Signature Tova Borgnine Beverly Hills 1983 Eau de Parfum
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Top Rezension
Einfach nur: Racine
Die amerikanische Schauspielerin Morgan Fairchild - bekannt geworden durch die Rolle der durchtriebenen Constance Weldon Carlyle in 'Flamingo Road' - spielte Mitte der 80er in der seinerzeit neuen Prime Time Soap 'Karussell der Puppen' - im Original: 'Paper Dolls' - die intrigante Modelagenturchefin Racine (kein Nachname, auf die Frage danach hieß es kühl: 'Einfach nur: Racine'). Im Kielwasser der Altvorderen wie Denver-Clan, Dallas oder Falcon Crest konnte die Serie, in der es um Macht und Einfluss in der Mode- und Werbeszene in Manhattan ging, sich (leider) nicht etablieren und wurde nach nur einer Season wieder abgesetzt. Man sagte damals übrigens auch noch 'Mannequin'.
Morgan Fairchild verkörpert mehr als jede andere - na ja, außer vielleicht Linda Evans und Donna Mills - den Look und das Gesicht der 80er - und der (Stil-)Ära Ronald Reagans. Fuchsiafarbenen Lippenstift und schmeißfliegig blauen Lidschatten trug man auch diesseits des Atlantiks, aber ihr Stil und ihre ganze Attitude wirkten zumindest aus damaliger deutscher Sicht, wo das Maximum an Glamour in den 80ern das Traumschiff und die Schwarzwaldklinik waren, unglaublich 'New York City' und wahnsinnig weltgewandt und mondän. Racine war selbst in der Badewanne (wo sie Champagner trank oder telefonierte) mehrfarbig geschminkt, sie trug korallfarbene Seidenblusen mit Schulterpolstern und wallende Zobelpelze auf dem Weg von der Tür zum Taxi und hochtoupierte Haare und schimmernde Cocktailkleider zum Abendbrot.
Diese Welt der 80er - die ich manchmal vermisse, obwohl ich eigentlich zu jung bin, um mich wirklich an sie zu erinnern - findet sich noch in einer Vielzahl an vor allem amerikanischen Parfums, etwa von Estée Lauder oder Elizabeth Arden. Düfte sind das, die von einer Zeit erzählen, in denen es nichts Ehrfurcht Gebietenderes gab, als wenn der Kellner ein Tablett mit einem Telefon an den Tisch brachte und sagte: 'Sie werden dringend verlangt, Herr Direktor.' Was die Parfums dieser Jahre ausmacht, ist oft neben einer mehr oder weniger subtilen Seifigkeit - die man schrecklich finden kann oder wunderschön - eine ganz andere Interpretation von 'süß'. Süße Düfte der 80er sind selten mädchenhaft keck, sondern opulent und blühend arrangiert - denn florale Chypres sind sie meistens - und keine Gourmands.
Signature, die - tatsächliche oder vermeintliche - Duftsignatur der norwegisch-amerikanischen Geschäftsfrau Tova Borgnine, einer Art Urgestein des Teleshoppings - von der zu lesen ich neulich überrascht war, dass sie wohl tatsächlich erst fünfundsiebzig ist - berichtet authentisch aus jenen Jahren. Um seine Kopfnote macht er nicht viel Aufhebens, sondern fokussiert sich gleich auf sein pudrig rauschhaftes Blumenherz und seinen dramatischen, fast theatralischen Moschusfond, der viel mehr der einer Dame ist als 'nur' einer Frau. Wie Morgan Fairchild als Racine sich im halb geöffneten, kirschroten Seidenmantel vor dem flackernden Kaminfeuer auf einer Pelzdecke räkelt, während sie katzengleich fragt: 'Wesley, Darling - wirst du deine Stimmrechte nun auf mich übertragen?'
Fazit: ein Duft zum sich Fortträumen in die glamouröse (Serien-)Welt der 80er. Und für all diejenigen, die hier auf einen Kommentar unter Zuhilfenahme des französischen Dichters Jean Racine gehofft hatten (dem Racine wohl ihre Namensinspiration verdankte) - vielleicht nächstes Mal!
