bisweilen sind sie sinnlich oder durchaus sexy und meistens sind ihnen eine gewisse Reife und ein Selbstbewusstsein zueigen, das sie ganz automatisch weit fernab körperlicher Aktivität verortet, das Zerwühlen von Bettlaken vielleicht mal außen vor. Und von allen Duftfamilien sind Lederdüfte (gemeinsam mit den Blumendüften) am wohl wenigstens geeignet, um beim Schwitzen oder Sport getragen zu werden - genau wie eben gutes Schuhwerk nicht zum Rennen taugt. Ich wechsle den Duft nicht, wenn ich abends vom Büro zum Sport gehe - und nein: Sport tut Tuscan Suede ganz überhaupt nicht gut.
Der Fairness halber - den Tag bis dahin war er gar nicht schlecht. Entgegen des in seiner Ingredienzenliste aufgeführten 'hellen Wildleders' ist er ein eher finsterer Geselle, ein ernster, grummeliger 'Ich-bin-hier-der-Boss-und-deswegen-werdet-Ihr-verdammt-noch-mal-machen-was-ich-sage!'-Duft. Keiner zum Anlehnen oder Schmusen. Die dunklen Harz- und Moschustöne sind recht zügig da und geben ihm ein recht formelles und maskulines Gepräge, das man zum Anzug sehr gut tragen kann, wenngleich ich das Spröde und Herbpudrige vermisse, das ich an Wildlederdüften sonst so mag. Beim Schwitzen jedoch - sei es nun Sport oder nur der vorab erwähnte kurze Spurt - wird er schrecklich, entwickelt er einen säuerlichen Floralakkord - nicht schwitzig genug, um sexy zu sein - und zu blumig für alles andere. Aber 'Sport' steht ja auch nirgendwo drauf.
Fazit: nächstes Mal nehme ich ein Taxi. Mit oder ohne Tuscan Suede.
Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger handwerklich hochwertig gemachter Schuhe. Und wenn es auch GQ, Men's Health und andere Ratgeber für den 'Mann mit Stil' schon bis zur Ermüdung wiederholt haben: es lohnt sich, innerhalb seines Bekleidungsbudgets das maximal Mögliche in Schuhe zu investieren - bei (klassischen Herren-)Schuhen sieht (und spürt) man tatsächlich jeden Cent. Nur rennen kann man in solchen Schuhen nicht. Die Ledersohlen sind zu glatt, das Spiel des Fußes im Schuh ist zu gering, um mal eben beherzt zur U- oder zur Straßenbahn zu spurten - ich hab' es erst vorhin wieder bemerkt. Egal. Zum Rennen hab' ich andere Schuhe - die Rahmengenähten aus England sind es nicht. (Und ehe ich irgendwelche gummibesohlten Bequemschuhe trage, was Wohlmeinende jetzt vielleicht empfehlen werden, warte ich lieber auf die nächste Bahn.)
Lederdüfte - und ein solcher ist Tuscan Suede, der Name deutet es schon an - empfinde ich als mit die formellsten unter den Parfumfamilien, quasi die Rahmengenähten im Parfumregal. Lederdüfte sind nie leichtfüßig oder heiter, geschweige denn sportlich oder frisch. Bisweilen sind sie sinnlich oder durchaus sexy und meistens sind ihnen eine gewisse Reife und ein Selbstbewusstsein zueigen, das sie ganz automatisch weit fernab körperlicher Aktivität verortet, das Zerwühlen von Bettlaken vielleicht mal außen vor. Und von allen Duftfamilien sind Lederdüfte (gemeinsam mit den Blumendüften) am wohl wenigstens geeignet, um beim Schwitzen oder Sport getragen zu werden - genau wie eben gutes Schuhwerk nicht zum Rennen taugt. Ich wechsle den Duft nicht, wenn ich abends vom Büro zum Sport gehe - und nein: Sport tut Tuscan Suede ganz überhaupt nicht gut.
Der Fairness halber - den Tag bis dahin war er gar nicht schlecht. Entgegen des in seiner Ingredienzenliste aufgeführten 'hellen Wildleders' ist er ein eher finsterer Geselle, ein ernster, grummeliger 'Ich-bin-hier-der-Boss-und-deswegen-werdet-Ihr-verdammt-noch-mal-machen-was-ich-sage!'-Duft. Keiner zum Anlehnen oder Schmusen. Die dunklen Harz- und Moschustöne sind recht zügig da und geben ihm ein recht formelles und maskulines Gepräge, das man zum Anzug sehr gut tragen kann, wenngleich ich das Spröde und Herbpudrige vermisse, das ich an Wildlederdüften sonst so mag. Beim Schwitzen jedoch - sei es nun Sport oder nur der vorab erwähnte kurze Spurt - wird er schrecklich, entwickelt er einen säuerlichen Floralakkord - nicht schwitzig genug, um sexy zu sein - und zu blumig für alles andere. Aber 'Sport' steht ja auch nirgendwo drauf.
Fazit: nächstes Mal nehme ich ein Taxi. Mit oder ohne Tuscan Suede.