24.08.2017 - 14:44 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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17
Hogwarts
Probiert habe ich ihn bei Fortnum & Mason am Piccadilly, meinem drittliebsten Londoner Kaufhaus (nach Liberty und Harvey Nichols). Die meisten - vor allem die Touristen - gehen da ja nur der Lebensmittelabteilung wegen hin bzw. um dort Tee, Marmelade oder Kekse einzukaufen. Aber in den oberen Stockwerken kann man hier ganz wunderbar hochwertige Parfums und Accessoires erwerben - und da ist es auch bei weitem nicht so voll. Ganz oben in der Herrenabteilung - eine lose Zusammenstellung von netten Kleinigkeiten, die einen Herren amüsieren könnten, also Manschettenknöpfe, teurer Schreibtischspielkram, Krawatten und traditionelle Badezimmerartikel - stehen die Parfums eher 'so zwischendrin', ein paar Fläschchen hier, einige dort... Und mittendrin auch ein (dunkles Holz-)Regal mit The Perfumer's Story by Azzi - zuerst gegriffen hab' ich dann tatsächlich zu Old Books.
Wirklich nach alten Büchern riecht er nicht - zumindest nach keinen, wie ich sie schon gerochen hätte. Aber er riecht nach einem Ort, an dem man alte Bücher findet, er riecht nach Ehrfurcht gebietender Geschichte und nach strenger Gelehrsamkeit. Viele (na ja, so viele gibt es davon ja auch wieder nicht) Düfte, die den Geruch von Papier zu imitieren versuchen, sind leise und subtile Düfte - weil Papier selbst ja eigentlich nur kaum nach etwas riecht bzw. oftmals einfach die Gerüche seiner Umgebung annimmt und dann nach eben dieser Umgebung riecht. Dieser Idee folgt auch Old Books, allerdings auf eine andere, indirekte, dabei im Ergebnis weit weniger subtile Art und Weise - indem er eben nicht den Duft von alten Büchern wiederzugeben bestrebt ist (woran man im Grunde ja auch nur scheitern kann), sondern stattdessen einen Ort zu beschreiben versucht, an dem alte Bücher sind.
Joanne K. Rowlings Zauberschule Hogwarts ist ein solcher Ort. Ein (für Muggel) unsichtbares Schloss in der schottischen Wildnis. Darin unendlich viele Bücher. Zimmer. Geheimnisse. Die Harze in Old Books erzählen davon. Von den Geheimnissen. Den verborgenen Zimmern. Und der Gefahr. Die Nicht-Harze unter seinen Zutaten - Patchouli, Amber, Vetiver, Zeder (auch allesamt keine schüchternen Geschöpfe) - geben ihm Tiefe, Struktur, seltsamerweise Kühle. Old Books ist kein einfacher, kein leichter und kein weicher Duft - im Gegenteil ist er bisweilen beinahe schroff und einer, der entdeckt, erfahren und gebändigt werden möchte, ist kaltgraue Sprödigkeit und blasses Feuer. Professor Snape ganz tief im Keller. Professor Trelawney hoch oben im Turm. Professor Sprout im feuchten Gewächshaus. Und Professor Dumbledore in seinem Büro, in das man nur durch eine Geheimtür kommt.
Fazit: bei Fortnum & Mason gibt es ein wunderbar knarrendes Holztreppenhaus (fast so schön wie das bei Liberty). Und wenn man beim Heruntergehen die Augen einen Moment lang zu macht - Azzi Glassers Old Books noch am Arm - dann meint man vielleicht ganz kurz, die Treppen sich hin- und herschwenken zu spüren. Ganz wie in Hogwarts - wohin der Zug von King's Cross' Gleis 9 3/4 fährt.
Wirklich nach alten Büchern riecht er nicht - zumindest nach keinen, wie ich sie schon gerochen hätte. Aber er riecht nach einem Ort, an dem man alte Bücher findet, er riecht nach Ehrfurcht gebietender Geschichte und nach strenger Gelehrsamkeit. Viele (na ja, so viele gibt es davon ja auch wieder nicht) Düfte, die den Geruch von Papier zu imitieren versuchen, sind leise und subtile Düfte - weil Papier selbst ja eigentlich nur kaum nach etwas riecht bzw. oftmals einfach die Gerüche seiner Umgebung annimmt und dann nach eben dieser Umgebung riecht. Dieser Idee folgt auch Old Books, allerdings auf eine andere, indirekte, dabei im Ergebnis weit weniger subtile Art und Weise - indem er eben nicht den Duft von alten Büchern wiederzugeben bestrebt ist (woran man im Grunde ja auch nur scheitern kann), sondern stattdessen einen Ort zu beschreiben versucht, an dem alte Bücher sind.
Joanne K. Rowlings Zauberschule Hogwarts ist ein solcher Ort. Ein (für Muggel) unsichtbares Schloss in der schottischen Wildnis. Darin unendlich viele Bücher. Zimmer. Geheimnisse. Die Harze in Old Books erzählen davon. Von den Geheimnissen. Den verborgenen Zimmern. Und der Gefahr. Die Nicht-Harze unter seinen Zutaten - Patchouli, Amber, Vetiver, Zeder (auch allesamt keine schüchternen Geschöpfe) - geben ihm Tiefe, Struktur, seltsamerweise Kühle. Old Books ist kein einfacher, kein leichter und kein weicher Duft - im Gegenteil ist er bisweilen beinahe schroff und einer, der entdeckt, erfahren und gebändigt werden möchte, ist kaltgraue Sprödigkeit und blasses Feuer. Professor Snape ganz tief im Keller. Professor Trelawney hoch oben im Turm. Professor Sprout im feuchten Gewächshaus. Und Professor Dumbledore in seinem Büro, in das man nur durch eine Geheimtür kommt.
Fazit: bei Fortnum & Mason gibt es ein wunderbar knarrendes Holztreppenhaus (fast so schön wie das bei Liberty). Und wenn man beim Heruntergehen die Augen einen Moment lang zu macht - Azzi Glassers Old Books noch am Arm - dann meint man vielleicht ganz kurz, die Treppen sich hin- und herschwenken zu spüren. Ganz wie in Hogwarts - wohin der Zug von King's Cross' Gleis 9 3/4 fährt.
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