Morgan Fairchild verkörpert mehr als jede andere - na ja, außer vielleicht Linda Evans und Donna Mills - den Look und das Gesicht der 80er - und der (Stil-)Ära Ronald Reagans. Fuchsiafarbenen Lippenstift und schmeißfliegig blauen Lidschatten trug man auch diesseits des Atlantiks, aber ihr Stil und ihre ganze Attitude wirkten zumindest aus damaliger deutscher Sicht, wo das Maximum an Glamour in den 80ern das Traumschiff und die Schwarzwaldklinik waren, unglaublich 'New York City' und wahnsinnig weltgewandt und mondän. Racine war selbst in der Badewanne (wo sie Champagner trank oder telefonierte) mehrfarbig geschminkt, sie trug korallfarbene Seidenblusen mit Schulterpolstern und wallende Zobelpelze auf dem Weg von der Tür zum Taxi und hochtoupierte Haare und schimmernde Cocktailkleider zum Abendbrot.
Diese Welt der 80er - die ich manchmal vermisse, obwohl ich eigentlich zu jung bin, um mich wirklich an sie zu erinnern - findet sich noch in einer Vielzahl an vor allem amerikanischen Parfums, etwa von Estée Lauder oder Elizabeth Arden. Düfte sind das, die von einer Zeit erzählen, in denen es nichts Ehrfurcht Gebietenderes gab, als wenn der Kellner ein Tablett mit einem Telefon an den Tisch brachte und sagte: 'Sie werden dringend verlangt, Herr Direktor.' Was die Parfums dieser Jahre ausmacht, ist oft neben einer mehr oder weniger subtilen Seifigkeit - die man schrecklich finden kann oder wunderschön - eine ganz andere Interpretation von 'süß'. Süße Düfte der 80er sind selten mädchenhaft keck, sondern opulent und blühend arrangiert - denn florale Chypres sind sie meistens - und keine Gourmands.
Signature, die - tatsächliche oder vermeintliche - Duftsignatur der norwegisch-amerikanischen Geschäftsfrau Tova Borgnine, einer Art Urgestein des Teleshoppings - von der zu lesen ich neulich überrascht war, dass sie wohl tatsächlich erst fünfundsiebzig ist - berichtet authentisch aus jenen Jahren. Um seine Kopfnote macht er nicht viel Aufhebens, sondern fokussiert sich gleich auf sein pudrig rauschhaftes Blumenherz und seinen dramatischen, fast theatralischen Moschusfond, der viel mehr der einer Dame ist als 'nur' einer Frau. Wie Morgan Fairchild als Racine sich im halb geöffneten, kirschroten Seidenmantel vor dem flackernden Kaminfeuer auf einer Pelzdecke räkelt, während sie katzengleich fragt: 'Wesley, Darling - wirst du deine Stimmrechte nun auf mich übertragen?'
Fazit: ein Duft zum sich Fortträumen in die glamouröse (Serien-)Welt der 80er. Und für all diejenigen, die hier auf einen Kommentar unter Zuhilfenahme des französischen Dichters Jean Racine gehofft hatten (dem Racine wohl ihre Namensinspiration verdankte) - vielleicht nächstes Mal!
7 Antworten
Amadea70 vor 3 Jahren
Den Duft kenn ich noch nicht, aber deine Rezension zu lesen, war wirklich klasse. Ach ja, Denver Clan, Dornenvögel, Golden Girls, Miami Vice............und dann die Musik bei Miami Vice........Morgan Fairchild war wirklich ein durchtriebenes Luder in Flamingo Road.
Keltia vor 8 Jahren
Ich empfinde es wie Sonjoschka, Signature ist zu zart für die 80er. In dieser Zeit trug ich "Wuchtbrummen" wie Poison, Explosive, Balahé und Ispahan. Zu Frau Fairchild würde Giorgio Beverly Hills auch perfekt passen - oder eben besagtes Poison, spielte sie doch immer solche Giftspritzen. ;-)
Blauemaus vor 9 Jahren
Der Kommi ist lesenswert wie immer. Dufttechnisch gehe ich hier jedoch eher mit Sonjoschka konform. Ich finde, in die US-Serienwelt der 80er passen besser Düfte wie Giorgio Beverly Hills oder Red Door sowie 5th Avenue von Arden...
Seejungfrau vor 9 Jahren
Paper dolls/Serie - fast verwechselt mit dem Buch Valley of the dolls ;-) Tova - herrlich altmodisch!Ein Pröbchen hab ich noch.
Sonjoschka vor 9 Jahren
Aber Danke für die Reise in die Vergangenheit. Habe ich sehr gerne gelesen.
Sonjoschka vor 9 Jahren
Karussel der Puppen habe ich sehr gerne geschaut. Würde diesen Duft nicht mit Morgan Fairchild oder den 80ern verbinden. er ist zu brav und nicht opulent genug. Die 80er waren in allem übertrieben. Der hier ist zart.
Meggi vor 9 Jahren
Ich kenne nur: "1634 Racine - da hat ein Freund von mir gewohnt..."

