Ombré Leather 2018 Eau de Parfum

Version von 2018
DN1982
01.12.2020 - 16:31 Uhr
10
9
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft

Mit so einem Leder werd ich nicht glücklich

Ich hab nen guten Bekannten, der ein mindestens genauso großes Faible für gute Düfte hat wie ich. In einer Sache ist er mir aber ein gutes Stück voraus: er hat keine Skrupel, auch mal nen dreistelligen Eusenbetrag für ein Eau-chen über den Tresen zu schieben, wo bei mir die Achzisch-Oiro-Grenze so unüberwindbar ist wie einst der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze. Man sieht sich nicht so oft und bei einem der letzten Treffen hat er mir mit Ford´s Tobacco Vanilla eine riesengroße Freude bereitet. Dieses mal schwenkte er Ombré Leather in der Hand. "Check mal ab, ist aus gleichem Hause wie der Sommerlebkuchen."
Da ich gerade keinen Schnupfen hatte, war ich gerne dazu bereit. Leather... - ist immer gut! Aber ich kenne nur Hombre, Ombré ist mir unbekannt. Also lieber ein wenig Vorsicht. Ich ziehe die Kappe ab und - landet ganz sicher nicht unbesehen auf meinem Handgelenk! Im Grunde genommen bestehen Kopf- und Herznote nur aus 2 Dingen: schwarzes Leder und dem arabischen Jasmin. Schwarzes Leder, wie soll man das am besten beschreiben? Nun, es handelt sich nicht um die Haut von irgendeinem exotischen Viehzeugs, sondern um ein Leder, das schon einiges hinter sich hat. Mich erinnert dieser Geruch ein wenig an ein Leder, welches in Wagenschmiere getränkt, ja regelrecht ersäuft wurde. Kein sauberes Schmierfett, sondern eine schwarze, dreckige Pampe, die den Geruch der Straße an sich hat: Staub und Metallabrieb. Die eigentliche Ledernote wird dadurch als solche schon schwarz und herb.
Und jetzt kommt das Fatale: Jasmin. Die wagenschmierige Ledernote, die an sich schon nicht zu den Wohlgerüchen zählt, wird durch diese florale Zutat zu etwas, was mich unweigerlich an PAK denken lässt: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, u.a. enthalten in Teerölen.
Gott sei dank habe ich den entgegen meiner Gewohnheiten nur auf einem Teststreifen zu mir genommen, denn das ist wirklich too much des Guten.
Diese Grundstimmung hält sich leider über Stunden. Ein klein wenig leichte Schärfe bringt der Kardamom mit rein, Vetiver setzt immer wieder kleine spitze Nadelstiche und hat nie die Absicht oder auch nicht die Macht, mehr zu geben, was auch das Patchouli nicht schaffen kann, sondern eher diffus bleibt.
Erst an der Basis wird dieser Duft für mich tragbar. Amber und Moos nehmen dem Leder nicht seine Schwärze, sie nehmen ihm also nicht seine Schmiere. Doch sie machen etwas damit. Sie lassen das Leder altern. Es hängt nach wie vor an dem alten Leiterwagen, aber es kommt seit 20, 30 oder gar 50 Jahren nicht mehr mit dem Fett in Kontakt. Das, was da noch drauf klebt, ist ausgetrocknet und lässt ein wenig Süße durchscheinen. Doch wenn ich die dickeren Fettkleckse auf dem Leder ankratze, stelle ich fest, dass es stellenweise doch nicht ganz ausgetrocknet ist und seinen PAK-teristischen Geruch verbreitet.
Den Duft verorte ich mit einem Oldtimerfahrer, egal ob das alte Lastwagen, Autos, Motorräder oder Traktoren sind, sie sollten nur nicht jünger als aus den 1930ern sein. Ich verorte den Duft auch mit alten Handwerksberufen, die heute teils ausgestorben sind oder dem Heizer auf einer Dampflok. Zu Daytona 675 und einem GTI passt der nicht.

Und unisex? Welchem wirren Hirn ist diese Einstufung entsprungen? Zeigt mir das Mädel, dass auf den Geruch von hölzernen Eisenbahnschwellen steht und statt Duschgel Carbolineum benutzt. Da hilft auch kein stupid talking und camera grinsing auf Youtube - alles nur Gefälligkeitskommentare für kostenlos zur Verfügung gestellte Produkte...
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